Ausgabe 1 / 2005 Bibelarbeit von Katrin Brockmöller

Rebekka – Erbin Abrahams

Von Katrin Brockmöller

Die Erzählung über die Brautwerbung Rebekkas (1. Mose/Gen 24,1- 67) beginnt mit der einleitenden Feststellung, dass Abraham nun zwar ein alter Mann, aber von Gott mit allem gesegnet ist. Das vorangegangene Kapitel berichtete vom Tod und der Bestattung seiner Frau Sara. So sind die LeserInnen vorbereitet auf das, was in Gen 25 kommen wird: der Tod Abrahams. Doch zuvor wird er sein Erbe regeln.

Was Abraham zu hinterlassen hat, sind die ihm zugesagten Verheißungen (Gen 12,1-3 u.ö.): Abrahams Nachkommen werden zu einem Volk werden, das im eigenen Land und im Segen Gottes lebt. Auch wenn es lange gedauert hat, die Verheißungen beginnen sich am Ende des Lebens zumindest ansatzweise zu verwirklichen. Abraham besitzt ein großes Vermögen, zumindest ein kleines Stück Land hat er für die Beerdigung seiner Frau rechtmäßig erworben, und die Generationenfolge ist durch seine Söhne ermöglicht. Was fehlt, ist eine Frau für Isaak, der die Verheißungen weitertragen soll. Von der Suche nach dieser Frau erzählt Gen 24. Im Anschluss berichtet Gen 25,1-11 vom Tod Abrahams. Die Verantwortung für die Verheißungen ist damit auf die zweite Generation der Erzeltern übergegangen.

Auf die entscheidende Frage: Wer ist die richtige Frau für Isaak? sind aufmerksame LeserInnen zu Beginn von Gen 24 vorbereitet. Just vor der Erzählung vom Tod der ersten Erzmutter Sara erhält Abraham Nachrichten von der weit entfernten Verwandtschaft (Gen 22,20-24). Seine Schwägerin Milka hat seinem Bruder Nahor acht Söhne geboren, dazu hat er mit einer Nebenfrau vier weitere Söhne – insgesamt zwölf(!). Im Vergleich für Abraham beschämend. Er sollte doch zu einem Volk werden… Das Erstaunlichste an diesem Stammbaum ist die Bemerkung, die an den Namen des jüngsten Neffen Abrahams angefügt ist: „Bethuel zeugte Rebekka.“ Neben der Schwägerin Milka ist diese Großnichte Abrahams die einzige Frau in dieser Liste. Zudem ist Bethuel der einzige Sohn, über dessen weitere Familiengeschichte gesprochen wird. Vergleicht man andere Genealogien der Genesis mit dieser, so fällt weiter auf, dass nur äußerst selten Töchter erwähnt, und noch seltener diese Töchter mit Namen genannt werden. Damit wird deutlich, dass hier der S tammbaum direkt auf Rebekka zuläuft. Die ganze Genealogie dient dazu, sie einzuführen und in der Familiengeschichte zu verorten. Den Namen dieser Frau Rebekka, so erkennen die LeserInnen an dieser Stelle, sollten sie sich merken. Diese Frau aus der Verwandtschaft und Großnichte Abrahams wird im Verlauf der weiteren Geschichte eine wichtige Rolle spielen.

Eine Frau für Isaak

Den Auftakt der Brautwerbung Rebekkas bildet ein Gespräch zwischen Abraham und seinem Knecht (Gen 24,1-9). Abraham nimmt ihm unter Eid das Versprechen ab, für seinen Sohn Isaak keine Frau von den Töchtern Kanaans zu nehmen. Und so schickt er ihn ins „Haus seines Vaters und zu seiner Verwandtschaft“, um von dort eine Frau für Isaak zu holen. Unter keinen Umständen darf Isaak selbst dorthin zurückkehren. Von diesem Eid ist der Knecht nur indem einen einzigen Fall entbunden, dass die Frau nicht mitkommen will. Schon dieser erste Abschnitt löst einige Fragen aus:

Warum muss Isaaks Frau aus der eigenen Verwandtschaft stammen?
Warum darf Isaak nicht zurück?
Warum findet Isaak nicht selbst seine Frau?

1. Offensichtlich wird in den Erzeltern-Erzählungen für die Hauptlinien eine
endogame Heirat (innerhalb der Großfamilie) bevorzugt. Die Verheißung soll (oder kann?) sich nur innerhalb der eigenen Großfamilie erfüllen. Nur die Nebenlinien heiraten exogam (außerhalb der Großfamilie): Abraham zeugt mit Hagar den Ismael. Damit ist eine erste Nebenlinie begründet. Ismael selbst heiratet ebenfalls exogam. Esau der erstgeborene Sohn Rebekkas, der nicht zum Verheißungsträger wird, schließt ebenfalls zwei exogame Ehen mit Töchtern Kanaans und eine weitere Ehe mit einer Frau aus der Familie Ismaels.
Die Träger der Verheißungen stammen zumindest in der ersten (Abraham und Sara) und in der zweiten Generation (Isaak und Rebekka) aus der Familie, die sich auf Terach zurückführt. Erst in der dritten Generation ist das Thema exo- bzw.  endogame Heirat nicht mehr so bestimmend. Jakob zeugt nicht nur mit den Töchtern seines Onkels Laban, mit Rahel und Lea Kinder, sondern auch mit deren Mägden Bilha und Silpa. Die Herkunft der Mägde ist dabei irrelevant – wichtig ist an diesem Punkt nur, dass sich die Volksverheißung erfüllt. Jakob und seine Frauen werden zu Eltern der symbolische Zahl von 12 Söhnen und einigen Töchtern (Gen 34; 37,35), die den Grundstock des Volkes Israel bilden. Je mehr die  Nachkommen Abrahams im Land „heimisch“ werden, destoweniger wichtig wird es, die kulturelle Eigenständigkeit durch endogame und nationalitätsinterne Eheschließungen zu stärken. Die Identität der Jakobssippe ist gefestigt durch ihre nun schon drei Generationen andauernde eigene Geschichte und ihr funktionierendes gemeinsames Projekt: die Erfüllung der Verheißungen.

2. Hier schließt sich sogleich die zweite Frage an: Warum darf Isaak auf keinen
Fall zurück? Selbst wenn die Erfüllung der an Abraham ergangenen Verheißungen noch aussteht, eine Rückkehr des Abrahamsohnes würde sie massiv gefährden. Auch wenn die Familie noch als Fremde im Land lebt: zurückzukehren bräche das Gottesversprechen, hieße, Gott nicht zu glauben und sich aktiv gegen den Willen Gottes zu stellen. Von daher ist Abraham sicher, dass Gott, der ihn aus seiner Heimat geholt hat, die Brautsuche für Isaak gelingen lassen wird. Interessanterweise ist das Verbot, ins Ursprungsland zurückzukehren, ebenfalls in der dritten Generation gelockert. Jakob verlässt auf der Flucht vor Esau zumindest für eine begrenzte Zeit das versprochene Land. Zuvor bekommt er in einem Traum die Zusage, dass die Verheißung des Landes bestehen bleibt und Gott ihn hierher zurückbringen wird (Gen 28,13.15). Nur in dieser Zusage kann er die Grenze überschreiten.

3. Bleibt die Frage, warum Isaak nicht selbst eine Frau suchen darf. Einmal sicher, weil er, um die richtige Frau aus der Großfamilie zu finden, das Land verlassen  müsste. Andererseits wohl erzähltechnisch auch, um die Wirkung der göttlichen Führung für diese Familie herauszustellen. Es ist theologisch gesprochen ein Wunder, dass der Knecht eben auf jene Frau trifft, die für Isaak wie prädestiniert ist. Dass eine Ehe durch einen Dritten vermittelt ist und sich die Brautleute vor ihrer Eheschließung nicht kennen, erscheint den meisten von uns heute fremd. Dennoch fallen uns sofort Geschichten von arrangierten Ehen, von Schwierigkeiten und Problemen, von Zwang und auch Gewalt ein – in unserem Kulturkreis meist als Anekdoten aus früheren Zeiten. Ohne Mitwirkung der Partner geschlossene Ehen vermuten wir häufig in ausländischen oder binationalen Familien – und es wirkt auf uns nicht nur fremd, sondern ist mit dem Makel einer „nicht richtigen“ Eheschließung belegt. Unterstellt werden unterschiedlichste, aber allesamt negativ bewertete Motive: nur um nach Deutschland zu kommen, nur um eine Ehe nach patriarchalen Muster zu führen, nur um…

Der 6. Familienbericht des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und
Jugend macht deutlich auf diese Vorurteile aufmerksam: „Heiratsmigration
vollzieht sich auch nach kulturellen Mustern, die den jeweiligen  Herkunftsgesellschaften entstammen. Hierzu kann … gehören, dass Ehen nicht unmittelbar Ausdruck ,romantischer Liebe' sind und auf der individuellen,  gegenseitigen Partnerwahl beruhen, sondern durch arrangierte Heiraten … oder unter Verwandten geschlossen werden. Dies hat in der breiten Öffentlichkeit … häufig Missverständnisse hervorgerufen. Begünstigt … auch dadurch, dass die Diskussion um die sog. Scheinehen im  Wesentlichen auf einer Unterscheidung von ,wahren'(legitimen)  und ,falschen' (illegitimen) Heiratsmotiven beruht. Dies hat alle nicht der Entwicklungslogik des mittel-europäischen Familienideals folgenden Ehen vorschnell und häufig zu Unrecht in den Verdacht einer ,Scheinehe' gebracht.“ (S. 88)
Ohne die durchaus vorhandene Problematik durch fremdbestimmte  Eheschließungen ausklammern zu wollen, scheint es sinnvoll, anzuerkennen, dass die „romantische“ Ehe nicht die einzig mögliche ist, natürlich unter der Voraussetzung, dass es im Eheschließungsprozess einen Entscheidungspunkt für beide Ehepartner gibt. In Gen 24,57-58 wird dies jedenfalls nachdrücklich festgehalten. Nachdem sich Abrahams Knecht und die Familie einig sind, wird Rebekka gefragt – und sie will gehen.

Dass ausgerechnet für Isaak, den Mann der zweiten Generation, eine Frau aus der „alten Heimat“ geholt wird, deckt sich mit der Beobachtung, dass  MigrantInnenfamilien gerade in der zweiten Generation häufig Ehen mit PartnerInnen aus dem Herkunftsland bevorzugen. Sowohl in der biblischen Geschichte als auch im modernen Kontext entscheidet sich offensichtlich in der
Generation der Kinder, ob das Leben im neuen Land unter gleichzeitiger Bewahrung der eigenen religiösen und/oder kulturellen Identität dauerhaft gelingt.

Die ideale Frau aus jeder Perspektive

Insgesamt werden die LeserInnen so durch die Geschichte der Erwartungen und Vorstellungen von der neuen Erzmutter geführt, dass am Ende Rebekka als die einzig mögliche und alle Bedingungen erfüllende Ehefrau für Isaak erscheint. Sie ist die ideale Frau aus jeder Perspektive:

Für Abraham soll die Frau keine Kanaaniterin sein, sondern sie soll aus der eigenen Verwandtschaft (Gen 24,3.4.7) stammen. Sie muss bereit sein, dem Knecht ins Land zu folgen.

Der Knecht übernimmt die Perspektive Abrahams: keine Kanaaniterin; aus Abrahams Verwandtschaft; kommt freiwillig mit ihm mit. Diese Bedingungen werden durch  eine Abmachung mit Gott erweitert: Die Frau muss aus der Stadt Nahors sein, sie muss zum Wasserschöpfen aus der Stadt heraus an den Brunnen kommen, sie darf des Knechtes Bitte um Wasser zum Trinken nicht abschlagen und soll darüber hinaus noch seine Kamele ohne Aufforderung tränken (Gen 24,12.45-46). Die Frau für Isaak muss also neben der richtigen Abstammung auch ihre Hilfsbereitschaft, Großzügigkeit und Verantwortung gegenüber den Tieren unter Beweis stellen. Als der Knecht eben jene Eigenschaften geprüft hat und Rebekka sich auf seine  Nachfrage auch noch als Tochter des Bethuel ausweist, fällt er dankbar vor JHWH nieder, der ihn geradewegs zur richtigen Frau geführt hat. Offen bleibt zunächst noch, ob die Frau mitgeht – diese Bedingung wird erst in Gen 14,58 eingelöst. In der Erzählung beschenkt der Knecht Rebekka sofort, nachdem sie die Kamele getränkt hat (Gen 24,22) – als seine Bedingungen erfüllt sind. In seinem Bericht vor der  Familie Rebekkas, erhält sie die Geschenke erst, als ihre Herkunft aus der Familie Bethuels geklärt ist (Gen 24,47). Nur damit sind die Bedingungen Abrahams, der ja die Geschenke schickt, erfüllt.

Gott verhilft sowohl den Erwartungen Abrahams als auch denen des Knechtes zur Erfüllung und bestätigt sie so indirekt.

Die ErzählerInnen der Geschichte fügen noch eine weitere Qualifizierung Rebekkas ein (Gen 24,16): Die junge Frau ist von schöner Gestalt, ledig und Jungfrau. Sie steigern damit die Erwartung, dass sie die passende Frau für Isaak sein wird. Eben eine ideale Braut. Vor allen Beteiligten erfahren die LeserInnen, dass die Frau, die zum Wasserschöpfen herauskommt, eben jene Rebekka aus Gen 22,20-24 ist.

Rebekkas Bruder Laban und ihre Mutter – der Vater Bethuel ist nach dem Stammbaum in Gen 20 von der Bildfläche verschwunden – können nach dem
Bericht des Knechtes kaum anders als das ganze Geschehen als Handeln Gottes zu interpretieren und einer Heirat zuzustimmen.

Von Isaak werden keine direkten Erwartungen berichtet. Er nimmt Rebekka zur Frau und führt sie ins Zelt seiner Mutter Sara. Damit bestätigt er sie als zweite Erzmutter.

Die eigentliche Hauptperson der Geschichte, Rebekka, spricht selbst nur einen einzigen kurzen Satz: „Ich gehe.“ (Gen 24,58) Ähnlich ihrer Familie scheint sie erkannt zu haben, dass hier ein von Gott gesegneter Lebensweg für sie bereit liegt. Diesen wird sie gehen und zwar – entgegen der Absicht ihrer Familie – sofort. Mit diesem Ausspruch übererfüllt sie die letzte noch offene Erwartung. Sie wird dem Knecht Abrahams ins fremde Land folgen, wie einst Abraham dem Ruf Gottes gefolgt ist.

Eine Frau wie Abraham

Rebekka wird in zweifacher Hinsicht als „Frau wie Abraham“ geschildert. Wie er
folgt sie dem göttlichen Ruf zum Aufbruch. Abraham antwortet auf die Stimme
Gottes, indem er geht (Gen 12,4). Als adäquate Schwiegertochter spricht Rebekka:
„Ich gehe.“
Eine zweite Beobachtung parallelisiert Abraham und Rebekka. Beiden wird in einem Segen Volkwerdung und Landbesitz verheißen. Vergleicht man den Segen, den die Familie Rebekka mit auf den Weg gibt, mit den Segensverheißungen an Abraham, fallen erstaunliche Gemeinsamkeiten auf: Rebekka wird im ersten Teil des Segens unzählige Nachkommenschaft zugesprochen (24,60) – inhaltlich genau das, was Abraham mehrfach von Gott zugesagt war. Der zweite Teil des Segens: „Dein Same soll das Tor seiner Feinde besetzen!“ entspricht in der Version für Rebekka beinahe wortwörtlich demjenigen für Abraham nach seiner Prüfung (Gen 22,17). Mit dem  Besetzen der Stadttore der Feinde“ erfüllen die Nachkommen Rebekkas die ebenfalls schon an Abraham ergangene Verheißung der Inbesitznahme des Landes. Der Eigentliche Erbe Abrahams ist nicht Isaak, sondern Rebekka. Sie muss wie er die Heimat verlassen, sie folgt dem göttlichen Anruf und sie bekommt die   Verheißungen von Nachkommen, Volk und Land zugesprochen.

Ein Perspektivenwechsel

Die Geschichten der Erzeltern führen zurück in die Anfänge Israels. Sie wollen erinnern, wie alles begann. Wie alle Geschichten haben auch sie eine Botschaft für die Zeit, in der sie erzählt werden, einen Beitrag zu einer aktuellen Diskussion zur Zeit des Erzählens.
Für die Zeit der Erzähler der Rebekkageschichte nach dem Exil ist diese Diskussion die sogenannte Mischehenfrage (vgl. Esr 9-10; Neh 13,23ff). Dürfen sich die IsraelitInnen, die nach Babylon verschleppt wurden und jetzt aus dem Exil zurückkehren, mit der im Land zurückgebliebenen Bevölkerung vermischen? Sind die jetzigen BewohnerInnen des Landes überhaupt „richtige“ IsraelitInnen? In diesem Horizont wird Abraham zum Stellvertreter für die erste Generation der Rückkehrer, die mit ihren Frauen und Familien ein neues Leben in der „alten“ Heimat begonnen haben. Vor allem für die zweite Generation wird die Frage brennend: Dürfen sie Frauen aus dem Land (=Kanaaniterinnen) heiraten oder sollen sie ihre PartnerInnen aus der eigenen Familie – von denen, die noch in Mesopotamien geblieben sind- holen?
Genau das vertritt die Erzählung von der Brautwerbung Rebekkas. Eine Frau für den Sohn des Pioniers, eine wahre Mutter Israels kann es nur in der eigenen Familie in Mesopotamien geben, auf keinen Fall unter den Kanaaniterinnen, unter denen, die im Land geblieben sind. Die „neu eingewanderten“ Rückkehrer verstehen sich als eigene Gemeinschaft, die sich abgrenzt von denen im Land. Ihnen wird das Land gehören, sie werden Israel neu aufbauen. Die scheinbare Heiratsmigration Rebekkas wird so zu einer Art Remigration in die „alte“ Heimat ihrer Familie. Sie kehrt in das Land zurück, das ihre Vorfahren verlassen mussten. Die Konflikte zwischen denen, die nach ihrer Vertreibung zurückkehren und denen, die immer da waren, sind vorprogrammiert. Und sie sind uns nur zu vertraut aus der aktuellen Politik – im eigenen Land, im Kosovo, in Palästina…

Also auch eine Geschichte für heute? Rebekka ist jedenfalls eine Frau, die Mut und Entscheidungskraft zu einem Aufbruch auszeichnen. Vertraut sie auf göttliche Führung, versteht sie sich als Bindeglied eines generationenübergreifenden Familienprojekts? Jedenfalls ist sie nur auf den ersten Blick eine „bloße“ Heiratsmigrantin, die in das Land des Mannes folgt. Die Gründe zu gehen sind vielschichtiger.

Bibelarbeit in der Gruppe

Zeit: bei 10-15 Teilnehmerinnen jede der beiden Einheit ca. 45 min.

Material: Kopien von Gen 24; Stifte in zwei Farben

Textarbeit
1.
Die Leiterin erzählt die Geschichte kurz nach. In einer ersten Runde äußern die Teilnehmerinnen ihre Vorstellungen von Rebekka: Was ist das für eine Frau…?

2. Die Teilnehmerinnen bearbeiten den Text:
– Unterstreichen Sie mit verschiedenen Farben alle Beschreibungen
und Bezeichnungen für Rebekka bzw. Isaak.
– An welchen Stellen in der Geschichte werden beide mit ihren Namen benannt?
– Aus welcher Perspektiven werden die Personen beschrieben?

3. Das Sammeln und Besprechen der Textbeobachtungen kann in die Fragen münden: Warum geht Rebekka? Welche Ängste und Hoffnungen wird sie mit sich tragen?

4. Die Gruppenleiterin erzählt die Interpretation Rebekkas als „eine Frau wie Abraham“. Das wird bei den Teilnehmerinnen unterschiedliche Reaktionen hervorrufen, die ausgesprochen und diskutiert werden sollten.

5. Die folgende Übung hilft den Teilnehmerinnen, sich positiv mit Rebekkas Entscheidungskraft zu identifizieren: Sie erinnern sich an eigene geglückte Aufbrauchsituationen, die bis heute ihr Leben prägen. Diese Erinnerung und das Erzählen werden sie als Stärkung und Ermutigung wahrnehmen.

Die Leiterin teilt den Teilnehmerinnen mit, dass sie eine ungewohnte Übung vorbereitet hat. Man braucht dazu Neugier und etwas von Rebekkas Mut. Sie führt die Übung etwa folgendermaßen ein:
Ich habe heute etwas ganz Besonderes mitgebracht – eine Kiste voll mit Bildern und Szenen aus eurem Leben. Und zwar handelt es sich um Momentaufnahmen von Situationen, in denen Ihr gehandelt habt wie Rebekka. In denen Ihr entschieden habt: Ich gehe! Das mache ich so und nicht anders. Diesen Weg will ich einschlagen… Ich werde die Kiste jetzt in unseren Kreis holen und die Bilder am Boden ausbreiten.

Die Leiterin steht auf, holt die imaginäre Kiste und stellt sie am Boden ab: Wie gesagt, in dieser Kiste sind Bilder aus wichtigen Entscheidungssituationen in Eurem Leben. Damals habt Ihr gesagt: Ich gehe… – Ich lege jetzt die Bilder am Boden aus  und Ihr könnt sie in Ruhe betrachten. Wenn Ihr alle angesehen habt, wählt bitte ein Bild aus, steht auf und holt es zu Euch an den Platz.

Die Leiterin greift in die imaginäre Kiste und legt die Bilder am Boden aus. Dann setzt sie sich und kann erneut zum Schauen und dann zum Auswählen eines Bildes auffordern. Hilfreich ist auch der Hinweis, beim Aufstehen möglichst nicht auf die Bilder am Boden zu treten! Wenn alle ein Bild genommen haben, sammelt die Leiterin die restlichen Bilder ein und legt sie zurück in die imaginäre Kiste. Die Kiste bleibt in der Mitte am Boden.
Die Leiterin sagt etwa: Betrachtet noch mal Euer Bild, erinnert Euch an die Situation, die Gefühle… – Wer mag uns sein Bild zeigen, uns erzählen, was man darauf sieht, welche Situation damit verbunden ist?

In der Erzählrunde ist wichtig, dass zunächst jede solange sie will von ihrem Bild erzählt. Danach sind Fragen aus der Runde gestattet.

Die Leiterin schließt, nachdem alle, die wollen, erzählt haben, mit: Entscheidet, ob Ihr Euer Bild behalten oder in die Kiste zurücklegen wollt.
Danach räumt die Leiterin die imaginäre Kiste wieder weg…

Hinweis für die Leiterin: Wenn Ihnen die Arbeit mit der rein imaginären Kiste und den erinnerten Bildern zu ungewohnt erscheint, können Sie die Erinnerung und das Gespräch auch mit einer Auswahl von realen Bildern unterstützen: mindestens 2 pro Teilnehmerin; Bilder von Frauen jeden Alters, aber auch abstrakte Bilder, Landschaftsaufnahmen o.ä.

6. Abschlussrunde: Wie geht es mir jetzt? Was möchte ich noch sagen? Wenn noch Zeit ist, kann die Gruppe sich noch mit der Frage beschäftigen: Welche  Verheißungen“ sind durch mein Handeln in dieser Situation erfüllt worden? Was ist durch diese Entscheidung möglich geworden, das noch heute mein Leben prägt?

Literatur
Irmtraud Fischer, Gottesstreiterinnen, Biblische Erzählungen über die Anfänge Israels, Stuttgart u.a. 2000

Dr. Katrin Brockmüller war Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Altes Testament der Universität Passau und arbeitet jetzt als Bildungsreferentin an der Landvolksschule St. Gunther in Niederalteich.

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