Ausgabe 1 / 2005 Material von Martti Haavio

Der Schmied und der Müller

Von Martti Haavio


Aber in der Welt war Herodes Herr und Kaiser. Und er sagte zu seinen Kriegsknechten: „Geht das Jesuskind suchen und tötet es.“

Da suchten die Kriegsknechte das Jesuskind, und sie töteten alle Knaben, die in dem Jahr geboren waren. Aber die Jungfrau Maria verbarg ihren Sohn, und sie fanden ihn nicht. Und sie ging fort in andere Länder, und die Kriegsknechte verfolgten sie.

Die Jungfrau Maria floh und floh, auf ihrem rechten Arm ihren Sohn. Am Weg war eine Schmiede. Die Jungfrau Maria ging in die Schmiede. „Verbirg mich, verbirg das Kind“, sagte die Jungfrau Maria zu dem Schmied. „Unsere Mörder kommen.“ Der Schmied sprang in der Schmiede von einer Ecke in die andere, verbrannte sich die Hände und schrie. Das hörten die Verfolger, und sie kamen in die Schmiede. Die Jungfrau Maria floh aus der Schmiede und sagte zu dem Schmied: „Und wenn die ganze Welt voller Reichtümer wäre, so sollt ihr Schmiede doch immer arm bleiben.“ Und seitdem sind alle Schmiede arm.

Die Jungfrau Maria floh und floh, auf ihrem rechten Arm ihren Sohn. Am Weg war eine Mühle. Die Jungfrau Maria ging in die Mühle. „Verbirg mich, verbirg das Kind“, sagte die Jungfrau Maria zu dem Müller. „Unsere Mörder kommen.“
Der Müller verbarg das Kind zwischen den Säcken und segnete es. Und die Verfolger kamen in die Mühle, aber sie konnten das Kind nicht finden, weil es mit einem Segen zwischen die Säcke gelegt worden war. Und die Jungfrau Maria sagte zu dem Müller: „Ihr Müller sollt immer reich sein.“ Und seitdem sind alle Müller reich.


aus: Die Vögel des Schöpfers und andere karelische Legenden
Illustration: Paul Zimmermann
© Evangelische Verlagsanstalt GmbH Berlin 1967

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