Alle Ausgaben / 2005 Andacht von Gesine Boerma

Damit Israel aufblüht

Andacht zu Hosea 14,2-9

Von Gesine Boerma


2
Kehr um, Israel, zum Herrn, deinem Gott! Denn du bist zu Fall gekommen durch deine Schuld.
3 Kehrt um zum Herrn, nehmt Worte (der Reue) mit euch und sagt zu ihm: Nimm alle Schuld von uns und lass uns Gutes erfahren! Wir danken es dir mit der Frucht unserer Lippen.
4 Assur kann uns nicht retten. Wir wollen nicht mehr auf Pferden reiten und zum Machwerk unserer Hände sagen wir nie mehr: Unser Gott. Denn nur bei dir findet der Verwaiste Erbarmen.
5 Ich will ihre Untreue heilen und sie aus lauter Großmut wieder lieben. Denn mein Zorn hat sich von Israel abgewandt.
6 Ich werde für Israel da sein wie der Tau, damit es aufblüht wie eine Lilie und Wurzeln schlägt wie der Libanon.
7 Seine Zweige sollen sich ausbreiten, seine Pracht soll der Pracht des Ölbaums gleichen und sein Duft dem Duft des Libanon.
8 Sie werden wieder in meinem Schatten wohnen; sie bauen Getreide an und gedeihen wie die Reben, deren Wein so berühmt ist wie der Wein vom Libanon.
9 Was hat Efraim noch mit den Götzen zu tun? Ich, ja ich, erhöre ihn, ich schaue nach ihm. Ich bin wie der grünende Wacholder, an mir findest du reiche Frucht.
(Hosea 14,2-9 nach der Einheitsübersetzung)

Worte bilden den Abschluss des Hoseabuches. Einen versöhnlichen Abschluss – denn vorher ist in vielen Texten immer wieder die Rede vom Abfall des Volkes Israel von Gott und vom Ringen Gottes um sein Volk. Harte Worte fallen da, aber immer wieder ist auch von der Liebe die Rede, der Liebe Gottes zu seinem Volk.

Auch aus den Worten des hier vorliegenden Textes spricht die Liebe. Allerdings werden die Verfehlungen des Volkes noch einmal genannt. Nichts wird einfach zugedeckt, so nach dem Motto: „Schwamm drüber, wir tun so, als sei nichts gewesen.“ In der Bußliturgie (Verse 3b+4) wird ausgesprochen, was sich Israel geleistet hat:

– Assur kann uns nicht retten: Das Volk hat sich auf falsche Helfer verlassen, sie haben sich die falschen Koalitionspartner ausgesucht – und sind damit gescheitert.
– Wir wollen nicht mehr auf Pferden reiten: Steitrosse sind gemeint. Das Volk hat sich auf seine militärische Stärke verlassen, hat sich mit kriegerischen Mitteln behaupten wollen – und ist damit gescheitert.
– …und zum Machwerk unserer Hände sagen wir nie mehr: Unser Gott. Sehr modern klingt diese Aussage. Auch in unserer Zeit gilt, was man wie „händelt“ und womit man handeln kann. Wer hat was und wie gemacht? Wer hat was geleistet, geschafft? „Made in Germany“, „made by…“: Das Label sagt etwas aus über den Wert.
Hosea fordert sein Volk noch einmal auf: „Kehrt um! Schaut kritisch auf eurer Verfehlungen, nehmt sie wahr, denn nur so gelangt ihr zur Einsicht und könnt Gott um Vergebung bitten. Besinnt euch auf das Wesen Gottes, bei dem der Verwaiste – der Mensch, der alleine dasteht – Erbarmen findet.

Dann spricht Gott selber zu dem Volk: „Ich will sie heilen. Ich will sie lieben!“
Wie das aussehen kann, wird in wunderschönen Bildern beschrieben: Gott wird sein wie der Tau, der sich morgens auf die Pflanzen legt, sie benetzt, um ihnen Frische und Leben zu geben. Darunter kann das Volk aufblühen wie eine Lilie. Die Lilie ist in der Bibel eine besonderer Blume. Bei Matthäus heißt es: „Selbst Salomo in all seiner Pracht war nicht gekleidet wie eine von ihnen.“ Die Lilie ist das Symbol für einen geliebten Menschen.

Nicht nur, dass das Volk unter der Liebe Gottes aufblühen wird. Die Menschen werden auch neue Wurzeln schlagen und damit festen Halt bekommen. Das Volk wird sein können wie der wald- und wasserreiche Libanon, der in der Bibel als Ursymbol für Fruchtbarkeit und Lebenskraft steht. Neue Kraft wird ihnen zuwachsen, neue Triebe werden aus ihnen hervorgehen.

Viel mehr noch! Israel soll so schön und kräftig werden wie der König unter den Bäumen: der Ölbaum. Der Ölbaum ist robust, spendet Schatten, bringt schönes Holz und vor allem viele Früchte, deren Öl als Heilmittel, Lebensmittel, Kosmetikum und auch als Brennstoff verwendet werden kann. So, wie ein großer Wald einen besonderen, erfrischenden Duft verströmt, so wird auch Israel einen Geruch von Neuem und Angenehmem verströmen. Die Verbindung zu Gott wird aus ihnen zu riechen sein. Was brauchen sie Ersatzgötter wie die damals verehrten kanaanäischen Baumgöttinnen? Gott selbst ist für sie wie der Baum, in dessen Schatten sie sich bergen können. Und er kann ihnen alles geben. Er hört auf die Bitten und das Flehen seines Volkes, schaut nach ihm, kümmert sich um seine geliebten Menschen.

Was brauchen sie, was brauchen wir mehr?

Zur Weiterarbeit: Wer möchte, kann nach der Andacht mit der Gruppe den Bildern des Textes „mit allen Sinnen“ nachspüren. Dazu können die genannten Früchte und Blumen mitgebracht und angeschaut, gerochen, und geschmeckt werden. Oder die Teilnehmenden könnten erzählen, welche Sinne die Bilder bei ihnen besonders angerührt haben, welche Geschichten und Erlebnisse ihnen bei den Bildern in den Kopf kamen.

Gesine Boerma ist Pastorin in der Evangelisch-reformierten Gemeinde Dykhausen-Neustadtgödens und Mitglied in der Arbeitsgruppe ahzw.

Ausgabenarchiv
Sie suchen eine Ausgabe?
Hier entlang
Suche
Sie suchen einen Artikel?
hier entlang