Alle Ausgaben / 2006 Material von Kerstin-Schmale Gebhard

Wie das Land nach dem Winter

Von Kerstin-Schmale Gebhard


Wie das Land nach dem Winter ist mein Herz.
Ich sehne mich nach Farben, nach Düften und Melodien.

Ich habe Ahnungen vom Leben in mir,
von dem, wie es sein könnte – Leben.
Ich spüre: „Alles ist möglich,
wenn ich nur darauf vertraue“.

Aber da ist auch das Zögern, das Zweifeln.
Die Angst vor dem ersten Schritt.
Was gibt mir die Kraft ihn zu tun?
Wer wird ihn mit mir gehen?

Wie das Land nach dem Winter,
wenn es sich öffnet unter den Strahlen der Sonne,
so öffnet sich mein Herz.
Was ich schützen wollte unter hartem Eis,
darf an das wärmende Licht.
Was verborgen in mir schlummert,
darf aufwachen zum Leben.

Im warmen Licht des Frühlings kann ich anschauen,
wovon ich mich verabschieden will.
Das frische Wasser an Ostern will mit sich hinwegschwemmen,
was sich angesammelt und mich belastet hat.

Die Frühlingssonne macht vor keinem noch so dunklen Tal
meiner Seele Halt.
Sie erreicht auch die unzugänglichste Kluft.
Und meine versiegten Quellen dürfen wieder sprudeln.
Dann kann ich staunen, wie viel in mir steckt.

Und dankbar erfahre ich:
Der Abschied vom Vergangenen
macht den Weg frei für neues Leben.

Kerstin Schmale-Gebhard

aus:
Jutta Schnitzler-Forster/
Kerstin Schmale-Gebhard,
Ein Jahr für die Sinne
© Kösel-Verlag
München 2004

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