Ausgabe 1 / 2011 Artikel von Hanne Finke und Simone Kluge

Für mich selbst das Richtige

Wege zu angemessenen Gesundheitsmaßnahmen

Von Hanne Finke und Simone Kluge


Was ist gut für mich? Wann fühle ich mich gesund? Tue ich spontan das Richtige – oder lasse ich mich durch andere anregen, überzeugen, manipulieren?

Der Markt ist voll von Gesundheitsratgebern. Sie füllen die Regale der Buchhandlungen, in keiner (Frauen-) Zeitschrift dürfen sie fehlen. Wollte eine all die guten Ratschläge befolgen, sie käme zu nichts anderem mehr. Wie soll ich da eine Balance finden, wissen, was gut für mich ist?

Über die Medien werden wir mit einer Flut von wissenschaftlichen und pseudowissenschaftlichen Erkenntnissen zur Gesundheitsförderung konfrontiert. Einerseits sind diese Veröffentlichungen hilfreich, andererseits verwirrend und mitunter weit entfernt von dem, was Frauen zu ihrem Heilsein im ganzheitlichen Sinne brauchen. Den Nutzerinnen bleibt es überlassen, was sie mit diesen Informationen anfangen. Die persönliche Verantwortung wird für die Vermarktung genutzt – und viele fühlen sich moralisch unter Druck gesetzt.

Was tun? Zweifellos ist unser persönliches Bemühen um unsere Gesundheit wertvoll. Aber eine Balance zwischen Körper und Seele, zwischen den Anforderungen des Alltags und den eigenen Bedürfnissen zu finden ist nicht leicht.

Wir wollen Frauen ermutigen, das je eigene Gute für ihre Gesundheit zu finden, die Anforderungen von außen zu erkennen und gelassen damit umzugehen. Zugleich geht es aber auch um den Mut, etwas auszuprobieren, und die ganz persönlichen Kompetenzen zu stärken. Hören wir vier Frauen zu, die Antworten auf die Frage suchen, welche Maßnahme zur Gesundheitsförderung für sie im Moment die richtige sein könnte.


Petra, Elvira, Friederike, Rosi

Friederike und Rosi stehen auf dem Markt zusammen. Elvira geht auf sie zu…

Elvira: Hallo Friederike, hallo Rosi! Euch habe ich ja lange nicht gesehen, wie geht's denn so?
Rosi: Och, ganz gut, habe mich gerade eben für den neuen Volkshochschulkurs „Fitness by the way“ angemeldet. Das ist was ganz Neues, da lernst du, wie du an jedem Tag der Woche ein anders Modul anwendest. Das muss ich unbedingt ausprobieren.
Elvira: Also, das könnte ich mir für mich gar nicht vorstellen, ich lasse einfach für einige Wochen Schokolade und Kuchen weg und esse viel Gemüse und Obst.
Friederike: Du willst mir doch nicht erzählen, dass das ausreicht, um in Form zu kommen? Ohne etwas Anstrengung und Einsatz geht es bestimmt nicht!
Elvira: Da gebe ich dir Recht, aber mir wird das mit meinem Job und den Kindern oft schon so zu viel  und dann noch jeden Tag Programm?
Rosi: Gesundheitsbewusste Ernährung – das ist es. Deshalb mache ich auch dieses Programm aus der Krankenkassenzeitung mit, ist ganz leicht. Dann spare ich mir die ewige Planerei.
Petra (kommt dazu): Das trifft sich ja gut, ihr drei! Ihr seid ja so ins Gespräch vertieft, was gibt's denn Neues?
Elvira: Hey, Petra, wir versuchen gerade herauszufinden, was das Beste ist, um möglichst gesund zu bleiben.
Petra: Das kann doch nicht so schwierig sein. Das Wichtigste ist doch, dass wir Frauen versuchen, aus dem Alltagsstress herauszukommen, oder?
Friederike: Was schlägst du denn vor?
Petra: Wisst ihr, ich sehe ja durchaus, dass viele Frauen so eingebunden sind mit Beruf, Kindern, Pflege von Angehörigen oder eben auch Ehrenamt. Vielleicht ist es gut, zu gucken, was jede sich zumuten will? Und seelische Belastungen kommen doch manchmal richtig schleichend daher.
Rosi: Damit sind wir also wieder am Anfang unseres Gesprächs. Jede Frau muss doch mal ein bisschen was für sich selbst tun, vor allem, wo es so viele tolle Möglichkeiten gibt.
Friederike: Etwas für sich tun – ja. Doch alles auf einmal geht nicht. Damit habe ich mich ziemlich unter Druck gesetzt, dies noch und das und jenes. Aber seitdem ich mich für regelmäßigen Sport entschieden habe, geht's mir besser.
Elvira: Das stimmt, wir werden ja richtig zugeschüttet mit all dem, was ganz wichtig ist. Du meine Güte – ich finde es wirklich schwer, sich zu beschränken. Früher habe ich dauernd irgendeine Diät gemacht, heute ist mir die Qualität von Nahrungsmitteln viel wichtiger. Manchmal ist mir das zwar auch zu teuer, aber dann gibt's eben keine Extras.
Rosi: Ach, wisst ihr, es gibt doch noch ganz andere Probleme. Ich denke gerade daran, dass es manchen Frauen oft psychisch nicht gut geht, oder sie sogar eine Depression haben.
Petra: Da wäre es gut, wenn die Frauen sich Hilfe suchen würden! Meine Freundin hat sich lange nicht getraut, das zu tun. Ich habe sie dann am Anfang begleitet und heute ist sie so froh, dass sie die Therapie gemacht hat.
Friederike: Da fällt mir ein, dass meine Cousine vor einem Jahr diesen Bandscheibenvorfall hatte. Dadurch ist man ja ganz schön eingeschränkt, meistens sogar auf Dauer. Die war immer schon froh, wenn sie mal keine Schmerzen hatte, dann lebte sie richtig auf.
Aber wirklich gut geht's ihr trotz der Schmerzen erst, seit sie angefangen hat, neben der Krankengymnastik auch meditativen Tanz zu machen. Da ist ja auch ganz viel für die Seele dabei.
Petra: Meine Seele braucht manchmal auch den Körper, dieses Freiwerden im Kopf, da macht ab und zu auspowern richtig Lust, finde ich. Rufst du mich nächste Woche mal an, Friederike? Dann gehe ich mit dir walken.
Elvira: Oh, dann verabreden wir uns auch mal, Rosi, ich bin ja doch ein bisschen neugierig auf dieses Programm deiner Krankenkasse, da hätte ich wohl Spaß dran!

Vier Frauen und die Frage, welche Maßnahme zur Gesundheitsförderung für sie selbst momentan richtig ist: Was hat sich für mich bewährt? Worauf kommt es mir an? Was brauche ich, um mich gesund zu fühlen?

Im Gespräch wird deutlich, dass sich die Antworten je nach Typ, Lebenszusammenhang, Alter, Erfahrungen und Bedürfnissen unterscheiden. Vielfach sind es Gewohnheiten, positive und negative Erfahrungen, neu hinzugewonne Erkenntnisse und Motivation, die unsere Einstellung zu gesundheitsförderndem Verhalten prägen. Die Gesundheit der einzelnen ist eingebettet in die sozialen Strukturen, in denen sie sich befinden. Viele Faktoren, etwa unser Einkommen, beeinflussen unser Leben und nicht unwesentlich auch unsere gesundheitliche Verfassung. So werden eben auch ganz vielfältige Möglichkeiten der Gesundheitssorge genutzt.

Hinzu kommt, dass jede ihre ganz eigene Geschichte, ihre persönlichen Lebens- und Verhaltensmuster, spezielle Fähigkeiten und auch Grenzen und Vorurteile hat. Und das bedeutet für jede einzelne, ihren persönlichen Weg zu finden und zu entscheiden, ob, wann, wo und wie sie ihn gehen will.


Für die Arbeit in der Gruppe

Ziel
Das Gespräch der vier Frauen kann dazu anregen, über verschiedene Modelle zu Erhalt oder Wiedergewinnung der Gesundheit nachzudenken und zu reflektieren, welche Maßnahmen im eigenen Leben bisher förderlich waren, wie sich diese im Laufe des Lebens verändert haben, welche Maßnahmen und Strategien zur Zeit greifen oder noch der Ergänzung bedürfen.


Material
– für die Gestaltung der Mitte: Gesundheitsratgeber, Fitnessschuhe, Kochbuch für gesunde Ernährung, frisches Obst und Gemüse, eine Klangschale o.ä.
– 4 Plakate mit je einer Aufschrift: körperliche Fitness, psychische Gesundheit, aktuelle Ratgeber, gesundheitsbewusste Ernährung; Eddings


Ablauf
– Einführung ins Thema anhand der Einleitung dieses Beitrages (siehe S. 56)

– Bevor wir hören, was uns vier Frauen zu sagen haben, lassen Sie uns selbst kurz austauschen, was uns zu körperlicher Fitness, psychischer Gesundheit, aktuellen Ratgebern oder gesundheitsbewusster Ernährung einfällt.

In jeder Ecke des Raumes hängt ein Plakat, auf dem je einer dieser Begriffe steht. Die Frauen ordnen sich je nach persönlicher Neigung einer Ecke zu und kommen dort ins Gespräch. Nach 3-5 Minuten ertönt ein Klangsignal und die Frauen wechseln die Gruppe nach Wahl. (2x wechseln, vorher ansagen)

– Vortrag des Gesprächs mit verteilten Rollen (Personen vorher ansprechen)

– Die Frauen arbeiten die Beweggründe von Elvira, Petra, Friederike und Rosi für die Wahl ihrer je eigenen Methode heraus. Dabei werden die Plakate der voraufgegangenen 4-Ecken-Methode in der Gruppe ergänzt.

– Input der Leiterin: Die Wahl der Methoden ist abhängig von Typ, Lebenszusammenhang usw. (Vgl. die drei Absätze nach dem Gespräch, oben Seite 58)

– Austausch in Kleingruppen:
Wie hat sich mein Gesundheitskonzept im Laufe meines Lebens gewandelt (als Jugendliche, als junge Erwachsene, als Berufstätige, Hausfrau, Mutter, Rentnerin)? Wann war das Thema Gesundheit für mich wichtig, wann weniger?
Wie habe ich mich informiert, was habe ich ausprobiert? Welche Erfahrungen habe ich dabei gemacht?
Welche Maßnahme(n) zur Gesundheitsförderung sind für mich selbst momentan richtig? Was hat sich für mich bewährt? Was sind momentan meine Hauptbedürfnisse? Worauf kommt es mir mittlerweile besonders an?

– Blitzlicht-Runde:
Was ist mir durch die heutigen Gespräche bewusst geworden? Was nehme ich als Anregung mit nach Hause?

– Abschluss
Lasst uns miteinander beten:
Gütiger Gott,
du schenkst mir mein Leben immer wieder neu.
Wie viele Kinderkrankheiten habe ich bereits überwunden!
Du gabst mir Menschen, die mich begleiteten und für mich sorgten, wenn das Fieber stieg.
Doch neue Herausforderungen begegnen mir,
auch Enttäuschungen auf der Suche nach Heilung und Ganzheit.
Schenke du mir deine Begleitung und weise Ratgeber und Ratgeberinnen,
die mir helfen meinen Weg zu finden.
Gib mir den Mut und die Kraft, immer wieder neu zu beginnen.
Gütiger Gott,
hilf allen Menschen, die auf der Suche nach Heilung und Ganzheit sind.
Du bist die Quelle des Lebens
und in deinem Lichte sehen wir das Licht. Amen

Lied: Komm, o komm, du Geist des Lebens (EG 134) oder: Heil'ger Geist, du Tröster mein (EG 128) oder: O Heil'ger Geist, kehr bei uns ein (EG 130)


Hanne Finke, 58 Jahre, zwei erwachsene Kinder, ist Erzieherin und Dipl. Pädagogin. Sie arbeitet bei der Stadt Springe in der Sozialarbeit und beim Familienbüro. Ehrenamtlich ist sie Landesbeauftragte im Frauenwerk der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers.

Simone Kluge, Jg. 1972, ist Pädagogisch-theologische Mitarbeiterin der Ev. Frauenhilfe LV Braunschweig und – wie auch Hanne Finke – Mitglied im Redaktionsbeirat ahzw.

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