Ausgabe 1 / 2015 Material von Nicole Piroth

Die Kirche, Ihre Mitglieder und das Geld

Von Nicole Piroth


Die verschiedenen Aufgaben, Arbeitsfelder und Einrichtungen der Evangelischen Kirche in Deutschland und ihrer Gliedkirchen verursachen jährlich Kosten von fast 10 Milliarden Euro. (Die Einrichtungen der Diakonie finanzieren sich anders, hier sind Leistungsabrechnungen – insbesondere über Krankenkassen – ein tragendes Element.) Mit welchen Finanzquellen wird eigentlich die kirchliche Arbeit finanziert? Es sind vor allem drei große Finanzierungs-Säulen:

1. die Einnahmen aus Kirchensteuern sowie Kollekten, ­Opfern und Spenden,
2. Leistungsentgelte, d.h. eigene Vermögenseinnahmen (Mieten, Pachten, Kapitalerträge) und Einnahmen aus kirchlichen Dienstleistungen (bspw. Elternbeiträge in Kindereinrichtungen, Schulgeld, Friedhofswesen),
3. Fördermittel und Zuschüsse von Dritten (meist Zuschüsse des Staates und der Kommunen für Leistungen im Interesse der Gesellschaft, insbesondere für Kindertagesstätten und andere Bildungseinrichtungen, Denkmalpflege u.a.).

Hauptsächlich – nämlich zu rund 50 Prozent – wird die kirchliche Arbeit durch ihre Mitglieder getragen, mit etwa 45 Prozent stellen die Kirchensteuereinnahmen die Hauptsäule der kirchlichen Gesamteinnahmen dar, danach folgen mit weiteren 5 Prozent zusätzlich monetäre Leistungen der Mitglieder wie freiwilliger Gemeindebeitrag, Spenden, Kollekten usw. Mit jeweils 20 Prozent an den kirchlichen Gesamteinnahmen sind die Entgelte für kirchliche Dienstleistungen beteiligt sowie die Fördermittel und Zuschüsse von Dritten. Hinzu kommen sonstige Einnahmeposten kleineren Umfangs, bspw. aus Darlehen oder Rücklagen.

Den größten Anteil an den Ausgaben haben die Bereiche Pfarrdienst, Seelsorge und Verkündigung, Religionsunterricht sowie allgemeine Gemeindearbeit und übergemeindliche Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Zusammen mit den Ausgaben für besondere kirchliche Dienste und den Bereich der Gemeindediakonie, zu dem auch die evangelischen Kindertagesstätten zählen, entfällt auf den Bereich der direkten Leistungen und Dienste am Menschen mit 5,8 Milliarden Euro mehr als die Hälfte der jährlichen Gesamtausgaben. Überwiegend handelt es sich dabei um Personalkosten.

Wer entrichtet wie viel Kirchensteuer?
Kirchensteuerpflichtig sind in Deutschland alle getauften Kirchenmitglieder mit Wohnsitz in Deutschland, die Lohn- oder Einkommenssteuer bezahlen (dies gilt auch für ausländische Beschäftigte, die Mitglied der Kirche sind. (…) Nur 43 Prozent aller Steuerpflichtigen sind zugleich auch Kirchensteuerzahler. In der evangelischen Kirche sind etwas weniger, nämlich etwa die Hälfte aller Mitglieder lohn- und einkommensteuerpflichtig, doch nur ein gutes Drittel aller Evangelischen entrichtet auch Kirchensteuer. Wie kommt es zu dieser Diskrepanz? Wie viel Kirchensteuer jemand bezahlt, hängt vom Umfang des Einkommens, der Steuerklasse und der Kinderzahl ab. Steuerpflichtige mit niedrigem Einkommen und eigenen Kindern bezahlen häufig überhaupt keine Kirchensteuer, wie das Schaubild „Wer zahlt wie viel?“ zeigt.

Im Durchschnitt aller evangelischen Kirchenmitglieder betrug im Jahr 2012 rein rechnerisch die jährliche Steuerlast pro Gemeindeglied 195,79 Euro. Dabei leisten allerdings den Hauptbeitrag die wohlhabenderen Kirchenmitglieder, während bspw. Rentner oder Geringverdienende im Allgemeinen nur durch freiwillige Spenden und Kollekten einen Anteil zur Finanzierung kirchlicher Arbeit leisten.

Quellen:
Jan Hermelink, Thorsten ­Latzel (Hg.), Kirche empirisch.
Ein Werkbuch, Gütersloh 2008
Claudia Schulz, Eberhard Hauschild, Eike Kohler, Milieus praktisch, Göttingen 2008


Tabellen aus:
Ev. Kirche in Deutschland
Zahlen und Fakten zum kirchlichen Leben (2014)
S. 36 und 37
Download unter:
www.ekd.de/download/zahlen_und_fakten_2014.pdf

aus:
Praxis Gemeindepädagogik
Zeitschrift für Evangelische Bildungsarbeit
Ausgabe 4/2013
S. 48-52

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