Ausgabe 2 / 2016 Andacht von Dagmar Krok

Und Gott war das Wort

Andacht zum Johannesprolog Joh 1,1-5.15

Von Dagmar Krok

Wir kommen zusammen im Namen der Ewigen,
die da war, die da ist und die da sein wird;
im Namen Jesu, der uns liebevoll zeigt,
wie wir miteinander leben können;
im Namen der Kraft, die in Gottes Geist ihren Ursprung hat,
und uns immer wieder neue Anfänge wagen lässt.

Gemeinsam begrüßen wir die Ewige in unserer Mitte:

Gott, DU bist mir Vater und Mutter.
Ich komme zu DIR,
zu DIR kann ich kommen,
so wie ich bin.

Ich komme zu DIR,
DU bist immer schon da.
DU siehst mich und erkennst mich.
Bei DIR kann ich sein.
Nimm mich in die Arme.
DU bist mein Trost.

DEIN Wort versuche ich zu hören
und in mein Leben zu bringen.
Die Menschen mit mir schaue ich an
und versuche sie zu erkennen.
Für mein Leben versuche ich zu danken,
so wie es ist.

Amen1

Lied:
Ausgang und Eingang (EG 175)

Ich lade Sie heute ein, sich mit den ersten Versen des Johannesevangeliums auseinanderzusetzen.

Sprechmotette:
Die Texte sollten in verteilten Rollen aus der Mitte der Gruppe heraus laut und langsam gelesen werden.

A: Im Anfang war das Wort
B: im Anfang…
C: das Wort?
D: Wortspiel
E:  Zauberwort
D:  kluge Worte
C:  Wortschöpfung
A:  Im Anfang war das Wort
B:  und das Wort war bei Gott
D:  kluge Worte
E:  Zauberwort
D:  ewige Worte
C:  Wortspiele
A:  Dein Wort ist meines Fußes Leuchte
B:  unser Gott schweigt nicht
E:  Wort für Wort
A:  Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott
B:  und Gott war das Wort
C:  wörtlich nehmen
D:  Ich gebe dir mein Wort
E:  kluge Worte
A:  und das Wort war bei Gott
C:  Ein gutes Wort einlegen
E:  Du hast mein Wort
D:  Liebesworte
C:  Wortschöpfung – Schöpfergeist – Geistreich – Reich Gottes – Gottes Wort

Im Anfang war das Wort
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis. (…) Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. (Johannes 1,1-5.14)

So beginnt und entfaltet sich das Johannesevangelium. In wenigen Worten ist alles Wesentliche gesagt, die Botschaft des Evangeliums schon einmal fokussiert ausgesprochen. Wie bei einem Feuerwerk erstrahlt hier für einen kurzen Moment die ganze Geschichte und Beziehung Gottes mit uns Menschen. Wie beim Feuerwerk das Glitzern und Funkeln uns staunen lassen, entführen hier die Worte in eine andere Dimen­sion, lassen erahnen, dass es um Großartiges geht. Hier versucht jemand, das ganze Lebensmysterium mit Hilfe von wenigen Worten auszudrücken. Das Verstehen dieser Worte braucht Zeit.

Erstaunliches ist hier aufgeschrieben. Im Anfang war das Wort … – Wenn es darum geht, eine besondere Geschichte zu erzählen, steht am Anfang die Frage: Wo beginnen, damit alle verstehen, was Wichtiges geschehen ist? Johannes hat sich entschieden, ganz vorn zu beginnen, um die Geschichte Gottes mit uns Menschen zu erzählen. Die Worte erinnern an die allerersten Worte der Bibel, die von der schöpferischen Kraft Gottes berichten. Von Anfang an war sie in Finsternis und Leere da. Die Kraft, die Licht und Leben schafft – diese Kraft ist das Allererste und der allerinnerste Kern aller Dinge.

Und das Wort ward Fleisch …
Zum Ende des Johannesprologs folgt dann, dem Feuerwerk gleich, der besondere Abschluss: „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns …“. Das Erste und Ferne und Kraftvolle kommt plötzlich ganz nah. Die Schöpferkraft Gottes erhält Fleisch und Blut, Angesicht und Körper. Und einen Namen: Jesus. Das Wort, das, was der allerinnerste Kern und das allerinnerste Lebensprinzip ist, wird Mensch. Gott ist es, der uns entgegenkommt. Denn die Lebendige will ja die Menschen erreichen. Gott ist nicht stillstehende Ewigkeit, sondern ewige Bewegung. Eine Bewegung, deren Ziel die Begegnung ist, weil sie liebt. Aus Sehnsucht hat die Lebendige Himmel und Erde geschaffen, und eine jede, einen jeden von uns.

Das Wort, das Mensch geworden ist, ist die persönlichste Zusage Gottes an uns: Ich bin in dieser Welt – in deiner Welt und in deinem Leben. Es ist möglich, sich dieser Liebe zu öffnen. Wer diese Liebe spürt, wer sie erfährt, wer merkt, wie es sich anfühlt, geliebt zu sein, einfach um der Liebe willen, bekommt eine Ahnung von dem Licht. Dort, wo dieses Licht wahrgenommen wird, kann es ­seine Wirkung entfalten. Gott wird Mensch, um uns in sein Heil hineinzuziehen, um uns zu „involvieren“. Denn wo ich involviert bin, kann ich verstehen. „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns – und wir sahen seine Herrlichkeit.“

… und wohnte unter uns
Die Ewige gibt uns ihr Wort: Es gibt eine Liebe, die uns Worte, Taten und Gedanken gibt, die der Ewigkeit und dem ­Leben dienen. Es gibt eine Liebe, die Gott nicht von den Menschen trennt, sondern verbindet. Es gibt eine Liebe, die Menschen vereint und in Menschen einen Traum schafft, dass Gott alles in allem sein kann. Dabei stehen Gottes Wort und Zuwendung an erster Stelle. Durch das an die Welt gerichtete und in die Welt gekommene Wort entsteht Beziehung. Aus ICH und DU wird durch das Wort WIR. Als Töchter und Söhne Gottes sind wir angenommen als Teil der guten Schöpfung, als Teil des Handelns Gottes, in dem Liebe und Beziehungsfähigkeit im Zentrum stehen. Die Bibel gibt an vielen Stellen Zeugnis davon. Die Ewige kennt uns, schon bevor wir im Mutterleib gemacht wurden (Psalm 139), sie spricht uns an: „du bist mein geliebtes Kind“. Sie ist im Dialog mit uns: „unser Gott schweigt nicht“ (Psalm 50,3) und schenkt Orientierung: „dein Wort ist meines Fußes Leuchte“. Sie lässt mit sich reden, von Anfang an.

Wir sind eingeladen, aus den Kräften dieses bedingungslosen Gottes zu leben, angenommen mit unserer ganzen Existenz, mit Haut und Haar, Innen und Außen, Negativem und Positivem. Gleich­zeitig sind wir aufgerufen als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Gottes Werken der Gerechtigkeit mitzutun. Denn Gottes Liebe ist bedingungslos, aber nicht absichtslos. Die Ewige liebt uns Menschen in ihr Reich hinein. Durch die Erfahrung der Ansprache Gottes – der Gnade – werden alle menschlichen Möglichkeiten gelöst, alle Fähigkeiten können sich nun frei entfalten: sowohl in Bezug auf die Person- und Selbstwerdung als auch in der Forderung nach gesellschaftlichen Veränderungen. Das Wort, das uns ganz nah kommt, und der liebevoll verwandelnde Blick Gottes setzen kreative Kräfte frei zur Gestaltung der Welt. Weder Unterwerfung noch Partizipation sind die geeigneten Begriffe für die Beziehung zwischen Gott und Mensch, sondern Mit-Wirkung und Mit-Schöpfung. Gegenseitig können wir uns ermutigen, den Weg dieser Verheißung zu gehen, hinein in die Welt, in der wir Ängste zum Thema machen und ungerechte Strukturen, die Beziehungen zerstören oder trennen, als Sünde beim Namen nennen.

Austausch in Murmelgruppen:
– Habe ich Leitworte in meinem Leben?
– Gibt es Worte, die mir einmal wichtige Impulse gegeben haben und mich durch mein Leben begleiten?
– Habe ich Worte, die mir helfen, meinen Weg zu finden? Worte, die meinem Engagement Orientierung geben?

Glück, Zumutung, Verheißung
Hören wir noch einmal den Prolog des Johannesevangeliums:

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis. (…) Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.“

Wir können das heute so zusammenfassen: Durch Gottes Wort wurde alles erschaffen, Gott ist alles in allem, und das Wort kommt in unsere Welt; Gottes bedingungslose, aber nicht absichtslose Liebe schenkt Orientierung und lädt ein, in Gottes Welt mitzuarbeiten, an der Gerechtigkeit teilzuhaben und sie mitzugestalten in Freundschaft mit Gott. Das ist Glück, Zu-Mutung und Verheißung.

Lied:
Gott liebt diese Welt (EG 409,1-4+8)

Segen:
Ich höre dein Wort in mir,
du Gott des Anfangs,
wie du die Erde,
in deiner Sehnsucht wachsen lassen,
aus deiner Freude und Güte geformt,
geboren hast.
Heilige Schöpferin Liebe:
Segne und beschütze mich,
damit ich mich Kommendem zuwende.

Ich höre dein Wort in mir,
du Gott des Anfangs,
wie du alles in allem bist,
nicht stillstehende Ewigkeit,
sondern ewige Bewegung,
voller Sehnsucht und Liebe nach uns Menschen.
Heilige Schöpferin Liebe:
Gib mir die Kraft Neues anzunehmen,
mich auf herausfordernde Erfahrungen einzulassen, Begegnung zu wagen.

Ich höre dein Wort in mir,
du Gott des Anfangs,
bedingungslose Liebe,
die ja sagt zu mir.
Heilige Schöpferin Liebe:
Rühre mich an mit deiner Nähe,
nimm das Zögerliche und Unentschlossene von mir
und lass mich meine Lebenspur finden.
Schenke mir auf dem Weg durch das unbekannte Land
jeden Tag aufs Neue ein Wort von dir,
was ich an Leib und Seele brauche.

Amen.

Dagmar Krok, geb. 1965, ist Diakonin und Dipl.-Sozialpädagogin. Sie arbeitet als Referentin im Frauenwerk der Nordkirche, war Mitglied im ­Präsidium der Evangelischen Frauen in Deutschland (EFiD) und ist Mitglied im Redaktionsbeirat ahzw.

Anmerkung
1) Text leicht verändert; Quelle unbekannt

Ausgabenarchiv
Sie suchen eine Ausgabe?
Hier entlang
Suche
Sie suchen einen Artikel?
hier entlang