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Abgegraben

Frauenwege aus der globalen Wasserkrise

Von Andrea Müller-Frank und Sabine von Bargen

Während wir in Deutschland meinen, Weltmeister im Wassersparen zu sein, spitzt sich weltweit die Wasserkrise zu. In vielen Regionen der Erde wird zu viel Wasser genutzt, Grundwasserspiegel fallen und Wasserkreisläufe werden zerstört.

Immer mehr Wasser fließt in die industrielle Erzeugung von Lebensmitteln, Gebrauchsgütern und Energie. Vor Ort aber fehlt das Wasser zum Trinken, zur Versorgung von Tieren oder zum Bewässern der Felder. Der globale Güterhandel und der Klimawandel, von Deutschland und andere Industriestaaten maßgeblich mitgestaltet, treiben diese Krise voran.

Durst

In den Jahren 2014 und 2015 litten die brasilianischen Megastädte São Paulo und Rio De Janeiro unter einer der schlimmsten Trockenperioden in der Geschichte des Landes. Im sonst regenreichen Südosten waren rund 77 Millionen Menschen von Wassermangel betroffen. Die Regenzeit war ausgeblieben – die Quellen vieler Flüsse versiegten, Staureservoirs kamen mit nur zehn Prozent Füllmenge ihres Fassungsvermögens auf historischem Tiefstand an, und die Landwirtschaft verzeichnete herbe Einbußen. Weite Teile der Bevölkerung waren zeitweise von der Wasserver­sorgung abgeschnitten. Wasser musste rationiert werden oder kam gleich wochenlang nicht mehr aus dem Hahn. Wer über genügend Geld und Grundstücksfläche verfügte, griff zum Brunnenbau oder zu überteuerten Sonderverträgen für Wasserlieferungen. Wer dies nicht konnte, hing von unregelmäßigen teuren Wasserversorgungen per Tanklastwagen ab oder hoffte auf Regen.

Aktuell ersehnen die Menschen in Ostafrika Erlösung durch den Regen. Nach Angaben der Vereinten Nationen leiden hier mehr als 12,4 Millionen Menschen unter der verheerenden Dürre. Der Großteil der Bevölkerung der Savannen und Steppen, Kleinbäuer_innen und Nomad_innen, bestreitet seinen Lebensunterhalt über den Regenfeldbau und extensive Wanderweidewirtschaft. Im zweiten Trockenjahr in Folge sind die Vorräte aufgebraucht und Viehherden verenden. In konfliktgeplagten Ländern wie Somalia, Sudan und Jemen fehlen zudem funktionierende staatliche Strukturen, um zu helfen. Zum Überleben sind die Menschen auf externe Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Die Konsequenzen spüren Frauen und Mädchen besonders hart: Schulabbrüche und Zwangsheiraten nehmen für sie in Krisenzeiten drastisch zu.

Die globale Wasserkrise

Unregelmäßiger werdende Regenfälle, Dürre und Hitzeperioden prägen die Wirtschafts- und Lebensweise der Menschen weltweit. Grund hierfür ist die Zerstörung natürlicher Wasserkreisläufe, die Übernutzung der Wasserreserven und die Zunahme von Wetterextremen durch den Klimawandel. So kommt es heute auch in eigentlich wasserreichen Regionen, etwa in Teilen Brasiliens oder Indiens, zunehmend zu Wasserstress. Die Spiegel des Grundwassers, der Seen und Oberflächengewässer fallen. Ein Fünftel der Erdbevölkerung lebt in Regionen, in denen mehr Wasser verbraucht wird, als wieder in die Wasserkreisläufe zurückfließt. Diese Situation wird sich weiter verschärfen, wenn sich nicht bald etwas an der globalen Wasserbewirtschaftung ändert.

Knappes Gut Wasser
Das Kernproblem ist der steigende Wasserverbrauch. Während sich die globale Bevölkerung im 21. Jahrhundert verdreifacht, hat sich die Nutzung von Süßwasservorkommen mehr als versechsfacht. Das hängt maßgeblich mit steigendem Wohlstand und mit sich verändernden Essgewohnheiten wie dem weltweit steigenden Fleischkonsum zusammen. Dazu kommt die Steigerung des Pflanzenanbaus für die Energiegewinnung oder Herstellung von Erzeugnissen der Bioökonomie. Rund 70 Prozent des global entnommenen Wassers geht auf das Konto der Bewässerungslandwirtschaft. Die Ausbreitung der Fläche der industriellen Agrarproduktion hat sich in den vergangenen 50 Jahren verdoppelt; in Kombination mit dem Einsatz von Stickstoffdüngung, Pesti­ziden und Hochleistungssaatgut kam
es zu enormen Produktivitätssteigerungen, aber auch zur Zunahme bedroh­licher Wasserprobleme. Die Grundwassernutzung durch die Landwirtschaft hat sich innerhalb der letzten 50 Jahre mindestens verdreifacht und steigt weiterhin um ein bis zwei Prozent pro Jahr an. Da Grundwasser nicht unbedingt erneuerbar sind, kann dies zum Verschwinden der Wasserressourcen führen. Länder wie die USA, Indien, China, Mexiko und Saudi Arabien übernutzen heute auf gefährliche Weise ihre Grundwasserressourcen. Auch der hohe Wasserverbrauch und die Verschmutzung durch Bergbauunternehmen, Industrie und Wachstum der Städte wirken sich verheerend auf die Wasser- und Ernährungssicherheit finanzschwacher Bevölkerungsgruppen im Süden aus.

Wasseraktivist_innen weltweit warnen daher, dass wir uns bereits mitten in einer globalen Wasserkrise befinden.1 Global ist sie, weil fast alle Weltregionen betroffen sind und weil zugleich die Ursachen und Auslöser durch die Globalisierung der Handels- und Agrarströme sowie den Klimawandel unaufhaltsam vorangetrieben werden.

Gerade in Ländern, wo Wasserknappheit herrscht, ist eine gerechte Verteilung der Ressourcen unabdingbar. Das ist aber leider nur selten der Fall. In vielen Ländern führt die wachsende Nachfrage bei schwindenden Ressourcen zu verstärktem Wettbewerb und zu Konflikten zwischen verschiedenen Nutzer_innengruppen; dabei ziehen, wie immer, die ökonomisch schlechter gestellten den Kürzeren. Zusätzlich verschärfen Agrarinvestoren und Forstunternehmen die Lage. In den letzten Jahren haben sie sich gezielt Zugangsrechte zu Ländereien mit exzellentem Wasserzugang und –Infrastruktur gesichert.2 Dadurch werden auch die Zerstörung natürlicher Ökosysteme und die Belastung der Umwelt mit den Abwässern der industriellen Agrarproduktion vorangetrieben. Immer mehr Gewässer werden verschmutzt: Düngemittel und Pestizide aus der Landwirtschaft landen genauso ungefiltert im Wasser wie Fäka­lien und Medikamente aus der Tierhaltung. Die Kosten für die Wasseraufbereitung steigen.

Menschenrecht auf Wasser
Dabei sind alle Unterzeichnerstaaten des UN-Wirtschafts- und Sozialpakts verpflichtet, die Grundversorgung der Menschen mit sauberen Wasser und ausreichender Nahrung sicherzustellen. Das heißt auch: Staaten dürfen den Wasserzugang der Menschen nicht behindern und müssen Quellen vor dem Eingriff durch Dritte schützen; Menschen in Not müssen sie ausreichend Hilfe für ihre Grundversorgung bieten. Gegebenenfalls bedeutet dies auch, mit Investitionsprogrammen in die Wasserversorgung und durch Sozialprogramme sicherzustellen, dass jeder Mensch Zugang zu ausreichendem und sauberem Wasser hat. Staaten sind dafür verantwortlich, die verfügbaren Staatsgelder und auch Kooperationsprogramme der internationalen Gebergemeinde da­für einzusetzen. Herkunftsstaaten transnationaler Unternehmen müssen zudem sicherstellen, dass Unternehmenshandeln im Ausland keine Menschenrechtsverletzungen fördert.

Dennoch beuten Exportunternehmen im globalen Süden die schwindenden Süßwasserreserven aus und fördern damit den Wassermangel für die lokale Bevölkerung. In Peru, das unter klimabedingten Gletscherschmelzen leidet, werden Avocados oder Spargel für ­europäische Supermärkte produziert. Af­rikanische Länder wie Äthiopien, Kenia und Tansania sind für die Verteilungskonflikte um Wasser rund um die Produktionsstätten der Blumenexporte nach Europa bekannt. Im Nordosten Brasiliens wird die natürliche Vegetation zerstört, um Platz für den Anbau von Monokulturen zu schaffen: Soja, Zuckerrohr und Eukalyptus dienen größtenteils dem Export für die Weiterverwendung in Form von Biokraftstoffen, Futtermitteln und Zellstoff (Papier und Pappe). Brasilien verlor nicht nur weite Teile des Amazonas, sondern auch wichtige pflanzliche Wasserspeicher in der Cerrado-Savannah im Nordosten an die Monokulturen. In der Regenzeit nahmen die Pflanzen hier früher das Wasser auf und sorgten in der Trockenzeit für ein ausgewogenes Klima und die Erneuerung der Grundwasserspiegel, aus dem sich zahlreiche brasilianische Flüsse speisen.3

Frauen-Empowerment als Weg aus der Wasserarmut

Arme Familien, die neben großen Plantagen oder in städtischen Randgebieten leben, haben es besonders schwer, sauberes Wasser zu finden.4 Sie sind häufig gezwungen, ungeklärtes Wasser aus der Kanalisation oder verseuchten Flüssen zu nutzen. Die UN gehen davon aus, dass 2,1 Milliarden Menschen zu Hause kein geschütztes Trinkwasser haben. Davon müssen 844 Millionen einen halbstündigen Marsch auf sich nehmen, um eine Basistrinkwasserversorgung in gesicherter Qualität zu erreichen, 263 Millionen haben es noch weiter, und 159 Millionen beziehen ihr Trinkwasser, gänzlich unbehandelt, aus offenen Flüssen, Bächen oder Seen. Vielerorts gibt es nur wenige Stunden am Tag Zugang zu Wasser, für das aufgrund mangelhafter kommunaler Förderstrukturen häufig sehr viel Geld bezahlt werden muss.

Laut UN sind in acht von zehn Haushalten ohne eigenen Wasserzugang weltweit Frauen und Mädchen für das Wasserholen zuständig. Frauen in Afrika müssen wöchentlich im Schnitt schätzungsweise rund 15 Stunden für die Wasserbeschaffung aufbringen. Gleichzeitig sind sie auch maßgeblich für die Ernährung und Pflege der Familien­mitglieder verantwortlich.5 Aber: Wo Frauen überdurchschnittlich unter Wassermangel leiden, liegt gleichzeitig auch ein besonders großes Potential, ihre Lage und gesellschaftliche Stellung über einen verbesserten Wasserzugang zu verändern. Hier setzen Brot für die Welt und Parteiorganisationen weltweit an und versuchen, die Lebenssituation von Frauen zu verbessern.

Kleinbäuerinnen im Kampf ums brasilianische Wasser
Im Nordosten Brasiliens setzten sich Partnerinnenorganisationen von Brot für die Welt in Kooperation mit der Regierung dafür ein, dass seit 1999 mehr als ein halbe Millionen Zisternen gebaut wurden. Fast drei Millionen Menschen erhielten auf diese Weise Trinkwasser und bessere Gesundheitsbedingungen. Gleichzeitig wurden Kleinbäuerinnen geschult, Agrar-Ressourcen nachhaltiger und im Einklang mit lokalen Öko­systemen zu bewirtschaften, das heißt Wasserkreisläufe wieder herzustellen und zu bewahren. Zum Netzwerk Articulação Semiárido Brasileiro (ASA) ge­hören mehr als 750 Organisationen; der Verband stärkt gezielt die Rolle der ­Frauen in der Wasserbewirtschaftung. Frauenorganisationen setzten sich erfolgreich für die stärkere Beteiligung und Ausbildung von Frauen als Interessenvertreterinnen in den Wasserversorgungskomitees, als Peer-to-peer Trainerinnen und sogar als Bauingenieurinnen für die Zisternen ein. Mit Valquira Alves Smith hat die ASA seit 2009 auch eine weibliche Vorstandsvorsitzende – ein bedeutender Fortschritt in dem sonst in weiten Teilen durch Machismo geprägten Land.
Doch die Errungenschaften des letzten Jahrzehnts sind in Gefahr. 2015 belief sich die staatliche Förderung des Agrobusiness in Brasilien auf das Sechsfache der für die familiäre Landwirtschaft bereitgestellten Mittel. Und unter dem neuen Präsidenten Michel Temer sollen die Anbauflächen der Agrarindustrie weiter ausgebaut werden, auch im Nordosten Brasiliens: Dort soll als Teil des 2015 beschlossenen MATOPIBA-Programms eine Fläche doppelt so groß wie Deutschland in Ackerland umgewandelt werden. Damit werden sich die schon jetzt harten Konflikte um Land und Wasser zwischen traditionellen Völkern und lokalen Gemeinschaften auf der einen und Politik und Wirtschaft auf der anderen Seite weiter verschärfen.

Weiblicher Widerstand in Mexiko
Solche Konflikte kennen auch die indigenen Gemeinden in Mexiko nur zu gut. So bezieht die Megametropole Mexiko City ihre Wasserzufuhr aus dem 100 km weiter östlich gelegenen indigenen Reservoir der Mazahuas. Den Menschen vor Ort wird buchstäblich das Wasser abgegraben, genauer abpumpt. Um den Ausbau des Wassersystems in ihrem Gebiet zu verhindern und Investitionen für das nachhaltige Wassermanagement vor Ort zu erhalten, bildeten die lokalen Frauen 2015 eine Schutztruppe, die Mazahua Women In Defense of Water. In farbenfroher Kleidung, mit Kindern auf den Rücken und bewaffnet mit Holzpistolen organisierten sie Demonstrationszüge in die Haupt­stadt. Eine Sprecherin erklärte: „Wenn ihr nicht auf unsere Männer hört, dann müsst ihr uns ins Auge blicken!“

Doch der Frieden in Mazahua ist fragil. Die abnehmenden Wasservorkommnisse rund um Mexiko City werden neue Lösungen erfordern. Mit Blick auf diese und andere enorme Herausforderungen in Mexiko legen die indigenen Gemeinden ihre Hoffnung heute auf die Kandidatur von Maria de Jesus Patricio Martinez. 2018 wird sie gegen den aktuellen Präsidenten Peña Enrique Nieto antreten. Ein historischer Moment: Zum ersten Mal hat der nationale Rat der Indigen einen Kandidaten, hier: eine Kandidatin in einer Wahl aufgestellt.

Was ist bei uns zu tun?

In Deutschland wird beim Thema Wasserverbrauch oft vereinfachend darauf verwiesen, dass deutsche Haushalte zu wenig Wasser konsumieren und die Leitungen verrotten. Die Politik habe die Konsument_innen zu stark zum Wassersparen animiert. Doch das ist zu eindimensional betrachtet. Unser Wasserverbrauch bei Energiegewinnung, Fer­tigung von Industrieprodukten und vor allem für Nahrungsmittel und landwirtschaftliche Erzeugnisse liegt sehr viel höher. Deutsche konsumieren im Schnitt 40 Mal mehr Wasser am Tag in Form von „virtuellem Wasser“ in Nahrungsmitteln und Gütern, als sie im Haushalt verbrauchen: Wasser, das für die Produktion notwendig ist.

Allein 20 Prozent des in Deutschland verbrauchten Papiers und Kartons stammt aus brasilianischen Eukalyptusplantagen. Während der weltweite Papierverbrauch steigt, nehmen auch der Anbau und die Zerstörung von Wasserkreisläufen und Biodiversität in Brasilien zu. Schuld daran ist auch der zunehmende Gebrauch von Liefer- und Paketzustelldiensten.6 Auch andere Agrarprodukte stammen aus Brasilen: Sojabohnen für die Mastindustrie, Kaffee, Zucker. Nach neuesten wissenschaftlichen Berechnungen importiert die EU jährlich insgesamt fast 30 Milliarden Kubikmeter virtuelles Wasser aus Brasilien! Zum Vergleich: Das Sobradinho Reservoir im Nordosten Brasiliens hat ein Fassungsvermögen von 34,1 Mrd. Kubikmeter, noch vor zehn Jahren galt es als der zwölftgrößte Stausee der Welt. Wegen der langen Dürreperioden liegt sein Füllstand heute bei weniger als 10 Prozent.

Es geht also kein Weg daran vorbei: Wir müssen unseren Ressourcenverbrauch als Konsumentinnen und Konsumenten reduzieren. Zugleich muss die Politik dafür sorgen, dass Umweltschutz und Menschenrechte in den Lieferketten auch im Ausland berücksichtigt werden. Hier muss deutlich mehr passieren als bisher.

Wetterextreme infolge des Klimawandels werden zunehmen und die Wasserkrise weiter verschärfen. 2010 hat die internationale Staatengemeinschaft das Recht auf Wasser und die damit verbundenen staatlichen Kernpflichten anerkannt und sich dadurch selbst gebunden. Das war ein wichtiger Schritt. Aber auch hier gilt: Bei der Umsetzung auf internationaler Ebene muss, gerade im Schnittfeld mit der Landwirtschaft, bedeutend mehr passieren.

Für die Arbeit in der Gruppe

„Wasser ist zum Waschen da, falleri und fallera“ – als dieses Lied gesungen wurde, konnten wir noch ganz unbefangen mit Wasser umgehen. Weder Wasserverschmutzung noch Wasser als Thema weltweiter Gerechtigkeit kommen in dem Song der „Drei Peheiros“ aus den 1950er Jahren vor. Heute wissen wir mehr. Zum Teil mussten wir selbst miterleben, was es bedeutet, wenn Wasser privatisiert wird. Oder welche Folgen es auch für unseren Geldbeutel hat, wenn Wasser über die Maßen belastet wird mit den Abfallprodukten der Landwirtschaft und Tierproduktion: Der Wasserpreis steigt und steigt.

Aus eigener Betroffenheit wie aus dem Bedürfnis heraus, sich für mehr weltweite Gerechtigkeit einzusetzen, stellt sich manche und mancher von uns die Frage: Kann man denn da nicht was machen? Ja – man kann. Und frau auch. Zum einen:
aufklären. Menschen im persönlichen Umfeld auf die weltweite Problematik hinweisen.

zum Beispiel durch eine Informa­tionsveranstaltung: Sie können das Thema in Ihrer Frauengruppe einbringen, Ihre Pfarrerinnen und Pfarrer anregen, dazu mit Konfirmandinnen und Konfirmanden zur aktuellen Wasserproblematik zu arbeiten.

Brot für die Welt bietet dazu ab dem 1. Advent 2017 reichlich Anregungen und Materialien und einen Erklärfilm für verschiedene Zielgruppen an, die Sie auf unserer Webseite www.brot-fuer-die-welt.de finden.

zum Beispiel durch ein Ratespiel bei einer Gemeindeveranstaltung, die ohnehin stattfindet, unter dem Motto: „Wie viel Wasser steckt in …?“

Zahlen finden Sie unter http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Grafik-virtual-water.pdf. Verschiedene Produkte werden abgebildet oder bereitgelegt, und die Menschen werden eingeladen, zu raten, wie viel virtuelles Wasser darin steckt. Als Hauptgewinn könnte man eine besondere Trinkwasser-Flasche ausloben.

– zum Beispiel durch die Gestaltung eines Gottesdienstes oder einer Andacht zum Thema „Wasser für alle“ – Material dazu, meditative Texte, Geschichten aus Wasser-Projekten von Brot für die Welt finden Sie ab Dezember 2017 auf unserer Webseite, eine Meditations-Klappkarte dazu können Sie kostenlos unter der Art.-Nr. 119 102 817 bei vertrieb@diakonie.de bestellen (zu der es ab Oktober 2017 eine pdf mit meditativen Texten zum Download gibt). – Zu Erntedank 2017 liegt ein Kindergottesdienst zum Thema „Wasser – Gottes Segen für die Welt“ vor, den können Sie kostenlos bestellen unter der Artikel-Nr. 119 107 727 bei vertrieb@diakonie.de

zum Beispiel durch eine Ausstellung, die Sie in Ihre Gemeinde holen, etwa diese hier: www.virtuelles-wasser.de

zum Beispiel, indem Sie mit Bedacht konsumieren: etwa bei der persönlichen Ernährung darauf achten, wie viel virtuelles Wasser in den Produkten steckt. Ein Steak bringt 3.000 Liter mit sich, während eine Portion Lachs mit 340 Litern zu Buche schlägt. Oder überlegen Sie, ob Sie statt Mineralwasser in Flaschen nicht „Kraneburger“ nehmen können, indem Sie eine Trinkwasserflasche immer wieder neu befüllen. Und – je nach Geschmack – ggf. einen Sprudler nutzen. Das spart Müll (Plastikflaschen), Schlepperei und schont den Geldbeutel.

Auch beim Konsum weiterer Produkte (Handy, Kleidung …) sollte Sie die Frage begleiten: „Brauche ich das wirklich?“ Wohl wissend, dass es ein steter Balance-Akt ist, bewusst zu konsumieren, ohne allzu dogmatisch zu werden. Es ist jedoch ein Unterschied, sich hier oder da mit der Anschaffung eines Produktes eine Freude zu bereiten oder Shoppen zum Hobby zu erklären.

– zum Beispiel, indem Sie politisch aktiv werden und sich bei Ihrer/Ihrem Bundestagsabgeordneten erkundigen, wie er, wie sie sich für die nachhaltige Ressourcenbewirtschaftung von Wasser und Land einsetzt. Kontaktdaten der Abgeordneten finden Sie unter www.bundestag.de

Oder Sie drängen gegenüber der Industrie und der Politik darauf, dass verlässliche Siegel eingeführt werden, die den virtuellen Wasserverbrauch angeben.

– zum Beispiel, indem Sie Unternehmen in die Pflicht nehmen, beim Wirtschaften gezielt die Menschenrechte der Bevölkerung auf Wasser und Nahrung zu achten. Von Nahrungsmittelherstellern über Anbietern von Rentenfonds bis zu Banken und Anlageberater_innen: Schreiben Sie ihnen einfach Ihre Meinung.

So können Sie in Sachen „Wasser für alle“ aktiv werden – und dazu beitragen, dass wir alle dem Ziel etwas näher kommen. Damit alle Menschen auf der Welt Wasser zum Trinken, aber auch zum Waschen haben und, wie es einst die eingangs erwähnten Peheiros sangen: „… auch zum Zähneputzen kann man es benutzen“.

Andrea Müller-Frank arbeitet seit 2015 bei Brot für die Welt. Sie ist Referentin für das Recht auf Nahrung in der Abteilung Politik. Zuvor arbeitete sie u.a. für den EED und DED und unterstützte zivilgesellschaftliche Organisationen und Netzwerke in Europa und Afrika bei ihrer Lobby- und Advocacyarbeit in ernährungspolitischen Fragen. Sie hat einen Master in Global Studies mit Regionalschwerpunkt Europa und Afrika und Themenfokus auf die internationale Zusammen­arbeit in Entwicklungsfragen und die Globalisierung von sozialen Bewegungen.
Sabine von Bargen arbeitet seit 2007 bei Brot für die Welt. Sie ist Referentin für Ehrenamt und Rückkehrarbeit; letzteres meint die Begleitung zurückgekehrter Fachkräfte („Entwicklungshelfer_innen“) und weltwärts-Freiwilliger. Die Religionspädagogin und Diplom-Pädagogin war zuvor lange in der Frauenarbeit im Kirchenkreis Reck­ling­hausen und im Sprengel Berlin tätig. Zur Entwicklungszusammenarbeit kam sie durch eigene Reisen in Afrika sowie durch die Weltgebetstags-Arbeit.

Anmerkungen
1) World Water Development Report 2006, Barlow 2008
2) Landmatrix Analytical Report 2016
3) Vgl. Russau 2017
4) BfdW 2016: Ernährung in der Stadt
5) Abuom 2017
6) Forum Ökologie und Papier 2012

verwendete Literatur
WHO/UNICEF Joint Monitoring Report (2017): Progress on Drinking Water, Sanitation and Hygiene Update and SDG Baselines
Agnes Abuom (2017): Feminization of water poverty in Africa: An African woman's reflection, Seven Weeks for Water 2017
Barlow Maude (2008): Blue Convenant, The Global Water Crisis and the Coming Battle for the Right to Water
Land Matrix (2016): International Land Deals for Agriculture. Fresh insights from the Land Matrix: Analytical Report II
Christian Russau (2017): Das Ende der Fliegenden Flüsse. Wie die Wasserkrise in Brasilien mit der agrarindustriellen Inwertsetzung Amazoniens und der Cerrado-Trockensavanne zusammenhängt. in: Der kritische Agrarbericht 2017 Forum Ökologie & Papier (2012): Papier. Wald und Klima schützen
Andrea Müller-Frank: Konkurrierende Interessen – Wie kann die Wasserbewirtschaftung in der Stadt gerechter werden? In: Brot für die Welt 2016: Stadt Land Essen. Wer ernährt in Zukunft die Städte?
UN World Water Development Report 2006: Water, a shared responsibility

weiterführende Links:
Umweltbundesamt zum Wasserfußabdruck:
http://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/wasser-bewirtschaften/wasserfussabdruck#textpart-1
Praxistipps zum Thema Wasserfußabdruck:
http://wasserraub.de/wasserfussabdruck/
Ausstellung zum Thema „Virtuelles Wasser“: www.virtuelles-wasser.de
Material zum Schwerpunktthema „Wasser für alle“ (ab 1. Advent):
www.brot-fuer-die-welt.de/gemeinden
Die Welt im Wasserstress:
https://www.brot-fuer-die-welt.de/themen/die-welt-im-wasserstress/

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