Ausgabe 1 / 2001

affidamento

Frauenstärken trauen

Unterschiede zwischen Frauen als Chance begreifen – das wäre auch ein denkbarer Titel für dieses Heft gewesen. Die Stärke der Anderen, die Erfahrung der Älteren, die Kraft der Größeren nicht fürchten, sondern ihr trauen, sich ihrer Autorität anvertrauen: so lässt sich knapp zusammenfassen, was italienische Feministinnen „affidamento“ genannt haben. Wer genauer wissen möchte, was noch hinter diesem klangvollen Begriff steckt, sollte den Beitrag „Autorität anvertrauen. Zur Bedeutung des ‚affidamento’-Ansatzes für Frauenbildungsarbeit und politisches Handeln von Frauen“ von Henny Engels lesen. In den gewohnten Rubriken und Zugängen fächert die Arbeitshilfe Kerngedanken dieser Idee weiter aus. In ihrer Bibelarbeit zum Zweiten Timotheusbrief regt Heide Fuchs dazu an, sich gemeinsam mit anderen Frauen an die je persönliche Frauentradition zu erinnern, sie zum eigenen „Größer-werden“ zu nutzen. Vertrauensvolle Beziehungen zwischen Frauen, Schwesterlichkeit trotz unterschiedlicher Meinungen und Interessen – oft mehr Wunsch als Wirklichkeit. Heidi Glänzer schildert den bekannten Konflikt zwischen Martha und Maria als geradezu klassisches „Muster“ weiblichen Streitens. Und zeigt erste Schritte auf dem Weg langsamer Veränderungen.

Dass Beziehungen zu anderen Frauen ein Leben füllen, ihm Weite und Tiefe geben können, macht das Selbstporträt der inzwischen 80-jährigen Marga Bührig deutlich – einer Frau, die wie wenige andere die christliche Frauenbewegung der letzten Jahrzehnte geprägt hat. Auf der Suche nach älteren Vorbildern für die Art Frauen-Beziehungen, die ihnen vorschwebten, fanden die Feministinnen des Mailänder Frauenbuchladens ein biblisches: Rut, Naomi und Orpa. Sylvia Puchert hat ihre Phantasie eingesetzt, um sich (und uns) vorzustellen, was in den Köpfen und Herzen dieser drei Frauen vor sich gegangen sein mag, als sie gute und schlechte Zeiten miteinander teilten. Vieles können Frauen heute lernen, wenn sie sich die Besonderheiten in den Beziehungen dieser drei Frauen genauer anschauen. Der Idee, sich am Vorbild Größerer zu orientieren, geht auch mein eigener Beitrag zu denen nach, „deren Namen wir tragen“: unseren Namenspatroninnen. Dass freundschaftliche Beziehungen zwischen Frauen über diesen Kreis hinaus auf Gott verweisen können, darauf macht die Andacht von Silke Kragt aufmerksam.
Bild-gewordene heilende Beziehungen von Frauen kommen uns im „Frauenaltar“ von Candace Carter entgegen. Inge Heiling und Astrid Fehrenbach geben eine „Lesehilfe“ zu den auf Anhieb eher fremd anmutenden Bildern und regen Frauengruppen dazu an, sich intensiver mit der oft geforderten „Frauensolidarität“ auseinander zu setzen. Solidarisch Leben und Glauben miteinander teilen, das ist die Zielsetzung eines jeden christlichen Frauenverbandes, so auch der Frauenhilfe. Ist sie, die Frauenhilfe, sozusagen der „natürliche Ort“ für Affidamento-Beziehungen? Danach fragt Dagmar Sydow in ihrer Arbeitseinheit – und regt Gespräche von Gruppen zu diesem Thema an.

Abgerundet wird die Arbeitshilfe durch die Andacht zur Jahreslosung anhand der Karte „Boddenlandschaft“ von Brunhilde Raiser und durch einen „Frauenarbeit praktisch“-Beitrag über Rituale in Frauengruppen von Waltraud Liekefett.

An der oder den Größeren anderen wachsen – dazu möchte diese Arbeitshilfe Sie verlocken, auch Wege dahin aufzeigen. Sollte es sein, und sei’s auch nur um ein paar „Zentimeter“ – oder wie immer sich innere Größe bemisst -, so hätte die Arbeit gelohnt.

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