Ausgabe 1 / 2020 Frauen in Bewegung von Andrea Blome

Alana

Eine Frau, die die Menschen verzaubern kann

Von Andrea Blome


Wie hat sie das gemacht? Warum ist da plötzlich ein Sektglas, wo vorher nichts war? Wo kommen zwei weitere Hände her? Und wie kann das Tuch, das eben noch zerrissen war, wieder ganz sein? Wer in Alanas Zaubershow zu Gast ist, fragt sich vermutlich genau das – und staunt. Denn dass die Zauberkünstlerin nicht wirklich zaubern kann, dass sie weder über magische noch übernatürliche Kräfte verfügt, das ist allen bewusst.


Die Zauberkunst basiert auf Tricks und Effekten, die eine Illusion erzeugen. „Ablenkung ist ein großes Thema“, erklärt Alana. Die Sinne werden woanders hingelenkt als dort, wo der Trick passiert.

„Wir schließen in jeder Show eine Art Pakt“, sagt die Zauberkünstlerin.


„Ich tue so, als ob ich zaubern kann. Und die Zuschauer tun so, als ob sie glauben, dass ich es könnte.“ Und dennoch – oder gerade deswegen – ist das Staunen groß: „Wer sein Herz öffnet, freut sich auf den Moment des Staunens und kann das Gefühl genießen, etwas nicht zu wissen oder nicht zu verstehen. Menschen, die diese Überraschung genießen, sind mir das liebste Publikum.“

Alana Möhlmanns Eltern waren professionelle Zauberkünstler, sie traten als Duo Frederik und Margit auf. Als Kind lernte sie früh von ihrem Vater, wie seine Tricks funktionieren. Viele Jahre stand sie mit ihm gemeinsam auf der Bühne und konnte sich nie ein anderes Leben und auch keinen anderen Beruf vorstellen. Zwar studierte die Hamburgerin Kommunikations- und Medienwissenschaften „aus Interesse“, aber die Zauberkunst blieb ihre Profession. Inzwischen steht sie seit vielen Jahren selbst als Zauberkünstlerin auf der Bühne. Sie lebt in Hamburg und ist mit ihren Programmen international unterwegs.

In der Geschichte der Zauberkunst gibt es nur wenige Frauen.


Oft stehen sie auf der Bühne als hübsche Assistentinnen, die sich zersägen lassen oder das Kaninchen entgegennehmen, das aus dem Zylinder springt. „Die Diskussion um Geschlechterfragen wird in der Zauberkunst zur Zeit stark geführt“, sagt Alana.  In Schweden werden Shows paritätisch besetzt. Bei den Deutschen Meisterschaften, die sie 2011 als erste Frau gewann, gibt es inzwischen eine Show nur mit Künstlerinnen. Für den Nachwuchs seien das wichtige Signale. „Die jungen Frauen suchen sich weibliche Vorbilder.“

In den Magischen Zirkeln, den Netzwerken der Amateure, waren lange keine Frauen vertreten. In England war es Frauen sogar bis Ende der 1990er Jahre verboten, hier Mitglied zu sein. Alana wurde vom Magischen Zirkel Deutschland 2012 zum „Magier des Jahres“ ernannt, als erste Frau in dessen 100-jähriger Geschichte. „Es lockert sich auf, aber in vielen Shows ist die Frau im Duo immer noch das Beiwerk.“ Alana selbst spielt nicht mit Geschlechterrollen, auch wenn sie mit dem Slogan „Die weibliche Seite der Magie“ wirbt. Aber sie ist sich ihrer Vorbildrolle durchaus bewusst. „Ich verbreite keine Botschaft, aber in meiner Rolle bin ich sichtbar: Ich bin eine Frau, die allein da steht und die Menschen verzaubern kann.“

Als Zauberkünstlerin ist Alana Autodidaktin.


Sie hat keine Zauberschule oder Zauberkurse besucht, sondern viel von ihrem Vater und im eigenen Experimentieren gelernt. „Ich tausche mich mit Zauberkollegen, die ich schätze, zu Ideen oder Techniken aus, aber dann muss ich allein weiter.“ Trainieren und sich perfektionieren, darum geht es. Fingerfertigkeit braucht es, um die Tricks zu erlernen und zu beherrschen, viel Übung und dann eine gute Bühnenpräsenz.

In Alanas Programm sind viele ungewöhnliche Effekte zu sehen. „Ich bin sehr kreativ und denke mir viele neue Dinge aus“, sagt Alana. „Auf der Bühne bin ich kommunikativ und interagiere viel mit dem Publikum.“ Eine Kunstfigur spielt sie nicht. Als Alana ist sie sie selbst, „wenn auch etwas überzeichnet.“ Und das verstehen die Menschen überall auf der Welt – wenn sie auch unterschiedlich reagieren. „In den USA lieben die Menschen das Showbusiness und klatschen direkt, die Deutschen sind eher zurückhaltend und warten ab, in Asien ist es wieder etwas anders.“ Aber das Staunen ist überall ähnlich. „Die Menschen staunen über dieselben Dinge.“

Worüber sie selbst ins Staunen gerät? „Ich kann immer noch staunen. Zum Beispiel, wenn jemand eine interessante Bühnenpersönlichkeit darstellt oder etwas macht, was ich noch nie gesehen habe.“

Andrea Blome hat Sozialwissenschaften, Theologie und Nieder- ländisch studiert und war Leiterin der Arbeits- und Forschungs- stelle Feministische Theologie an der Universität Münster. Sie arbeitet mit einem eigenen Redaktionsbüro als Journalistin und Moderatorin. – www.andrea-blome.de

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