Ausgabe 2 / 2011

Altersbilder in den Kirchen


Außensicht: Die christlichen Kirchen haben ein ambivalentes Verhältnis zu älteren Menschen. Einerseits erfahren die Kirchen eine große Loyalität von älteren Menschen. Andererseits wird es nicht selten als ein Defizit angesehen, dass die Kirchen bei vielen Aktivitäten auf die älteren Menschen angewiesen sind. Die kirchliche „Altenarbeit“ ist häufig geprägt von überkommenen Vorstellungen von im Wesentlichen zu betreuenden oder zu versorgenden älteren Menschen. Kirchen und Religionen kümmern sich von ihrem Selbstverständnis her vor allem um jene,
die besondere Unterstützung und Zuwendung brauchen. Theologisch ist das Alter immer noch vor allem durch seine Nähe zum Tod bestimmt. Dass es heute „mehr Zeit zu Leben“ gibt, wird nicht ausreichend berücksichtigt. Der theologische Diskurs ist noch zu wenig auf Kompetenzen, Leistungsfähigkeit und Mitverantwortung älterer Menschen gerichtet. Kirchen und Religionen haben jedoch die Chance, mit der älter werdenden Gesellschaft zu wachsen, wenn sie sich stärker für die vielfältigen und ausdifferenzierten Erwartungen und Lebensstile älterer Menschen öffnen. Insbesondere im Hinblick auf das sogenannte dritte Lebensalter gilt es, neue Lebensformen auch in den Kirchen zu erproben.

aus:
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Eine neue Kultur des Alterns. Erkenntnisse und -Empfehlungen des Sechsten Altenberichts
Download unter: http://www.dza.de/fileadmin/dza/pdf/Broschuere_Sechster_Altenbericht_Onlineversion.pdf

Binnensicht: Kompetenzen und schöpferische Potenziale des Alters sind auch für die Kirche von größter Bedeutung – tragen sie doch dazu bei, dass ältere Menschen Verantwortung innerhalb der Kirche wahrnehmen können, was sie ja heute schon in vielfacher Weise tun. … Grundsätzliche Anfragen sind allerdings nicht zu übersehen. Zum einen gelingt es der Altenarbeit bisher nur schwer, Milieugrenzen zu überwinden. Man bleibt oft unter seinesgleichen. Zum anderen kann nicht davon ausgegangen werden, dass die besondere Kirchennähe älterer Menschen selbstverständlich auch in Zukunft unverändert bestehen bleibt. Die Gruppe der Älteren ist heute – auch was die kirchliche Bindung und ihre Religiosität anbetrifft – weitaus heterogener als früher. Viele Ältere wollen sich, wenn überhaupt, mit ihren Erfahrungen und Kompetenzen selbstbestimmt einbringen und erwarten entsprechende Möglichkeiten in der Kirche. Sie sind anspruchsvoller geworden.

aus:
Im Alter neu werden können.
Evangelische Perspektiven für Individuum, Gesellschaft und Kirche – Eine Orientierungshilfe des Rates der EKD (2010)
Download unter: http://www.ekd.de/download/im_alter_neu_werden_koennen.pdf

Ausgabenarchiv
Sie suchen eine Ausgabe?
Hier entlang
Suche
Sie suchen einen Artikel?
hier entlang