Ausgabe 2 / 2016 Material von Karin Kluck und Elke Wrage

Aufstehen und verändern helfen

Von Karin Kluck und Elke Wrage

Ada Ehmlers Name ist untrennbar mit der Kampagne Kauft keine Früchte der Apartheid verbunden. (…) Die persönliche Entwicklung Ada Ehmlers von einer pietistisch geprägten „frommen Kirchenfrau“ zu einer politisch und theologisch gebildeten Engagierten für gesellschaftliche Gerechtigkeit sollte wegweisend für den Lebensweg vieler weiterer Frauen sein. (…) In ihrem spirituellen Tagebuch beschreibt Ada einen besonderen Moment (…) als sich während einer Gruppenarbeit ein wegweisender Wandel ihres Gottesbildes einstellen sollte. Eine Frau habe sie mit der Frage konfrontiert, warum sie Gott verteidigen müsse. „Die alte Zwanghaftigkeit, Gott verbal ins Spiel zu bringen und damit seine Gegenwart zu garantieren, hatte mich wieder voll im Griff“ – so die Beschreibung Ehmlers. Was dann geschah, lässt sich jedoch wie ein plötzlicher Erkenntniswandel lesen: „Wenn nicht direkt von Gott gesprochen wird, ist er dann nicht da? Ist sein Wirken von mir abhängig? Wer bin ich, die ich sein Handeln so oder so beeinflussen muss? In diesen Augenblicken fiel es mir wie Schuppen von den Augen, der Raum füllte sich mit einem warmen, rötlichen Schein, in den ich ganz eingehüllt wurde. Alle Verkrampfung fiel von mir ab. Die Erkenntnis breitete sich aus: Das ist Gott, ich bin von allen Seiten von Ihm und seiner Liebe umgeben. Aus dieser Geborgenheit kann ich nicht herausfallen.“ Für Ada Ehmler war dies ihr „Schlüsselerlebnis“ – ein Erlebnis, das sie „zum mutigen Handeln befreit“ habe. Ihre Bestimmung betitelt sie (…) als „kirchliche Frauenbewegung“, angetrieben durch den „Mut zur Veränderungen im eigenen Leben und Frau-Sein“, „den göttlichen Ansatz zur Geltung bringen“ und die Einstellung, „politische, gesellschaftspolitische Gegebenheiten“ nicht mehr hinzunehmen, sondern „dagegen auf[zu]-stehen und verändern [zu] helfen“.

Sie ist eine von 60 Frauen, deren Biografien Frauen aus allen Kirchenkreisen der Nordkirche erforscht und zusammengetragen – und so selbst buchstäblich Reformationsgeschichte geschrieben – haben. Frauen, deren Wirken in ihrer jeweiligen Zeit „…von gar nicht abschätzbarer Bedeutung“ für Kirche und Gesellschaft ist. 19 von ihnen werden in einer Ausstellung präsentiert, 36 im Ausstellungskatalog vorgestellt. Informationen, auch zum (nicht nur) für Frauengruppen spannenden zusätzlichen Arbeitsmaterial, unter www.frauenwerk.nordkirche.de

Textauszug aus:
Ada Ehmler
1925-2009
in:
„… von gar nicht abschätzbarer Bedeutung“
Frauen schreiben Reformationsgeschichte
© Lutherische Verlagsgesellschaft Kiel

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