Schon lange nicht mehr gebetet? Hat eh nie was gebracht? Man muss die Dinge selbst in die Hand nehmen?
Es stimmt, dass beten heißt:
Beten heißt auch, ein Risiko eingehen zu müssen:
Ich suche Worte für das, was mich bewegt. Es kommen Dinge hoch, die ich lieber begraben wollte: Bilder, Situationen, Angst, Trauer, Sehnsucht. Ich will wenigstens diesmal ehrlich sein: zu mir und zu meinem Gegenüber. Aber existiert dieses Gegenüber überhaupt? Wer ist dieser Gott? Der kümmert sich doch sonst nicht um mich! Kümmert sich nicht um diese Welt … weit weg.
Fuhre ich Selbstgesprache?
Vielleicht führt Gott Dich, wenn Du mit ihm am Abend, in den schlaflosen Stunden, in Tränenminuten, in überschäumender Freude sprichst, zu Dir selbst zurück – hält Dir einen Spiegel vor und spricht so:
Du bist mein Geschöpf,
sieh Dich an, sei ehrlich.
Du kannst vor mir wegrennen.
Ich will da sein, wohin Du läufst:
in Deiner tiefsten Verzweiflung – am Rande des Abgrunds
– in Deinen Abenteuern – am Ende Deiner Flucht.
Und am Ende Deines Lebens werde immer ich stehen –
und warten.
Sieh Dich an.
Du bist nicht unbesiegbar,
Du bist nicht grenzenlos belastbar.
Du bist nicht nur stark.
Du bist auch müde
und erschöpft,
verletzlich, klein.
Ich will Dich mit meiner Liebe umhüllen.
Du bist mein Geschöpf.
Vielleicht gewinnst Du beim Beten Ruhe, Gelassenheit und neues Zutrauen – vielleicht einige Stunden tiefen, erholsamen Schlafs, eine neue Erkenntnis, Mut fur den nachsten Schritt.
Eigentlich gibt es nichts zu verlieren…
aus: ZWISCHEN Gedanken © Ev. Frauenhilfe im Rheinland
Die letzte Ausgabe der leicht&SINN zum
Thema „Bauen“ ist Mitte April 2024
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