Ausgabe 2 / 2009 Artikel von Katharina Friebe

Bewegende Bilder

Filmtipps zur Annäherung an Demenz

Von Katharina Friebe


An ihrer Seite (CAN)

Fiona und Grant sind seit 50 Jahren glücklich verheiratet. Zusammen genießen sie ihren gemeinsamen Lebensabend, bis Fiona immer größere Gedächtnislücken entwickelt. Diagnose: Alzheimer. Aus fürsorglicher Verantwortung ihrem Mann gegenüber zieht Fiona in ein auf Demenz spezialisiertes Pflegeheim. In den ersten 30 Tagen darf sie dort keinen Besuch empfangen, und als Grant sie nach einem Monat besucht, erkennt sie ihn nicht mehr. Und sie scheint sich in Aubrey, einen Heimbewohner, verliebt zu haben, um den sie sich rührend kümmert.
Die DVD ist im Handel erhältlich.


Iris – Leben war ihre größte Begabung (GB)

Dass Alzheimer jede/n treffen kann, zeigt das Drama „Iris“. Die berühmte Schriftstellerin Iris Murdoch wird bei der Arbeit an einem neuem Buch mit Wortfindungsstörungen und Schreibblockaden überrascht, die sich als Beginn einer Alzheimer-Erkrankung herausstellen. Aus der Sicht ihres Ehemanns, John Baylay, wird der dramatische psychische und auch physische Verfall dieser großen Frau beschrieben.


Wie ein einziger Tag (USA)

Täglich besucht Noah seine an Alzheimer erkrankte Frau Allie in ihrem Pflegeheim. Da sie sich weder an ihn noch an sonst etwas aus ihrer Vergangenheit erinnern kann, versucht Noah, Allie ihre Erinnerungen zurückzugeben, indem er ihr die Geschichte ihrer Liebe vorliest. Allie rührt die Geschichte, die sie aber nicht als ihre eigene erkennt. Der Film wird von dieser Liebesgeschichte dominiert, wirklich intensiv wird er aber an den Stellen, in denen Allie und Noah als alte Menschen mit-einander im Gespräch sind.


My name is Lisa

Dieser auf youtube veröffentlichte, sehr eindrückliche Kurzfilm hat 2007 zu Recht gleich eine ganze Reihe von Kurzfilmpreisen gewonnen. In knapp sieben Minuten wird das Leben der 13-jährigen Lisa gezeigt, deren Mutter an fortschreitender Demenz leidet. Lisa muss immer mehr Aufgaben ihrer Mutter übernehmen und die Rollen beginnen sich zu vertauschen.
Anschauen unter: http://de.youtube.com/watch?v=iy1WVLoWhwg (Film mit deutschen Untertiteln – aber so eindrücklich, dass er auch ohne englische Sprachkenntnisse unter die Haut geht!)


Der Tag, der in der Handtasche verschwand (D)

Die Dokumentation schildert das Leben der an Alzheimer erkrankten Frau Mauerhoff. In eindringlichem Flüsterton erzählt sie der Frau hinter der Kamera, wie furchtbare Dinge ihr passieren. Weder weiß sie, wo sie sich befindet, noch kennt sie die Menschen und kann einschätzen, was diese von ihr wollen. Sie wähnt sich als Opfer einen großangelegten Verschwörung. Die „Realität“ ist: Frau Mauerhoff lebt in einem Altenheim – und ihr Gedächtnis lässt sie immer mehr im Stich.
Diese Dokumentation ist als Beigabe im Cover der DVD „An ihrer Seite“ enthalten.


Apfelsinen in Omas Kleiderschrank (D)

Die vom Kuratorium Deutsche Altershilfe herausgegebene DVD gibt am Beispiel des 16-jährigen Daniel und seiner Oma Anna einfühlsame Einblicke in das familiäre Zusammenleben mit einer Demenzkranken. In den zwei Filmen „Erzähl doch mal von früher, Oma“ und „Die Frau im Spiegel“ werden Wege aufgezeigt, wie man – auch als junger Mensch – Zugang zur mitunter fremden Welt der Demenzkranken finden und ihnen weiterhin mit Respekt begegnen kann. Ausführliches Begleitmaterial (Arbeitsblätter, Grafiken, Hintergrundinfos) bietet vielfältige Möglichkeiten, das Thema Demenz auf einfühlsame und anschauliche Art und Weise zu vermitteln.
Köln: Kuratorium Deutsche Altershilfe, Vertrieb FWU Institut für Film und Bild  ISBN 978-3-935299-95-8


Mein Vater (D)

Gerade erst ins eigene Haus eingezogen und zum Teil noch im Provisorium lebend, erhält Familie Esser eines Nachts einen schockierenden Anruf: Richard, der an Alzheimer leidende Vater von Jochen, ist in ein Auto gelaufen. Obwohl er nicht schwer verletzt ist, macht der Unfall klar, dass Richard nicht mehr allein leben kann. Und so wird er ins Haus der Familie aufgenommen. Die Situation spitzt sich unaufhaltsam zu – Richards Zustand verschlechtert sich täglich, die Spannungen innerhalb der Familie steigen. Als die Demenz Richards zu einer Bedrohung von Haus und Familie wird, hält Anja die Situation nicht mehr aus und zieht zu ihrer Mutter.
Der Film kann in den Medienzentralen der Kirchen entliehen oder unter www.filmwerk.de mit Vorführrechten erworben werden.


37 Grad – Völlig losgelöst: Abtauchen in die Demenz (D)

Die Dokumentation berichtet aus dem Leben von „Gabi“, die als Pflegerin in einer Berliner Tagespflege für Demenzkranke arbeitet. Viele der Menschen, die sie begleitet, leben in einer Phase ihrer Vergangenheit, was die Kommunikation zum Teil erschwert, aber auch Kontaktmöglichkeiten schafft. Während die Gegenwart oft als bedrohlich und erschreckend empfunden wird, leben die Personen in der Vergangenheit wieder auf und das, was sie (einst) ausmacht(e), wird wieder lebendig.


Lebe Dein Alter

In diesem Film spielt Naomi Feil altersverwirrte Frauen. Sie zeigt zwei typische Beispiele für den schwierigen Umgang mit demenziell veränderten Menschen. Einmal ist es Marge, die ihrer Friseurin die Schuld für ihren Haarausfall gibt. Im zweiten Beispiel wird Muriel von der Polizei aufgegriffen und nach Hause gebracht. Beide Beispiele werden zweimal gezeigt; beim zweiten Mal wird mit der Methode der Validation gezeigt, wie gehandelt werden kann, um die Würde verwirrter Menschen zu achten und zu wahren.


Myrna – desorientiert und unglücklich

Naomi Feil hat die auf Wertschätzung beruhende Pflegetechnik der Validation nach Europa gebracht – eine Methode, um Zugang zu dementen Menschen zu bekommen. Sie spielt in diesem Film Myrna, eine Frau zu Beginn ihrer demenziellen Erkrankung. Verzweifelt versucht Myrna, ihren Alltag aufrecht zu erhalten. Während sie zunächst nur am falschen Tag zum Kartenspielen erscheint, nimmt ihre Desorientierung im Laufe des Films immer weiter zu. In Sally findet sie dann eine engagierte Begleiterin die den ZuschauerInnen die Methode der Validation demonstriert und Reaktionen aufzeigt, die einem würdevollen Umgang mit verwirrten Menschen entgegen stehen.

Die Filme „Myrna“ und „Leben dein Alter“ können meist problemlos bei einem örtlichen Video/DVD-Verleih entliehen werden, auch das Internet bietet zahlreiche Leihmöglichkeiten (z.B. www.lovefilm.de oder www.videobuster.de). Die Lehrfilme von und mit Naomi Feil können häufig bei örtlichen Alzheimer-Vereinigungen ausgeliehen oder direkt beim Reinhardt Verlag (www.reinhardt-Verlag.de) bestellt werden. Auch das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) vermittelt viele Filme und Dokumentationen.


Katharina Friebe ist Referentin für Theologie und Ökumene in der Geschäftsstelle der EFiD.

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