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Bilder des Lebens

Mit der Jahreslosung 2008 arbeiten

Von Simone Kluge


Hinweis für die Leiterin:
Die folgende Arbeitseinheit lädt zu einer intensiven Auseinandersetzung (ca. 90 Minuten) mit der Jahreslosung anhand der Jahreslosungskarte „Auferstehung“ ein. Bezug der Karte über: Ev. Frauenhilfe in Deutschland – Adresse: siehe Impressum S. 83


Vorbereitung
– leere, dreiteilig geknickte Karten im Format der Jahreslosungskarte für jede
– Jahreslosungskarte dreiteilig geknickt und verschlossen für jede;
– 4 Thementische oder Bodenbilder im Raum gestalten:
(1) Steine, Schneckenhaus, Muscheln, Spirale / Spiralbilder
(2) Blätter mit unterschiedlicher Zeichnung, Wasser, ein Bild mit Adern 
      des menschlichen Körpers, Darstellung eines Baumes mit
      dem dazugehörigen Blatt aus einem Botanikbuch 
(3) Schlammwasser in Schale; darauf Schwimmkerzen, Seerosen- oder
      Lotusblüte, z.B. als Teelichthalter, oder gefaltete Seerosenblüte
(4) Ikone, Postkarte des Auferstehenden Christus (siehe Literaturhinweise S. 56),
      eine Sonne, Worte der Jahreslosung
–    Papier und Stifte
–    4 Arbeitsblätter für Gruppenarbeit (Kopiervorlagen für AbonnentInnen unter
      www.ahzw.de / Service zum herunterladen vorbereitet)
–    CD-Spieler und Musik für den Wegetanz (Spiralwege)

Brainstorming zur Jahreslosung
Die Jahreslosung für das Jahr 2008 stammt aus dem Johannesevangelium und lautet: „Ich lebe und ihr sollt auch leben“ (Joh 14,19). Welche Bilder fallen Ihnen spontan zu dieser Jahreslosung ein?

Die Ergebnisse des Brainstormings werden von der Leiterin auf einem Plakat unter der Überschrift „Ich lebe und ihr sollt auch leben“ für alle sichtbar festgehalten
5 Minuten

Annäherung an die Karte
Die Jahreslosungskarte für 2008 setzt sich aus vier hochformatigen Bildern zusammen. Die Form der Jahreslosungskarte erinnert an ein Triptychon. Das ist eine dreiteilige Bildform, die häufig in der Altarmalerei benutzt wird. In einem Triptychon werden mehrere Aspekte eines Hauptthemas in drei thematisch zusammenhängenden Teilen dargestellt. Die Mitteltafel nimmt dabei den wichtigsten Platz ein. Wie bei einem Flügelaltar lassen sich bei der Jahreslosungskarte die äußeren Tafeln nach innen klappen. (Präsentieren einer leeren Bildkarte)

Gestalten Sie eine eigene Jahreslosungskarte: Welche Bilder wählen Sie aus? Wie ordnen Sie sie an? Wie viele Bilder soll Ihre Karte enthalten? (Austeilen von leeren Bildkarten und bunten Stiften)

Austausch über die Ergebnisse je nach Gruppengröße in Kleingruppen oder im Plenum
10-15 Minuten


Erste Begegnung mit der
Jahreslosungskarte

Die geschlossenen Karten werden verteilt (die äußeren Bilder sind nach innen gefaltet). Wenn alle ihre Karte vorliegen haben, kann jede Frau sie in ihrem Tempo öffnen und in Ruhe anschauen.
5 Minuten

Austausch
Wie ging es Ihnen, als Sie die Karte geöffnet haben? Waren Sie überrascht? Was ist Ihnen aufgefallen? Mögliche Antworten: Es sind kaum Menschen auf der Karte. Die Christusfigur findet sich rechts, nicht in der Mitte. Auf den mittleren Bildern ist Natur abgebildet. Was hat wohl die versteinerte Schnecke zu bedeuten?
Welches der Bilder spricht Sie besonders an? Was weckt es in Ihnen?
5-10 Minuten

Arbeitsteilige Gruppenarbeit
Sie können sich nun mit einem der vier Bilder – Fossil, Blatt, Seerose, Auferstehender Christus – näher beschäftigen. Für die Gruppenarbeit haben Sie
30 Minuten Zeit. Gehen Sie durch den Raum und ordnen Sie sich einem der Themenbereiche/Bilder zu.
An den vier Thementischen liegen die jeweils zum Thementisch passenden Arbeitsblätter (siehe unten) sowie die benötigten Materialien (Zettel, Stifte …) aus.
30 Minuten


Fossile –
Dokumente der Lebensgeschichte

Als Fossil, von lat. (aus)gegraben, bezeichnet man Tier- und Pflanzenreste aus der erdgeschichtlichen Vergangenheit. Derartige Dokumente können älter als 10.000 Jahre sein. Sie erinnern an vergangenes Leben und sie zeugen von der Kraft der Veränderung, der Entwicklung und Erneuerung.

Das Weichtier, dem diese Schale gehörte, ist wahrscheinlich ein ausgestorbener Kopffüßler. Solche Ammoniten hat es im Erdmittelalter häufig gegeben. Bei Gefahr konnten sie ihren Körper in die Schale zurückziehen und waren somit vor Fressfeinden geschützt. Wie unsere heutige Schnecke hat das Fossil eine spiralförmig um eine Spindel gewundene Schale, die Schutz bietet, aber auch die Fortbewegung erschwert.

Solche Schalen haben ihren Reiz bis heute nicht verloren. Viele Menschen sammeln Muscheln und Schneckenhäuser, wenn sie am Strand spazieren gehen. Sie ertasten die kunstvollen Windungen und bewundern ihre filigrane Schönheit. Das Symbol der Spirale findet sich in fast allen Kulturen als Zeichen für die Lebenslinie. Der Weg zur Mitte wird manchmal auch als Weg in den Tod gedeutet. In der Mitte findet die Wandlung statt, beginnt der Weg, der hinausführt zum Leben, zur Entfaltung in der Welt. Die Spirale ist ein Hoffnungszeichen, das verschiedene Lebenserfahrungen und -tiefen anspricht. Sie erinnert an Erfahrungen des nach innen und des nach außen gewendeten Lebens und ist auf ein Fortkommen in die Freiheit ausgerichtet.

Die Betrachtung dieses Fossils lädt uns ein, über die eigene Lebensgeschichte ins Gespräch zu kommen: Wo sind meine Anfänge, die Ursprünge meines Lebens? Welche Lebensspuren haben sich verloren, welche Lebensmodelle überlebt? Wann habe ich mich verändert / verändern müssen? Wann und wohin kann ich mich zurückziehen?
Malen Sie Ihre Lebenslinie auf ein Blatt. Tauschen Sie sich anschließend darüber aus.


Blatt –
Leben spendende Kraft

Wie schön, wenn ein Blatt in frischem Grün erstrahlt und nach Tau und Regen in der Morgensonne glänzt! Bei aufmerksamer Betrachtung lässt sich erkennen, wie von den Hauptrippen des Blattes immer dünnere Äste abzweigen, wie sich diese in feine Adern aufteilen und so im Blatt ein feines Netz entsteht. Eine einmalige, faszinierende Blattwelt tut sich auf.
Der ganze Pflanzenkörper bildet ein einheitliches System, das alle Teile der Pflanze von den Wurzeln über die Stängel bis in die Blätter durchläuft und gleichmäßig versorgt. Das Blatt kann nicht existieren ohne die Verbindung zu seinen Wurzeln, durch die er an Wasser gelangt. Die Pflanze wird durch die Blätter mit lebenswichtigen Kohlenhydraten versorgt.

„Wenn … du, der du ein wilder Ölzweig warst, in den Ölbaum eingepfropft worden bist und Teil bekommen hast an der Wurzel und dem Saft des Ölbaums, so rühme dich nicht gegenüber den Zweigen. Rühmst du dich aber, so sollst du wissen, dass nicht du die Wurzel trägst, sondern die Wurzel trägt dich.“ Röm 11,17f.

Wie das Blatt von den Wurzeln abhängt, so können Menschen nicht ohne die Tätigkeit der Pflanzen existieren: Durch ihre Fähigkeit zur Photosynthese bauen sie Kohlendioxid aus der Luft ab. Die Funktion von Wäldern und Parks als „grüne Lungen“ gilt besonders in Städten und Ballungsgebieten als (lebens-)wichtig. Das bezieht sich auf die Sauerstoff-Bildung, aber auch auf die Wirkung als Staubfilter. Ein Hektar Buchenwald kann jährlich rund 70 Tonnen; ein Hektar Fichtenwald etwa 30 Tonnen Staub aus der Luft herausfiltern.
„Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“
(1. Mose/Exodus 1,31)

Die Betrachtung des Blattes lädt uns ein, über unsere Rolle im Kreislauf des Lebens ins Gespräch zu kommen: Wovon lebe ich? Was nährt mich?

Schreiben Sie Ihre Antworten auf Zettel.
Tragen Sie Ihre Antworten zusammen und überlegen Sie anschließend gemeinsam, von wo Ihnen diese Nähr-Stoffe zufließen und welche Lebens-Mittel Sie an andere weitergeben.


Seerose –
Von der Dunkelheit zum Licht

Die weiße Seerose (Nymphaea alba) ist eine typische Vertreterin der Schwimmblattpflanzen, die in fast ganz Europa, im Osten bis zum Ural vorkommt. Sie ist in ruhigen Seebuchten, in Teichen und Altwässern von Flüssen zu finden. Als Lebensraum bevorzugt sie stehende und träge Gewässer mit Schlammboden. Sie ist in der Lage, eine Gewässertiefe bis drei Meter zu besiedeln.

Genau wie der Lotus wächst die Seerose am liebsten in stehenden schlammigen Gewässern, die alles andere als kristallklare Brunnen sind. Häufig handelt es sich um richtige Drecklöcher, aus denen heraus sich die Blüte in scheinbar makelloser Schönheit und Reinheit erhebt. Durch den Schlamm hindurch bahnt sich die Pflanze ihren Weg zur Wasseroberfläche und zum Licht. Dort entfaltet sie ihre herzförmigen bis runden Blätter, die auf der Wasseroberfläche schwimmen. Die wohlriechenden, halbgefüllten, großen, weißen Blüten der Weißen Seerose haben eine goldfarbene Mitte und blühen den gesamten Sommer über von Juni bis September. Die Blüten sind aus vier grünen Kelchblättern sowie zahlreichen spiralig angeordneten weißen Kronblättern aufgebaut. Die Kronblätter gehen in die zahlreichen Staubblätter über. Wegen der außerordentlichen Regelmäßigkeit der Anordnung und der augenfälligen Schönheit wird die sich öffnende Blüte in vielen Religionen als Symbol der göttlichen Harmonie angesehen.
Seine Fähigkeit, Schmutz von sich zu weisen, ließ den Lotus in weiten Teilen Asiens darüber hinaus zum Sinnbild für Reinheit, Treue, Schöpferkraft und Erleuchtung werden. Im Buddhismus steht der Lotus auch für das Leben der Menschen: Wie die Lotusblumen wachsen die Menschen in einer Welt voller Schmutz und Verderbtheit auf. Es braucht ein die Welt übersteigendes Ziel, eine Orientierung, um nach Höherem zu streben, um über das Alltägliche herauszuwachsen und so als Mensch zu erblühen und sein schönes inneres Wesen zu zeigen.

Die Betrachtung des Seerosenbildes lädt uns dazu ein, über Licht und Dunkel in unserem Leben ins Gespräch zu kommen: Welchen „Schlamm“ musste ich in meinem Leben hinter mir lassen? Welche Hürden überwinden? Wo und wann umgab mich Dunkelheit? Was hat mich wieder aufblühen lassen? In welchen „Gewässern“ fühle ich mich wohl? Wo begegne ich dem Licht? Was bringt mich zum Strahlen?
Malen Sie Symbole auf ein Blatt, die die dunklen und hellen Zeiten in Ihrem Leben verkörpern. Kommen Sie anschließend über Ihre Bilder ins Gespräch.


Der Auferstehende Christus –
Hoffnungssymbol

Das Holzbildwerk des Auferstehenden Christus stammt aus dem letzten Drittel des 13. Jahrhunderts und ist im Kloster Wienhausen bei Celle beheimatet. Die aufrechte Haltung und das angezogene Knie lassen vermuten, dass Christus hier wie auf einem Thron sitzt. Aber dieser Christus sitzt nicht. Er setzt sein rechtes Bein über die Vorderwand eines geschlossenen, sehr kurzen, thronähnlichen Sarkophags. Sein linker Fuß ist noch im Grab verborgen.

Die Holzfigur ist mit einem Heiligenschein umgeben. Die Gesichtszüge
sind fein und glatt, das Gesicht wirkt entspannt, die Augen strahlen Ruhe aus, ein freundliches Lächeln umspielt den Mund. Eine würdevolle Gelassenheit, aber auch jugendliche Frische gehen von ihr aus. Auf dem Gesicht spiegeln sich Verzückung und Verklärung.
Der rechte Arm wirkt kräftig. Die Hand ist zum Segensgruß der lateinischen Kirche erhoben. Der linke Arm ist merkwürdig kurz, die linke Hand wirkt gekrümmt. Eine Anspannung geht von dieser Hand aus, die ehemals eine Siegesfahne hielt. Ist es der erlittene Schmerz, der sich in dieser Geste spiegelt?

Christus trägt ein goldenes Untergewand und einen roten Umhang, Herrschafts-Symbol der damaligen Zeit. Die Quadrate auf dem Umhang sind aus stark silberhaltigem, mittlerweile verschwärztem Blattgold. Sie symbolisieren mit ihren zusätzlich gesetzten kurzen Strichen die in ein Quadrat eingeschriebene Kreuzblume. Die Wundmale sind von weißen und roten Strahlen umgeben. Die Wunde in der Seite wirkt wie die Iris eines Auges und lenkt den Blick auf sich. Dieser Christus wirkt so unbeschadet. Allein die linke Hand vermag noch an das Erlittene zu erinnern …

Die Betrachtung des Auferstehenden Christus lädt uns dazu ein, uns der heilenden Momente in unserem Leben zu erinnern und über unsere Auferstehungshoffnung ins Gespräch zu kommen: Welche Situationen in meinem Leben habe ich bisher unbeschadet überstanden? Wo habe ich Heilung erfahren?

Versetzen Sie sich in die Position des Auferstehenden Christus, schauen Sie in seine Richtung. Worauf sind seine Augen gerichtet? Was sieht er vor sich?

Skizzieren Sie Ihre Vision auf ein Blatt Papier. Kommen Sie anschließend über Ihre Bilder ins Gespräch.

Ergebnissicherung im Plenum
Die Gruppen stellen ihre Ergebnisse nacheinander im Plenum vor. Zwischen den ersten beiden Präsentationen wird der Kanon „Wechselnde Pfade, Schatten und Licht“ gesungen. Nach den beiden letzten die Textvariante „Gott, wie ein Adler trägst Du mich auf Deinen Schwingen in das Licht“ (nach der Melodie von „Wechselnde Pfade, Schatten und Licht“).
Verfasser/-in von Text und Melodie unbekannt
15 Minuten (3-4 Min. pro Gruppe)


Rückblick / Blitzlicht
Denken Sie noch einmal daran zurück, wie Ihr erster Eindruck von der Jahreslosungskarte war. Wie geht es Ihnen jetzt, wenn Sie die Jahreslosungskarte betrachten?
10 Minuten

Abschlusstanz: Spiralweg
Spiralwege lassen sich tanzen. Die anleitende Person entscheidet, ob links- oder rechtswendig eingedreht wird. Die linkswendige Eindrehung mit dem Weg in die Gegentanzrichtung entspricht einem Schreiten mit dem Sonnenlauf auf das Ende zu. Das Ausdrehen erfolgt dann in Tanzrichtung. Danach lässt sich ein Kreis mit der Körperfront nach innen schließen.

Eine Spirale kann nach dem Eindrehen auch auf direktem Weg aufgelöst werden: Alle Tanzenden bleiben stehen, die zuvorderst Tanzende geht durch die erhobenen Armtore der Mittanzenden direkt nach außen. Die Handhaltung wird beibehalten, so dass ihr die anderen folgen.

Geeignet sind ein einfacher Gehschritt, der Pilgerschritt (2 Gehschritte vor: re, li, ein Wiegeschritt: re vor, li zurück) oder der gedrehte Pilgerschritt (2 Gehschritte vor, beim Wiegeschritt wenden, 2 Gehschritte rückwärts, beim nächsten Wiegeschritt wieder wenden). Als Musik empfiehlt sich ein 4/4-Takt mit klarem Rhythmus in wohltuendem Schritttempo.
5 Minuten

Bitte um Segen
Lebendiger Gott,
Schöpferin und Bewahrerin dieser Welt,
begleite uns in Zeiten des Wandels,
hilf uns, die Dunkelheiten des Lebens zu überwinden,
schenke uns, was wir zum Leben brauchen,
lass uns Heilung erfahren und das Staunen nie verlernen,
damit wir erblühen können wie die
Seerose am Morgen
und Zeugnis ablegen von dir.
Amen


Simone Kluge, Jahrgang 1972, ist gelernte Gymnasiallehrerin. In Osnabrück studierte sie Ev. Theologie und Germanistik. Seit 2005 arbeitet sie als pädagogisch-theologische Mitarbeiterin im Landesverband Braunschweig der Ev. Frauenhilfe. Sie ist Mitglied der Arbeitsgruppe ahzw.


Literaturhinweis
Babette Hartwieg: Drei gefasste Holzskulpturen vom Ende des 13. Jahrhunderts in Kloster Wienhausen. Sonderdruck aus der Zeitschrift für Kunsttechnologie und Konservierung. 2. Jahrgang, Heft 2/1988 / Kunstpostkarte des Auferstehenden Christus; beides erhältlich über: Kloster Wienhausen, An der Kirche 1,
29348 Wienhausen; Tel.: 05149 / 1866-0 und 1866-10; Fax: 05149 / 1866-39;
Email: kloster.wienhausen@arcor.de
Jaroslav Pazourek: Das geheimnisvolle Leben der Pflanzen. Artia Verlag Praha 1986
CD Hannelie Jestädt: Traumtänze. Gott in unserer Mitte finden. Meditationstänze. Choros GmbH, Kempen 2. Aufl. 2006, ISBN 3-933512-14-X

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