Alle Ausgaben / 1996 Frauen in Bewegung von Regina Seifert

Clara Schumann

Ein Leben mit Musik

Von Regina Seifert

Am 13. September 1819 wurde Clara Wieck in Leipzig geboren. Ihr Vater Friedrich Wieck unterrichtete Klavier und betrieb außerdem einen Instrumentenhandel und -verleih.

Die Mutter stammte aus einer musikalischen Familie und nahm als junges Mädchen Unterricht bei Friedrich Wieck.

Claras Eltern verstanden sich jedoch in ihrer Ehe nicht und trennten sich nach wenigen Jahren in gegenseitigem Einvernehmen.
Mit 5 Jahren kam Clara in den väterlichen Haushalt. Der Kontakt zur Mutter wurde über Jahre fast ganz unterbunden.

Friedrich Wieck hatte beschlossen, seine Tochter zur Künstlerin heranzubilden. Sie nahm bei ihm Unterricht und konnte schon mit 7 Jahren alle Noten lesen. Sie spielte mit dem Vater vierhändig Klavier, improvisierte gewandt und übte sich in kleineren Kompositionen.
Mit 11 Jahren gab sie ihr erster Konzert im Leipziger Gewandhaus. Konzertreisen durch mehrere Städte Deutschlands folgten.

Durch den strengen Unterricht beim Vater und durch intensive regelmäßige Studien wurde schon sehr früh ihre musikalische Begabung gefördert.
Mit 8 Jahren lernte sie Robert Schumann, ihren späteren Mann, kennen. Robert Schumann wurde Schüler von Friedrich Wieck. Als Clara heranwuchs, verliebte er sich in sie. Clara erwiderte seine Liebe, doch ihr Vater hielt nichts von einer solchen Verbindung und versuchte nach Kräften, sie zu verhindern.

Nach mehreren Jahren der Auseinandersetzung setzten Robert und Clara ihre Eheschließung gegen den Willen des Vaters gerichtlich durch. Am 12. September 1840 heirateten sie in der Kirche zu Schönefeld bei Leipzig (heute Leipzig Nordost). Aus der Ehe gingen 8 Kinder hervor, 4 Mädchen und 4 Jungen. 3 Jungen und 1 Mädchen starben noch vor ihrer Mutter.

Clara gab auch während ihrer Ehe die Konzertreisen nicht auf und erhielt sich dadurch eine gewisse finanzielle Selbständigkeit. Das war für die damalige Zeit sehr ungewöhnlich und für ihren Mann Robert nicht immer einfach.

Nach einigen Jahren in Leipzig siedelten sie nach Dresden über. Später wurde Robert die Leitung des Düsseldorfer Musikvereins angeboten und sie zogen nach Düsseldorf.
Die Schumanns führten ein offenes Haus. Bedeutende Musiker (Liszt, Brahms etc.) suchten den Kontakt zu ihnen. Schüler und ein großer Freundeskreis bereicherten ihr Leben.

Clara versuchte Konzerte, musikalische Studien, Kinder und Haushalt zu vereinbaren. Robert brauchte für seine kompositorische Arbeit Ruhe. Es zeigten sich bei ihm erste Krankheitsanzeichen. Er litt unter Angstzuständen, Gehörtäuschungen und Sprachhemmungen. Nach einem Selbstmordversuch wurde er 1854 in eine Nervenheilanstalt gebracht, in der er 1856 starb. Er wurde in Bonn beigesetzt. Clara war 36 Jahre alt, als sie ihren Mann verlor.

Schon die Zeit, die Robert in der Anstalt zubrachte, war durch zahlreiche Konzertreisen geprägt. Nach seinem Tod setzt sie ihre Reisen fort. Sie hatte für 7 Kinder zu sorgen, die bei Verwandten, Freunden oder in Lehranstalten untergebracht waren. Unterstützung fand sie in diesen Jahren durch Johannes Brahms. Mit ihm konnte sie sich über Roberts Kompositionen austauschen und Brahms überließ ihr seine eigenen Werke zur Beurteilung. Johannes Brahms, der 14 Jahre jünger als Clara war, verliebte sich in sie. Diese Liebe mündete in eine über Jahrzehnte andauernde enge Freundschaft.

Ihre Konzertreisen führten sie nach England, Holland, Brüssel, Paris, Wien, in die Schweiz etc. Durch ihre Interpretation der Werke Schumanns, Johannes Brahms, Beethovens, Bachs, Chopins erlange sie internationale Anerkennung.
Die Zeit zwischen ihren Reisen verbrachte sie mit ihren Kindern. Ihre älteste Tochter Marie führte den Haushalt und die jüngeren Geschwister bezeichneten sie als ihre zweite Mutter.

Einige Jahr erlebten sie die Sommer auf dem Land in Lichtenthal. Später wohnten sie in Berlin und Frankfurt/Main. In Frankfurt hatte Clara eine Lehrtätigkeit am Konservatorium angenommen.
Clara Schumann starb im Alter von 76 Jahren, am 20. Mai 1896, an den Folgen eines Schlaganfalls. Sie wurde an der Seite Robert Schumanns auf dem Bonner Friedhof beigesetzt. Brahms überlebte sie nur um 10 Monate.

Clara Schumann war eine hervorragende Künstlerin ihrer Zeit.
„sie übte Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, als diese der Öffentlichkeit noch unvorstellbar erschien. Sie erzog ihre Kinder im Geiste der Selbständigkeit, der Liebe, der Toleranz.

Künstlerisches Verantwortungsgefühl und nie nachlassende Selbstdisziplin haben sie bis ans Alter hinein zu Leistungen höchsten Ranges befähigt.“

In diesem Jahr gedenken wir ihres 100. Todestages.

 

Literatur
aus: Clara Schumann, geb. Wieck, Erika Klopp Verlag, 4. Auflage 1988

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