Wenn man die Nachrichten hört, kann einem ganz anders werden. Die harte Realität des täglichen Weltgeschehens streitet sich mit meinem Wunsch nach einem bisschen weihnachtlicher Besinnlichkeit.
Ich kann doch nicht Weihnachten feiern gegen diese Wirklichkeit an oder an ihr vorbei! Ich kann nicht, um meine Feststimmung zu retten, all das vergessen, was gar nicht feierlich ist! Und kann ich die harte Wirklichkeit einbeziehen in ein Fest, ohne damit das Fest zu stören?
Vor einiger Zeit war ich bei einer Tagung mit schwarzen Christen aus Südafrika zusammen, und es ging um die furchtbare Geschichte der Rassentrennung in ihrem Heimatland – eine Geschichte, an der auch wir Weißen in Europa unseren Anteil und unsere Verantwortung tragen. Auf dem Programm stand für den letzten Abend ein gemeinsames Fest. „Können wir denn jetzt überhaupt feiern?“, fragte eine weiße Teilnehmerin am Nachmittag. Wir waren alle bedrückt von dem, was wir an diesen Tagen erfahren hatten.
Ein Afrikaner antwortete: „Unsere Widerstandskraft lebt davon, dass wir feiern. Wie sollten wir sonst überhaupt durchhalten!“
Die christlichen Feste, denke ich, sind auch nicht dazu erfunden worden, etwas Abwechslung in unseren grauen Alltag zu bringen. Sie sind entstanden, um unsere Widerstandskraft zu stärken – als Kraft gegen Resignation und Gleichgültigkeit – und für den Frieden auf Erden.
aus:
Zeit für Weihnachten
© Burckhardthaus
Laetere Verlag
Offenbach 1981
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