Alle Ausgaben / 2014 Bibelarbeit von Hanna Strack

Denn ihr werdet lachen

Bibelarbeit zu Lukas 6,21b

Von Hanna Strack

„Die Welt ist mir ein Lachen“, singt Paul Gerhardt. Und die Psalm betende Person hofft: „… unser Mund wird voll Lachens und unsere Zunge voll Rühmens sein.“

Das Lachen begegnet uns auch in einem alten liturgischen Brauch am Ostermorgen, dem Morgen der Freude: das Osterlachen, lateinisch risus paschalis. Denn, so die Begründung, Jesu Auferstehung ist Ausdruck von Gottes Gelächter über den Tod. Es waren skurrile Geschichten, die die Pfarrer erzählten, damit die Gemeinde lachte. Ein Rest von diesem „anderen Programm“ von Gottesdiensten ist in den Krippenspielen erhalten. Das Osterlachen ist ein Lachen von Herzen, nicht ein Lachen über jemanden.

Lachen wir also, und denken wir auch über das Lachen nach – darüber, dass Gott lacht. „Der im Himmel wohnet, lacht“, sagt der 2. Psalm. Mit dem Lachen befreien wir uns für diesen einen Moment aus Bedrängnis, Druck und Traurigkeit. Für diesen einen Moment nehmen wir die Erlösung vorweg und feiern die Befreiung. Sie ist ein Signal der Transzendenz, Gottes heilsame Gegenwart im Alltag.

Witze schildern, wie in einer Situation größter Bedrängnis eine total überraschende Wendung kommt. Davon handelt auch mein Lieblingswitz, den ich gerne so erzähle, als ob ich dies in meiner Studienzeit selbst erlebt hätte: Eine Studentin geht zur Arbeitsvermittlung, um Geld zu verdienen. Der Direktor des Zoos schlägt ihr vor, sie möge doch in die Haut des kürzlich verstorbenen Orang Utan steigen, denn die Leute möchten ihn unbedingt sehen. Sie überlegt eine Nacht, dann sagt sie zu. Sie übt ein wenig vor dem Spiegel, dann geht sie in den Käfig, den schon viele Alte und Junge umgeben. Sie schaukelt ein wenig, dann immer mehr, passt nicht auf, weil die Leute so begeistert klatschen. Und so fliegt sie oben über den Zaun hinaus und sieht sich im Käfig des Löwen landen. Sie vergisst ihr Urang-Utan-Dasein und ruft: Um Hilfe! Da springt der Löwe auf sie zu und flüstert: Psst, ich bin auch nur ein Student …

Das Lachen löst einen Panzer – und sei es nur für einen Augenblick. Plötzlich sind Raum und Zeit, sind Oben und Unten aufgehoben. Deshalb gibt es auch so viele politische Witze in Diktaturen. Ein wunderbarer Satz des südamerikanischen Dichters Pablo Neruda beschreibt die Wirkung des Lachens in einer Diktatur: „Auch wenn ein Diktator alle Blumen abgeschnitten hat, wird er nicht verhindern können, dass ein neuer Frühling kommt.“ Das hat uns Charly Chaplin in seinem Film „Der Große Diktator“ so anschaulich gemacht, dass wir oft nicht wussten, ob wir lachen oder weinen sollten. Die bedrohliche Gestalt, vor der wir uns hüten müssen, wird zur lächerlichen Figur.

Wie heilsam Clowns wirken können, wissen diejenigen, die in Kinderkliniken gehen. Lachen ist gesund. Umgekehrt können auch Kinder uns herzlich lachen machen. Wir alle kennen das Lachen über den Kindermund: Julia war zum ersten Mal im Gottesdienst. Danach fragen die Eltern. Was hat dir denn am besten gefallen? Dass alle Hallo Julia gesungen haben …

Hier weinen – dort lachen?

Im Lukasevangelium gibt es eine Seligpreisung von Jesus, die uns innehalten lässt: „Selig seid ihr, die ihr jetzt weint; denn ihr werdet lachen.“ Wer wüsste es nicht, hätte es nicht selbst schon erlebt, wie nahe Lachen und Weinen beieinander liegen. Doch halt! Hier weinen – dort lachen? War das, was Lukas „seligpreist“, nicht gerade die berechtigte Kritik von Karl Marx am Christentum? Die Vertröstung aufs Jenseits? Ja, das war in der Tat bis ins letzte Jahrhundert ein gängiger Trost, „Opium des Volkes“. Heute aber sehen wir, dass die heilsame Botschaft Jesu uns im Hier und Jetzt befreien will. Das gilt auch für die Auferstehung, wie uns die Ostererzählungen der Evangelien zeigen. Denn „hier und dort“, das ist zugleich auch „schon und noch nicht“. Weil Jesus Angst und Tod überwunden hat, können auch wir auf unsere Angst und auf den Tod schauen – und lachen. Es ist die Gleichzeitigkeit unserer christlichen Existenz. Im Lachen, in den kurzen Augenblicken, begegnet uns das Heilige, dieser Urstrom der Lebendigkeit. Und Ostern ist dafür das Unterpfand.

Als mich vergangene Woche eine Freundin anrief und in fassungsloser Traurigkeit vom Sterben ihrer Schwester berichtete, dachte ich: Ist diese Bibelarbeit über das Osterlachen vielleicht zynisch? Ich will Sie deshalb teilhaben lassen an meiner Entdeckung: Im Bücherschrank meiner Mutter fand ich ein kleines Heft, das 1946, noch mit Genehmigung der Militärregierung, in München gedruckt wurde. Titel: „Und Gott lacht …“ – darin uns erhalten die Predigt eines jüngeren holländischen Pfarrers, Willem-Eicke den Hertog, der von der Gestapo verhaftet und nach Dachau verschleppt und eben erst befreit worden war. Am Abend des Ostermontags 1944 stand er in der Kapelle des Blocks 26, des „Pfarrerblocks“, der als Gottesdienstraum diente. Nur Geistliche beider Konfessionen hatten Zutritt. Dennoch nahmen auch andere am Gottesdienst teil und hörten diese Predigt: „Und Gott lacht … – Das Lachen Gottes in dem auferstandenen, lebendigen Herrn leuchtet über uns. Von Ostern her geht ein Lachen um die Welt.“ Aus den Tagebuchblättern eines anderen Häftlings mit der Nr. 16921 wissen wir, welch großen Eindruck diese Predigt auf die Zuhörer machte. Dieser Prediger im KZ ist weiß Gott nicht zynisch! Lassen wir ihn selbst zu Wort kommen:

„Wie Gott von sich aus den Ostermorgen gegeben hat als die größte Überraschung denen, die nichts mehr hofften und erwarteten. Maria Magdalena hatte geweint. Jesus fragt: Frau, warum weinst du? Sie war zu spät gekommen trotz ihrer Liebe zu Jesus. In Jesu Tod war alles zunichte geworden, worauf sie und die anderen der Jesusbewegung gehofft hatten. Und jetzt: Der im Himmel wohnet, lacht! im Psalmwort: Gott lacht derer, die ihn spotten.
Das Lachen Gottes kommt auf Maria zu, indem Jesus ihr begegnet. Und jetzt erfährt sie: Gott hat mir ein Lachen zugerichtet. Auch dies ein Wort aus der Bibel: Sara sagt es, als sie wider alles Erwarten doch schwanger wird. Gott lacht das gute und herrliche Lachen des Vaters, der den verlorenen Sohn in seine Arme schließt, das gute und herrliche Lachen der Nachbarinnen und Freundinnen, die sich über den wieder gefundenen Groschen freuen. Gott lacht das gute und herrliche Lachen der Freude der Engel im Himmel.
Wo wir nur weinen konnten, wächst Gottes Lachen wunderbar.

Jesus, der Meister, der uns lachen lehrt am dritten Tage, mitten in unserem Elend und Tod, frei und unbekümmert lachen in der Gewissheit seines Sieges, in der Kraft seiner Auferstehung.
Da sind wir am dritten Tage in einer Welt ohne Gott, ohne Christus, erfüllt von Hass und Neid, von Mord und Totschlag, von des Teufels Geist. Es ist alles zum Weinen, nur zum Weinen. Aber Gott schenkt uns am dritten Tage ein Lachen, so reich, dass wir es immer hören müssen und wieder hören: wie Gott lacht über uns, selig rettend, herrlich.
Diese trostreiche Botschaft hat Jesus Maria Magdalena in die Hände gelegt. Sie ist seine Gabe und Aufgabe zugleich. Sie soll nicht nur Trost empfangen, sondern auch spenden. Dieser Trost soll durch die ganze Welt gehen und überall, wo geweint wird oder wo die Zähne zusammengebissen werden, um nicht zu weinen, oder wo gelacht wird, weil man sonst weinen müsste, dort überall soll das Lachen Gottes hörbar werden.
Wenn Gott Ostern mit uns feiert, verschwinden unsere Schwierigkeiten. Da lachen wir unter Tränen.“

Ja, schreibt Häftling Nr. 16921: „… so predigt der junge Pfarrer im KZ Dachau, heute legt Gott seine Freude dir und mir ins Herz hinein. Heute lehrt Er uns lachen.
Denn am Ostermorgen hat Gott mir ein Lachen zugerichtet. Und ich darf die Freude weiter tragen als seine Gabe und Aufgabe in diesem schrecklichen Leben, in dieser tödlichen Welt im KZ, bis einmal alles vorbei ist und – mit den Worten aus der Offenbarung – Gott wird abwischen alle Tränen von unseren Augen, und der Tod nicht mehr sein wird, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz mehr sein wird. Denn das wird alles vorübergehen. Nur Gottes Lachen wird bleiben. Der Anfang und das Ende. Halleluja!“

Diese Predigt am Ostermorgen 1944 wird uns dazu ermutigen, unter Tränen zu lachen, weil Gott lacht. Und wenn wir nicht wissen, sollen wir lachen oder weinen, dann wird sich das Pendel zum Lachen neigen. Denn Jesus hat dem Leid, dem Tod die Macht genommen.

Ein großer russischer Clown, der Jahrzehnte lang Menschen zum Lachen befreien konnte, sagte über seinen Kollegen Anatoli Durow: „Er war der Zauberer, der in den vergifteten Brunnen der Traurigkeit einen Tropfen, nur einen einzigen Tropfen vom lebendigen Wasser des Lachens hinein goss und diesen Brunnen dadurch zum Kraft und Leben spendenden Heilquell machte.“1 Auch wir können Zauberinnen sein, die in den vergifteten Brunnen der Traurigkeit einen Tropfen, nur einen einzigen Tropfen vom lebendigen Wasser des Lachens hinein gießen und diesen Brunnen dadurch zum Kraft und Leben spendenden Heilquell machen können. Einfach, indem wir lachen – auch wenn uns selbst keine guten Witze einfallen.

Bibelarbeit in der Gruppe

Lied: Die Welt ist mir ein Lachen oder: Komm, Herr, segne uns (EG 170,1)

(1) Lachen – Gottesgeschenk
Wir wollen heute lachen – und auch über das Lachen nachdenken, darüber, dass Gott lacht: Der im Himmel wohnet, lacht, sagt der 2. Psalm. (Ps 2,4a)
Lachen, auch das sagt die Bibel uns, ist ein Geschenk Gottes: Selig seid ihr, die ihr jetzt weint; denn ihr werdet lachen. – Oder, in der Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache: Glücklich seid ihr Weinenden, denn ihr werdet lachen! (Lk 6,21b) Das Lachen, der Humor ist eine Vorwegnahme der Erlösung, ein Signal der Transzendenz.

Erinnern wir uns und erzählen es uns: Worüber habe ich zuletzt geschmunzelt? Oder mich gekrümmt vor Lachen?

Lied: Wir stampfen, wir springen

(2) Der Witz beim Witzerzählen
Der Witz bei einem großen Teil derjenigen Witze, über die Menschen unwillkürlich lachen müssen, ist: Sie schildern, wie in einer Situation größter Bedrängnis eine total überraschende Wendung kommt. Das gilt besonders für politische Witze.

Ein wunderbarer Satz des südamerikanischen Dichters Pablo Neruda beschreibt die Wirkung des Lachens in einer Diktatur: „Auch wenn ein Diktator alle Blumen abgeschnitten hat, wird er nicht verhindern können, dass ein neuer Frühling kommt.“ – Die bedrohliche Gestalt, vor der wir uns hüten müssen, wird zur lächerlichen Figur. – Ein Witz aus der DDR-Zeit geht in diese Richtung: Was ist ein ULB? Es ist die Maßeinheit für den Strom, den man spart, wenn man das Radio während der Rede von Ulbricht ausschaltet …

Kennen / mögen Sie politische Witze? – Austauschrunde; Wer mag, kann danach ihren/seinen Lieblingswitz erzählen.

(3) Lachen ist gesund
Wie heilsam Lachen sein kann, wissen diejenigen, die in Kinderkliniken gehen und dort schon einmal Clowns bei ihrer Arbeit beobachtet haben. – Erzählen Sie, wenn Sie über Clowninnen und Clowns etwas wissen oder andere Beispiele dafür kennen, wie Lachen gesund machen kann.

Hinweis für die Leiterin: Wenn Sie diesen Schritt ausführlicher haben wollen, vgl. den Beitrag „Blitzableiter und Türöffner. Die Clinic-Clowns in der Medizinischen Hochschule Hannover“ (ahzw 2-2013 Organe spenden? S. 31-34); zum Thema „Lachen ist gesund“ vgl. auch den Beitrag zum Lach-Yoga in dieser ahzw, S. 74-77.

4) Lasst uns beten
Lied: Weicht ihr Trauergeister (EG 396,6)

Wenn wir jetzt Fürbitte halten, dann wollen wir selbst dafür eintreten, dass Gottes Lachen heilsam sein kann.
Wir wollen denen ein Lachen schenken, die in bedrängter Situation sind.

Wir antworten jeweils mit dem Lied: „In allen Farben des Lebens“ (Carola Moosbach). – alternativ: 2. Str. von „Komm, Herr, segne uns“ (EG 170)

Einige vorbereitete Fürbitten werden ausgeteilt, weitere kleine Zettel liegen bereit. Auf ihnen stehen die Anfangsworte „Wir schenken ein Lachen, weil Jesus den Tod überwunden hat: …“ – Die TN können diese nehmen und eine eigene Fürbitte darauf schreiben oder nur sagen.

Fürbittgebete:
Wir schenken ein Lachen, weil Jesus den Tod überwunden hat:
allen Kindern, die krank sind und in diesen Tagen in der Klinik liegen.

Wir schenken ein Lachen, weil Jesus den Tod überwunden hat:
allen, die zurzeit nichts zu lachen haben, weil sie für sich keine Zukunft sehen.

Wir schenken ein Lachen, weil Jesus den Tod überwunden hat:
allen, die sich vor dem Alter, vor Einsamkeit, Krankheit und Hinfälligkeit fürchten.

Wir schenken ein Lachen, weil Jesus den Tod überwunden hat:
denen, die an einer Schwelle in ihrem Leben stehen – von der Schule in die Ausbildung oder das Studium, vom Single-Dasein zur Familiengründung, von der Arbeitszeit zur Rentenzeit.

Wir schenken ein Lachen, weil Jesus den Tod überwunden hat:
allen, die verantwortlich sind in Gesellschaft, Politik und Kirche, wo Siege und Niederlagen so nah beieinander sind.

Andere …

Segen
Gott schenke uns allen ein Lachen an diesem Tag, in dieser Woche.
Gott segne uns und behüte uns.
Gott, die Clownin, lässt ihr Angesicht leuchten über uns und erlöst uns.
Gott erhebt ihr Angesicht auf uns und schenkt uns ein Lachen. Amen

Pfr.in i.R. Hanna Strack, 78 Jahre, hat lange im schulischen Religionsunterricht gearbeitet, bevor sie 1994-1997 Leitende Pfarrerin der Evangelischen Frauenhilfe in der Mecklenburgischen Landeskirche war. – Mehr unter www.hanna-strack.de

Anmerkung
1) Karl Hoche, Toni Meissner, Barel F. Sinhuber: Die Großen Clowns, Königstein (Athenäum Verlag), Sonderausgabe 1983, S. 38

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