Es ist kalt in der Notunterkunft. Die Barmherzigen Schwestern geben sich alle Mühe: Die Wolldecken sind mit weißen Laken eingeschlagen und die Kopfkissen gemütlich prall. Aber es ist kalt.
Igor hat sich die Decke bis zum Hals hochgezogen, die Schultern eingewickelt. Zu hause war es immer schön warm. Die kleine Hütte stand am Wald, Holz gab es genug. Igor vergräbt seinen Kopf im Kopfkissen, so dass die Ohren bedeckt sind. Er will die Gespräche der beiden Zimmergenossen nicht hören. Er will lesen. Das Buch hat er von zu Hause mitgebracht, kyrillische Schrift, die vergilbten Seiten riechen nach Heimat.
Igor hat erst drei Sätze gelesen, da legt sich ein Lächeln auf seine Lippen, und er ist nicht mehr hier in diesem kalten Raum. Er ist weit, weit weg in einem fernen Land im Osten. Er ist zu Hause.
Gerda Conrad
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