Im biblischen Festkalender, Lev 23, wird das herbstliche Wallfahrts- oder Laubhüttenfest beschrieben (Verse 39-43): Es ist ein Erntedank und dient der Erinnerung an Israels Wüstenwanderung. Das Zeichen des Festes ist der Strauß, im rabbinischen Hebräisch: der Lulaw. …Vers 40 lautet in der jüdischen Gemeindebibel von Leopold Zunz und Mitarbeitern (1838): „Und nehmet euch am ersten Tage eine Frucht vom Baum Hadar, Palmzweige und Zweige vom Baum Abot und Bachweiden, und freuet euch vor dem Ewigen, euerm Gott, sieben Tage.“ …
Hadar heißt „Pracht“ uns ist Name der Zitrus-Arten und seit der Zeit des Zweiten Tempels wird eine besonders kostbare und prächtige Frucht gewählt, Citrus medica cedra, hebräisch: Etrog. Abot, das heißt „dicht verzweigt“, wurde mit der üppigen Myrthe gleichgesetzt. Das hebräische Kappot Temarim wurde verstanden als noch geschlossener Wedel, „Hände“ der Dattelpflanze. Der Strauß besteht aus einem Etrog, einem Dattelpalmzweig, zwei Bachweidenzweigen und drei Myrthenzweigen …
In der narrativen Theologie sind die „Vier Arten“ des Lulaw Gegenstand von Predigten und Meditationen, deren Fragmente sich in der Midrasch-Literatur zu den biblischen Büchern finden. … Als Sinnbild der Gemeinschaft zeigen sie das gegenseitige Angewiesensein auf: „Der Etrog ist Israel: Er duftet und schmeckt.
So gibt es in Israel Menschen, die Tora und gute Werke haben. Die Dattelpalme ist Israel: Sie hat Früchte ohne Duft. So gibt es in Israel Menschen, die Tora haben, aber keine guten Werke. Die Myrthe ist Israel: Sie duftet und ist nicht genießbar. So gibt es Israeliten, die gute Werke haben, aber keine Tora. Die Bachweide ist Israel: Sie hat weder Früchte noch Duft. So gibt es Israeliten, die weder Tora noch gute Werke haben. Gott spricht: Ich kann sie nicht untergehen lassen! Sie sollen alle einen Bund, einen Strauß bilden und einander entsühnen.“
aus:
Der Feststrauß –
Aus der Werkstatt der jüdischen feministischen Theologie
in:
Herlinde Pissarek-Hudelist
Luise Schottroff (Hgg.)
Mit allen Sinnen glauben
Gütersloh 1991
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