Für den Hausherrn, die Söhne oder männliche Verwandte des Hauses ergibt sich die besondere Verpflichtung, sich gerade um die wenig aufgeforderten Damen zu kümmern, auch um den Preis, dass sie einmal schlechte Tänzerinnen haben. Der eingeladene Gast tanzt zunächst mit seiner Tischdame und dann mit der Hausfrau und ihren Töchtern, auch mit anderen eng verwandten Damen des Hauses, bevor er die übrigen Damen engagiert. Unter diesen Damen wählt er zunächst diejenigen, bei denen er schon einmal eingeladen war oder denen er sonst gesellschaftlich verpflichtet ist. Es ist also auf alle Fälle unschicklich, sich zuerst auf die jüngsten und hübschesten Damen zu stürzen. Jeder Tänzer muss nach größter Möglichkeit mit jeder der anwesenden Damen wenigstens einmal tanzen. Hat er diese Tänze erledigt, dann wird er sich nun nicht etwa von jeder Verpflichtung frei fühlen, um sich ausschließlich seiner Lieblingsdame widmen zu können. Es gehört sich, dass er diese Damen im Laufe des Abends nochmals auffordert, um ihnen den peinlichen Eindruck zu nehmen, dass der erste Tanz nur ein Pflichttanz war.
aus: Der gute Ton im Umgang mit Menschen
© Südwest-Verlag München 1959
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