Ausgabe 1 / 2014 Material von Christa Gruber

Des machet mir mit Frauenpower

Von Christa Gruber


Ich hab dann 75 's erschte Mal in da Gemeinderat kandidiert, no auf ra Parteialischte. Mi wolltet se eigentlich net, sie wolltet mein Mann (lacht), und der hat g'sagt, ach er ischt scho em Kirchengemeinderat und er ischt scho Vorstand im Liederkranz, also nemmet mei Frau. Und dann bin i sehr gebeta worda, ob i net doch dann z'rücktreta tät, und irgendwann hab ich g'sagt: nö, also jetzt scho mit Fleiß. (lacht) Bin dann au mit einer and'ra Frau z'samma, dann waret mir also die erschte Frauen, die im Gemeinderat waret, und au die erschten beiden Evangelischen, die im Gemeinderat waret …

Ich war 30 Jahre im Gemeinderat. Dann hat man au immer no an Neujahrs-Empfang g'het im katholischa Pfarrhaus und da hab ich dann irgendwann einmal so vom Pfarrer da Auftrag g'kriegt, doch den evangelischa Part zu übernehma, und des hat mir immer sehr viel Spaß g'macht …

Und dann war's ja so, dass i dann in die achtziger Jahre irgendwann einmal parteipolitisch Schwierigkeiten g'kriegt hab, weil i halt net immer so tu, wie andere meinet, dass man tun sollt (lacht), und hab dann a Fraualischte gegründet. Und dann war i also no 15 Jahr in der Frauenlischte im Gemeinderat in Berkheim. Und als sich's 99 abgezeichnet hat, dass mir den Hof aufgeba werdet, hab i in da Kreistag kandidiert auf ra Fraualischte. Mir hent a Fraualischte dann aus am Boda g'schtampft, muss ma wirklich saga, mit a paar Fraua z'samma, also war wirklich ein Kraftakt. Und bin jetzt seit 99 über die Fraualischte im Kreistag. Und seit 2004 sind mir zu dritt, und in der Fraktion und da geht's dann au drum, wie finanziere ich so a Wahl, gell. Und wenn i dann immer erzähl, dass wir 2.000 bis 2.200 Euro ausgegeben haben für den Wahlkampf, gell, dann heißt's immer: „Wie machet ihr des?“ Dann sag i, des machet mir mit Frauenpower, gell. Da haben wir dann auch wirklich frauaübergreifend, also parteiübergreifend einander helfa austraga. Gell, mir hent gesagt, mir traget eure mit aus, dann traget ihr unsere mit aus. Das war richtig schön, dass mir Fraua uns so vernetza konntet, auch mit unterschiedliche Einstellungen zur Politik.

Ja, dann war ich auch insgesamt 24 Jahre Elternbeirat. Bin immer noch aktiv im Evangelischa Bauernwerk, wo ich au unsere evangelischen Frauen vertrete, wobei i da jetzt au am Überlega bin, ob ich des weitermach, weil i dann immer extra jemand für meinen Mann brauche.

Im Kreistag han i dann die Anfrage g'macht, ob ich an Zuschlag krieg, weil ich für mein Mann während der Sitzung ja jemand brauch, gell. War a bissle längere, schwierigere Angelegenheit. Isch dann aber einstimmig genehmigt worda, gell. Ging also sehr gut durch. Also am Anfang bin i so g'fragt worda, ob i net mein Antrag z'rückzieha will ja (lacht). Momentan sind mir insgesamt sieben Fraua und bloß zwei Fraua, die momentan von dieser Regelung was haben. Aber jetzt, wenn neue Wahlen kommen, können wir unsere Faua saga, du kannst einen Zuschlag zum Sitzungsgeld bekommen, dass du jemand zur Betreuung hast, oder jemand, der dir dann dein Kind vom Kindergarten holt.

Ich halt an Großteil meiner Reda immer auswendig, also au Haushaltsdebattenreden jetzt im Kreistag. Gell, i woiss, was i saga will, ond dann han i des im Kopf, und dann kann mi au niemand drausbringa, au an Zwischenruf bringt mi da net draus, gell.

Das Interview wurde geführt von Hanna Weber und Gerlinde Wruck mit Christa Gruber, 64 Jahre alt, von Beruf Hauswirtschaftsmeisterin, Bäuerin, verheiratet.

Auszüge aus:
Erzählte Frauenwelten – Lebensformen Evangelischer Frauen in Württemberg
Herausgeberin: Evangelische Frauen in Württemberg

Das Buch (ansonsten in Hochhdeutsch) ist für 11 Euro erhältlich bei:
EWF
Postfach 10 13 52
70012 Stuttgart
Tel. (0711) 229363-220
efw @elk-wue.de

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