Ausgabe 2 / 2015 Material von Melanie Huber

Die Bibel twittern

Von Melanie Huber

„Das nenne ich doch mal ein innovatives Projekt: Protestanten twittern die Bibel“, kommentierte der Journalist Roland Grün die Aktion. Über 3000 Menschen haben dazu beigetragen, dass „Und Gott chillte“ zustande kam. Das Portal evangelisch.de hatte rund um den Deutschen Evangelischen Kirchentag 2009 dazu aufgerufen, die gesamte Bibel in eigenen Worten zusammenzufassen: 3906 Stellen mussten innerhalb kürzester Zeit gelesen, interpretiert und auf den Punkt gebracht werden, mit maximal 140 Zeichen im typischen Twitterstil.

Der Rekordversuch startete mit dem Kirchentag im Bremen. Am Pfingstsamstag, 37 Stunden vor dem eigentlichen Ende der Aktion, waren nur noch sechs Stellen übrig, allesamt von Propheten. Hirte 777 fasste schließlich um Punkt 11 Uhr die letzte Bibelstelle zusammen, der Rekord war geglückt.

Und wozu das Ganze? Wir wollen Ihnen keine neue Bibel präsentieren, wir wollen die Heilige Schrift nicht ersetzen. Im Gegenteil. Sie bildet den Mittelpunkt. Deutung und Verdichtung sind evangelische theologische Tugenden. Um einen Abschnitt zusammenzufassen, bedurfte es der eigenen und persönlichen Vertiefung in den Text. Ich bin mir sicher, dass wir es – vielleicht auf etwas unorthodoxe Weise – geschafft haben, den ein oder anderen dazu zu bewegen, zum unnachahmbaren Original zu greifen. Wir haben einen neuen Weg aufgezeigt, auch mal spielerisch mit den Worten der Bibel umzugehen. Die Bibel kann und darf Spaß machen, auch Leuten, die heute Gedrucktes schon gar nicht mehr in die Hand nehmen.

Jesus sagt: „Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im Licht. Und was euch gesagt wird in das Ohr, das predigt auf den Dächern“ (Mt 10,27). Das heißt für uns: Jesus würde vermutlich twittern. Wir verstehen seine Botschaft so: Er würde jedes Kommunikationsmittel nutzen, das tauglich ist, die Menschen zu erreichen. Heutzutage können wir viele Menschen im Internet finden, zum Beispiel per Twitter. Dass es da um kurze, prägnante Äußerungen geht, spielt keine Rolle. Von Jesus überliefert sind Botschaften, die wesentlich kürzer sind als Twitter-Nachrichten. Selbst jedes einzelne der Zehn Gebote ist kürzer. Das zeigt: Auch mit wenigen Worten lässt sich das Wort Gottes verkünden.

Auszüge aus dem Vorwort zu:
Und Gott chillte – Die Bibel in Kurznachrichten
© edition chrismon
ISBN: 978-3-86921-012-4
(im Hansisches Druck-und Verlagshaus GmbH)
2. Auflage Frankfurt am Main 2012
Twitter-Übersetzungen online zugänglich unter:
www.rekordversuch.evangelisch.de

Exodus 4,1-7  Mose fürchtet, sein Volk glaube ihm nicht, dass Gott ihm erschienen ist. Dann überzeugt Gott ihn aber vom Gegenteil.
8-17  Gott: Du schaffst das. Mose: Ich bin eine Kommunikationsniete. Gott: Ich helfe dir. Mose: Nee! Gott: Los jetzt, Aaron ist dabei und redet.

Numeri 27,1-11  Erbrecht nach Mose: Sohn erbt. Kein Sohn: Tochter erbt. K.T.: Bruder. K.B.: Onkel. K.O.: Jegliche andere erben.
12-23  Mose: Einmal das ersehnte Land sehen – und dann sterben. Josua: In große Fußstapfen treten und das Volk weiterführen.

Röm 2,1-7  Entschuldigen geht nicht. Keiner kann's – und keiner darf andre aburteilen. Alle sitzen im gleichen Boot. Nur Gott urteilt. Und ist gnädig!
8-16 Wer sich ändert: Gut so – er hat das Heil. Wer nicht: Das ist mies, der sitzt im Unheil fest. Ohne Ansehen der Person. Gesetz ist Gesetz.
17-24 Es genügt auch nicht Jude zu sein. Auch wer zu Gottes Volk gehört, muss tun, was das Gesetz sagt. Einfach so erlöst sein geht nicht.

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