Ausgabe 1 / 2010 Bibelarbeit von Katja Jochum und Carsten Jochum-Bortfeld

Die ganze Schöpfung stöhnt mit uns

Bibelarbeit zu Röm 8,18-25

Von Katja Jochum und Carsten Jochum-Bortfeld


Der Brief des Paulus an die Gemeinde in Rom richtet sich an Menschen, die auf der Schattenseite des römischen Reiches leben. Die meisten gehören zur Unterschicht. Täglich versuchen sie, durch Arbeit auf Märkten, in Handwerksbetrieben oder Baustellen genug Mittel zum Leben zu bekommen. Gelingt dies nicht, bleibt nur das entwürdigende Betteln um Almosen. Auch Sklavinnen und Sklaven, die ihren Herren vollständig ausgeliefert sind, gehören zur Gemeinde.

Zur Zeit des Paulus gibt es viele Vorwürfe gegen christliche Gemeinden. Dass sie sich von den römischen Riten abgrenzen, schafft Misstrauen und lässt Gerüchte entstehen. Die Riten dieser Gruppen sind rätselhaft – sie sollen einen Verachteten und Aufrührer am Kreuz anbeten, sich ihren geistigen Führer sogar einverleiben und öffentlich Ungehorsam üben, wenn sie sich der religiösen Verehrung des römischen Kaisers verweigern.

Etwa 55 n. Chr. schreibt Paulus den Brief nach Rom, wahrscheinlich von Korinth aus. Er kennt die Gemeinde noch nicht, plant aber einen Besuch. Mit Hilfe der Männer und Frauen aus Rom will er das Evangelium von Jesus Christus im Bereich des westlichen Mittelmeeres verkünden. Zentrum seiner Botschaft ist die Auferweckung Jesu Christi: Die Kreuzigung Jesu unter dem römischen Statthalter Pontius Pilatus bedeutet für Paulus nicht, dass die mächtigen Gewalttäter über Jesus gesiegt haben. Gott hat Jesus von den Toten auferweckt und damit die Macht des Todes und der Gewalt überwunden. Paulus und viele andere Frauen und Männer verkünden diese Leben schaffende Tat Gottes.

Und so entfaltet Paulus in Röm 8,18-25 den theologischen Gedanken:
– Die Schöpfung ist Gottes Hände Werk, in dem Geistkraft Gottes waltet.
– Sie wartet sehnsüchtig darauf, dass nicht mehr die Leiden das Handeln und Hoffen der Menschen begrenzen, sondern ihre Bestimmung Wirklichkeit wird: Befreite Töchter und Söhne Gottes sollen sie sein.
– Schöpfung und Menschen leiden gemeinsam, warten beharrlich – und gebären das neue Leben.
– Bis dahin schenkt Gottes Geist Widerstandskraft – auf die Verheißung hin zu leben, auszuhalten, die Hoffnung festzuklammern.


leiden

Zu Beginn spricht Paulus von den Leiden, die die Gegenwart bestimmen – die Leiden der Menschen und der ganzen Schöpfung. In 8,20-21 wird der Zustand der Schöpfung in den verschiedenen Übersetzungen mit den Worten „Vergänglichkeit“, „Sklaverei“, „Verlorenheit“, „Sinnlosigkeit“, und „Zerstörung“ charakterisiert. Eine Leben zerstörende Macht beherrscht die Schöpfung. Diese Macht ist in Rom konkret fassbar. Menschen aus der Unterschicht sind häufig vom Hunger bedroht. Trotz der technischen Fertigkeiten, etwa beim Bau von Wasserleitungen, sind die hygienischen Lebensverhältnisse in den Städten katastrophal. Müll und Abwasser verschmutzen die Wohngebiete gerade der Ärmeren. Kinder wie Erwachsene sterben an Fieber und Durchfall-Erkrankungen. Und die Mächtigen tun nichts, um dies zu ändern.

Es funktioniert wie eine Chiffre: Hinter der Nennung der „Leiden“ scheint für die Römerinnen und Römer all das auf, was ihnen das Leben schwer macht, was die Schöpfung in ihrer Zeit auszehrt.


hoffen

Bei den Leiden soll es nicht bleiben. Paulus spricht davon, dass sich die Menschen und die ganze Schöpfung nach Befreiung von den Leiden sehnen.

Hier ist ein Blick in verschiedene Bibelübersetzungen notwendig. Die Luther-Bibel (1984) übersetzt 8,19 so: „Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden.“ Die Einheitsübersetzung hingegen übersetzt: „Denn die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes.“ Und die Bibel in gerechter Sprache: „Die gespannte Erwartung der Schöpfung richtet sich darauf, dass die Töchter und Söhne Gottes offenbar werden“.

Ganz unterschiedliche Stimmungen und Bilder entstehen: Die Luther-Bibel kennzeichnet das Warten als einen angsterfüllten Zustand – die beiden anderen Übersetzungen betonen das Erwartungsvolle und die Sehnsucht. Im griechischen Text wird das Warten durch das Wort apo-karadokia ausgedrückt. Das lässt sich übersetzen als „gespannt nach etwas Ausschau halten“, „etwas mit vorgestrecktem Kopf sehnsuchtsvoll erwarten“.

Die sehnsuchtsvolle und gespannte Erwartung der Schöpfung richtet sich darauf, dass die Söhne und Töchter Gottes offenbar werden. In 8,23 macht Paulus deutlich: Wenn die Kinder Gottes offenbar werden, erlöst Gott die Leiber der Menschen. Mit dem griechischen Wort für Erlösung (apo-lutrosis) ist die Befreiung von Menschen aus der Sklaverei oder Kriegsgefangenschaft gemeint. Paulus geht es um die Befreiung von den Dingen, die das Leben schwer machen oder es zerstören. Die Gotteskindschaft ist erst dann vollkommen, wenn die Körper der Menschen frei sind: wenn sie nicht mehr Sklavinnen und Sklaven sind, wenn sie genug Mittel zum Leben haben und in einer lebensförderlichen Umwelt wohnen.

Paulus entwirft diese Hoffnungsbilder, damit die Leiden die Gegenwart nicht vollständig bestimmen. Diese Zukunft ist es wert, dass Menschen gespannt auf sie warten.


neues Leben gebären

Röm 8,22 spricht von einer tiefen Verbundenheit der Menschen mit der Schöpfung. Das betont das zweimalige „zusammen“: „Wir wissen, dass die ganze Schöpfung mit uns zusammen stöhnt und mit uns zusammen unter den Schmerzen der Geburtswehen leidet“ (BigS).
Paulus spricht hier eine andere Sprache als unsere Zeit: Heutige Menschen stehen im Gegenüber zur Umwelt und sehen sich nicht als Teil von ihr. Die biblische Erinnerung bewirkt eine Perspektivenänderung: Die Umwelt ist kein Objekt in den Händen der Menschen, das sie für ihre eigenen Zwecke gebrauchen und ausbeuten können. Menschen und Schöpfung sind in der Sicht des Paulus miteinander verbunden. Beide leiden unter der Macht, die die ganze Schöpfung unterjocht. Das Handeln der Mächtigen schadet der ganzen Schöpfung.

In 1.Mose 1 wird die Welt von Gott geordnet, damit erfülltes Leben möglich ist. Dies ist der Sinn der Schöpfung. Zur Zeit des Paulus erfahren Menschen das Gegenteil. Die Welt ist ein lebensfeindlicher Ort geworden. Das griechische Wort ftora, mit dem Paulus die Leiden der Schöpfung charakterisiert, beschreibt einen Zustand der Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit. Das Handeln von Menschen droht der ganzen Schöpfung die Zukunft rauben.

Durch das sehnsuchtsvolle und gespannte Hoffen sieht Paulus die Welt nicht nur als Ort des Leidens und der Sinnlosigkeit. „Die Gegenwart vergleicht er (Paulus) mit einem Geburtsprozess, der, nicht mehr aufzuhalten, neues Leben bringt.“(1) Auch hier ist ein Blick in die verschiedenen Bibelübersetzung wichtig: Die Luther-Bibel übersetzt in 8,22, dass „die ganze Schöpfung … seufzt und sich ängstigt“.
Das griechische Wort sun-odineo, das hier mit „ängstigen“ wiedergegeben wird, meint: „gemeinsam in den Wehen liegen“. In diesem Sinne übersetzen auch Einheitsübersetzung und Bibel in gerechter Sprache. Die Geburt ist ein schmerzhafter Vorgang, aber aus den Schmerzen entsteht neues Leben. Das Bild der Geburt im Röm 8 verweist auf die Schöpfungskraft Gottes, an der Frauen, die Kinder zur Welt bringen, Teil haben. In der Sicht der Bibel bringt Gottes Schöpfung immer wieder neues Leben hervor. Im Alltag können Menschen Spuren des schöpferischen Wirkens Gottes als Zeichen der Hoffnung erleben.


widerständig werden

Die sehnsuchtsvolle Hoffnung wirkt sich für Paulus auf das alltägliche Handeln aus. Das Hoffen charakterisiert Paulus in 8,25 mit dem griechischen hypomone, das in der Regel mit „Geduld“ übersetzt wird. Das griechische Wort meint aber nicht ein passives Hinnehmen, sondern ein widerständiges Handeln: Die Menschen in den Gemeinden sollen an ihrer Hoffnung auf die Befreiung der Menschen durch Gott festhalten und dies auch in ihrem Tun und ihrem Miteinander zeigen. Darauf zu hoffen, dass Sklavinnen und Sklaven befreit werden, heißt dann: sie nicht mehr als Gebrauchsgegenstand und Hilfsmittel behandeln, sondern ihnen mit Achtung und Respekt begegnen. Zu hoffen, dass die Lebensbedingungen für die Menschen in den Elendsvierteln von Rom besser werden, heißt dann: gerechte Teilhabe für alle an den wichtigen Mitteln zum Leben ermöglichen. Die Gemeinden sollen Orte solidarischer Lebensführung werden. Die Befreiung, auf die alle hoffen, kann hier schon Wirklichkeit werden.

So zu handeln bringt die Christinnen und Christen in Opposition zum römischen Reich, das auf Ausbeutung und ungleicher Verteilung von lebenswichtigen Gütern aufbaut. Für diesen schwierigen und gefahrvollen Widerstand hat Gott den Geist als Quelle der Kraft und der Hoffnung gegeben (8,11.23). Der Geist ist ein Angeld, eine Anzahlung, die verbürgt, dass Gott die ganze Schöpfung befreien wird. Durch die Gabe des Geistes erfahren Menschen, dass Gott auf ihrer Seite ist. Dieses widerständige Wissen teilen sie mit der ganzen Schöpfung – im Seufzen, im Hoffen und in widerständigem Leben.


Für die Arbeit in der Gruppe

Im Bibeltext sehen wir die Erinnerung daran, dass Menschen und Schöpfung aufeinander angewiesen sind. Die Verse Röm 8,18-25 stellen das gemeinsame Leiden und die gemeinsame Erwartung von Befreiung in den Mittelpunkt. Diese Aspekte wollen wir in der Bibelarbeit besonders betonen.

Zur Umsetzung des Textes regen wir an, mit einer Schöpfungstafel und einer Auslegung des Textes in Kleingruppen die Anregung der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung in Sibiu 2007 aufzunehmen: „Wir empfehlen, dass der Zeitraum zwischen dem 1. September und dem 4. Oktober dem Gebet für den Schutz der Schöpfung und der Förderung eines nachhaltigen Lebensstils gewidmet wird, um den Klimawandel aufzuhalten.“

Schöpfungstafel
Der Nachmittag wird gestaltet als großer Bogen einer Schöpfungsliturgie. Der liturgische Eingangsteil leitet in das gemeinsame Essen und Trinken. – Vor der Gruppenarbeit sollte das Geschirr abgetragen werden, damit die Frauen Platz für die Textarbeit haben.
Der liturgische Abschluss bindet die Ergebnisse der Gruppenarbeit an die Verheißung des Bibeltextes und mündet in Sendung und Segnung.
Gesprochene Texte sind im Folgenden kursiv gedruckt; Hinweise für die Leiterinnen im Normaldruck.

Vorbereitungen für die Schöpfungstafel und den gesamten Nachmittag:
Bitten Sie die Frauen Ihrer Gruppe bereits beim Treffen vor dieser Bibelarbeit,
zum nächsten Nachmittag etwas mitzubringen, was für sie zu einer „Schöpfungstafel“ gehört. Sorgen Sie für Kerzen, Blätter, einige Kartoffeln, Blüten, Früchte, Steine, Körner und einen Krug Wasser.

Vorbereiten sollten Sie auch die Puzzleteile für die Gruppenarbeit.
Zerschneiden Sie dazu einen großen Kreis aus Pappe (Durchmesser ca. 50 cm; DIN A2-Fotokarton) in fünf etwa gleich große Teile.

Wenn das Wetter es zulässt, ist es großartig, wenn Sie den Nachmittag im Freien verbringen können. Denken Sie dann frühzeitig daran, genügend Frauen anzufragen, die sich am Aufbau und am Schmücken beteiligen.

Decken Sie ein oder zwei lange Tafeln mit Efeuranken oder anderem Blattwerk. Gruppieren Sie die Schöpfungsgaben, Kerzen und Steine auf den Tischen.
Bitten Sie die eintreffenden Frauen, ihre Schöpfungsgaben hinzuzufügen.

Die Sprecherinnen setzen sich in die Mitte der Tafel, damit sie mit ihrer Stimme alle Frauen erreichen können.

Schöpfungsliturgie
Eröffnung:
Im Namen Gottes kommen wir
zusammen und feiern seine Schöpfung.
Wir feiern die Kraft, die uns in das Leben gebracht hat.
Wir danken für die Fülle, die uns nährt, die uns sättigt.
Wir teilen die Gaben, die uns verbinden und stärken.

Lied: Gott gab uns Atem (EG 632)

Gottes Kraft ist in seiner Schöpfung lebendig.
So bejubeln es die Bilder des großen Schöpfungsliedes in Psalm 104.
Gott setzt eine Ordnung, in der Pflanzen, Tiere und Menschen leben.
Aufeinander bezogen.
Satt werden die Zedern des Libanon –
und die Menschen, die sich von Brot
nähren,
das aus Pflanzen und ihrer Frucht
entstanden ist.

Alle haben ihren Raum zum Leben, den sie brauchen,
das, was gerade sie am Leben hält.
Wenn wir heute miteinander feiern,
erinnern wir uns an den Raum zum Leben, der für uns alle reicht, wenn wir ihn in Verantwortung miteinander teilen.

Vor uns ausgebreitet liegen die Gaben der Schöpfung.
Lassen Sie uns miteinander teilen, welche Fülle wir vor uns haben.

Beten Sie den 104. Psalm.
Nach jedem Abschnitt nennen die Frauen eines Tisches die Schöpfungsgaben, die sie mitgebracht haben, und sagen, was sie ihnen bedeuten.

Lied: Wir pflügen und wir streuen

– Wann geht es uns gut? Wann dürfen wir satt sein?
Wenn die Erde Früchte trägt und wir sie miteinander teilen.
– Wann geht es der Schöpfung gut?
Wenn der Mensch sie mit Achtung behandelt, sie schützt und erhält.

Mit den Bildern der Schöpfungsgeschichte beschreibt schon Hildegard
von Bingen den Zusammenhang der Menschen mit der Schöpfung. Zwischen ihnen sieht sie eine verbindende, grünende Lebenskraft. Wenn sie wirkt, bringt sie den Menschen und der Natur Gesundheit.

Hildegard von Bingen drückt den untrennbaren Zusammenhang so aus: „Bei der Erschaffung des Menschen aus Erde wurde eine andere Erde genommen, welche den Menschen darstellt, und alle Elemente waren ihm untertan, weil sie fühlten, dass Leben in ihm war, und sie halfen ihm in allen seinen Bemühungen und er ihnen. Und die Erde spendete ihre Kraft nach dem Geschlecht, nach der Natur, nach der Lebensweise und dem ganzen Verhalten des Menschen.“
zit. nach: Charlotte Kerner, Alle Schönheit des Himmels. Die Lebensgeschichte der Hildegard von Bingen, Weinheim und Basel 1993, S. 46

„…und sie halfen ihm in allen seinen Bemühungen und er ihnen.“ – So einfach hört sich das an:
– Wann geht es uns gut? Wann dürfen wir satt sein?
Wenn die Erde Früchte trägt und wir sie miteinander teilen.
– Wann geht es der Schöpfung gut?
Wenn der Mensch sie mit Achtung behandelt, sie schützt und erhält.

So schwer fällt es uns, das Einfache Wirklichkeit werden zu lassen.
Und doch entdecken wir gerade darin Ursprung und Zukunft:
– Gottes Schöpfungskraft gegenwärtig am Werke zu sehen;
– Leben schenkend, Leben ermöglichend;
– uns Menschen entdecken als Frauen und Männer, die aus ihren Versklavungen befreit zur befreienden Liebe berufen sind;
– Schöpfung, das Leben um uns erleben als Mitwelt und als gute Gabe, als Gottes Hände Werk.

Gemeinsam mit der Schöpfung sehnen wir uns danach.
Dich, Lebendiger, rufen wir an: Schenke, Gott, uns allen dein Erbarmen!

Lied: Kyrie, Kyrie, Kyrie, schenke, Gott, uns allen dein Erbarmen!
aus der Weltgebetstagsordnung von Kamerun

Auf unseren Wegen, auf denen wir gemeinsam mit der Schöpfung klagen, nach Hoffnung dürsten und nach neuen Schritten tasten, hören wir die Zusage des lebendigen Gottes:
In unserer Ohnmacht steht uns die Geistkraft bei, wenn wir keine Kraft mehr haben, so zu beten, wie es nötig wäre. Die Geistkraft selbst steht für uns ein mit wortlosem Stöhnen. (Röm 8,26)

Wir feiern Gottes Schöpfungskraft.
Wir tasten nach Schritten der Hoffnung.
Wir wagen das Leben.

Lied: Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt, damit ich lebe: Halleluja!

Wir feiern miteinander und teilen unsere Sehnsucht.
Wir essen miteinander und freuen uns an der Vielfalt.
Wir laben uns an der Fülle des Lebens und stärken uns.
Als Befreite, Beschenkte, Hoffnungsvolle verbinden wir uns und gestalten wir das Angesicht der Welt.
Gott, deine Kraft erfülle uns! Amen.

Essen, trinken, sich austauschen…

Als Danklied nach dem Essen ist es schön, ein Lied aus der Ökumene zu singen, z.B. das „Danke, Gott, ich sag: Danke, Gott“ aus der WGT-Ordnung Kamerun 2010.

Wir feiern Gottes freigiebige Schöpferkraft, die Schöpfung und ihre Gaben. Nur, wenn wir aufeinander und Gottes Hände Werk Acht geben, haben wir und unsere Welt Zukunft.

Mit Paulus entdecken wir diesen unauflösbaren Zusammenhang neu. In seinen Worten sind wir verbunden, liegen wir gemeinsam mit der Schöpfung im Geburtsschmerz, seufzen in den Leiden, spüren den Schmerz der ausgebeuteten Mitwelt, stimmen in das Seufzen der entwürdigten Schwestern und Brüder ein. Wir warten, wir sehnen uns nach dem neuen Leben, in dem die Freiheit der Kinder Gottes eingelöste Verheißung geworden ist.

Und Menschen und Schöpfung jubeln mit Stimme und Klang…
Ein Sehnsuchtsbild, das uns an unsere Bestimmung erinnert – und an unsere Verantwortung – zeichnet Paulus in den folgenden Versen aus dem Römerbrief:

Lesung von Röm 8,18-25

Die Schöpfung ist Gottes Hände Werk, in dem Geistkraft Gottes waltet.
Sie wartet sehnsüchtig darauf,
dass nicht mehr die Leiden das Handeln und Hoffen der Menschen begrenzen,
sondern ihre Bestimmung Wirklichkeit wird:
Befreite Töchter und Söhne Gottes sollen sie sein.

Schöpfung und Menschen leiden gemeinsam,
warten beharrlich –
und gebären das neue Leben.

Bis dahin schenkt Gottes Geist Widerstandskraft –
auf die Verheißung hin zu leben,
auszuhalten,
die Hoffnung festzuklammern.


Gruppenarbeit

Bitte sprechen Sie in 5 Gruppen über die Verse des Bibeltextes unter je einem Blickwinkel der fünf Aspekte:
– sehnsüchtig warten
– die Leiden sehen – und überwinden?
– bestimmt zu befreiten Töchtern und Söhnen Gottes
– gemeinsam leiden und das neue Leben gebären
– vom Geist geschenkte Widerstandskraft

Schreiben Sie Stichworte aus Ihrem Gespräch zum Bibeltext auf die Puzzleteile.

Sie haben für das Bibelgespräch an den Tischen 20 Minuten Zeit. Bitte bestimmen Sie eine Berichterstatterin.

Nehmen Sie sich anschließend etwa 25 Minuten Zeit, um die Ergebnisse zusammenzutragen. Legen Sie dazu die Puzzleteile wieder zum Kreis zusammen. Frauen Ihres Teams ergänzen jeweils bei der Ablage des Puzzleteils einen Gegenstand aus der Schöpfungstafel: bei den Leiden z.B. einen Stein, beim Warten z.B. Samenkörner, bei der Bestimmung z.B. Blüten u.s.w.

Im Kreis, dem Zeichen der Gemeinschaft ist alles enthalten:
die Leiden,
das sehnsüchtige Warten und die Widerstandkraft,
die Bestimmung zu befreiten Töchtern und Söhnen,
das Aufeinander-Angewiesensein,
das gemeinsame Stöhnen und das Gebären lebendiger Hoffnung.

Als Befreite, Beschenkte, Hoffnungsvolle verbinden wir uns.
Als Gesandte der Verheißung gestalten wir das Angesicht der Welt.

Vaterunser

Lied: Erleuchte und bewege uns (EG 608)

Segensbitte:
Gott, stärke die Einsicht, die in uns wachsen will.
Gott, bewahre, was wir freigeben.
Und segne uns, wenn wir aufbrechen – auf dein Wort!
Amen.

Information zur Schöpfungszeit/zum Schöpfungstag: siehe S. 76 Information zu den Wochen des fairen Handels:
Die Internetseite www.faire-woche.de informiert umfassend – von Aktionen, Partnerinnen und Partnern, über den Hintergrund des fairen Handels bis hin zu Rezepten.


Katja Jochum, geb. 1968, ist Pfarrerin im pädagogisch-theologischen Team der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. Sie koordiniert die Arbeit des westfälischen ökumenischen Weltgebetstags-Teams. Schwerpunkte ihrer Arbeit liegen in der Ökumene, in der Fortbildung Ehrenamtlicher und im Bereich Bibelpädagogik.

Dr. Carsten Jochum-Bortfeld, geb. 1968, ist Privatdozent und Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Neues Testament an der Universität Hildesheim.


Anmerkungen

1 Claudia Janssen, Anders ist die Schönheit der Körper. Paulus und die Auferstehung in 1 Kor 15, 2005, 321.

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