Hinweis für die Leiterin: Im Sommer 2004 organisierten die Städte Straßburg (Frankreich) und Kehl (Deutschland) eine gemeinsame „Gartenschau rechts und links des Rheins“. Auf der Arche, dem Kirchenschiff der Veranstaltung, haben Frauen des ÖFCFE (Ökumenisches Forum Christlicher Frauen in Europa) zu einer Reihe von deutsch-französischen Andachten eingeladen. Natürlich ging es um Blumen, biblische Pflanzen genauerhin. Eine dieser kleinen grenzüberschreitenden „Blumen-Andachten“ finden Sie im Folgenden abgedruckt.
Material: CD-Player; Musik: Vivaldi, Die vier Jahreszeiten (Concerti grossi op. 8): „Der Frühling“ und „Der Sommer“; ein Strauß Narzissen (mindestens eine pro TeilnehmerIn); Wäschekorb mit etwas Wäsche; ein Stapel Bücher o.ä.
Begrüßung: Die Leiterin begrüßt die Anwesenden und lädt ein zu einer Andacht mit Narzissen.
Musik: Der Frühling, Nr. 1 Allegro (ca. 3 Minuten)
Einstimmung: Zur Einstimmung in das Thema der Andacht spielen zwei Frauen eine kleine Pantomime: Eine Frau hebt einen Wäschekorb vom Boden auf, eine andere trägt einen Stapel Bücher. Sie tragen Korb und Bücher ein Stück weiter, legen dann beides ab; sie reiben sich die geschwollenen Hände, massieren die Knie, setzen sich anschließend irgendwo auf die Erde – jede für sich: kraftlos, müde, allein…
Musik: Der Frühling, Nr. 2 (ca. 2 Minuten)
Bibeltext: Die Wüste und Einöde wird frohlocken und die Steppe wird jubeln und wird blühen wie die Narzissen. Sie wird blühen und jubeln in aller Lust und Freude. … Sie wird sehen die Herrlichkeit des Herrn, die Pracht unseres Gottes. Stärket die müden Hände und macht fest die wankenden Knie! Saget den verzagten Herzen: „Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott! … Gott kommt und wird euch erretten.“ (aus Jesaja 35,1-4a)
Musik: Der Frühling, Nr. 3 (ca. 4 Minuten)
Meditation: Frühlingsblumen, Narzissen in der Wüste! Die Wüste singt vor Lust und Freude, weil Gott da ist und rettet. Welch ein Bild des Lebens! Des Jubels! Welch eine Freude über Gott!
Unser Alltag sieht oft anders aus. Frauen, die damit überfordert sind, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Männer, die wegen zu vieler Arbeit gestresst sind oder deprimiert, weil sie arbeitslos sind. „Burn-out“ heißt das neu-deutsche Wort für ausgelaugt sein, ausgetrocknet sein – wie eine Wüste.
Täglich hören wir von terroristischen Anschlägen und von Kriegen, die retten sollen. Was retten? Wir kennen so viele Bilder von Zerstörung und Armut. Am besten wegsehen. Ich kann ja doch nichts dagegen tun… Oder nur noch an sich selbst denken. Sich selbst spiegeln wie Narziss, der schöne junge Held in der griechischen Mythologie. Ganz und gar fasziniert von sich selbst, wollte er sein Spiegelbild im Wasser des Teichs umarmen, fiel hinein und ertrank.
Christus hat denen, die auf ihn vertrauen, kein besseres Leben versprochen als anderen Menschen. Aber er hat zugesagt, bei uns zu sein in allen Höhen und Tiefen des Lebens, auch in Zeiten der Leere und Dürre. Christinnen und Christen brauchen nicht wegzusehen. Nicht, weil sie besonders tapfer wären, sondern weil sie solche Bilder kennen – wie das einer Wüste, die erblüht voller Narzissen, die jubelt und singt. Ein Hoffnungsbild, das an die rettende Kraft Gottes erinnert.
Wenn wir solche Bilder in uns tragen, wenn wir uns gegenseitig daran immer wieder erinnern, kann das unsere Knie stark und unsere Hände kraftvoll machen. Aus solchen Bildern lässt sich Mut und Phantasie und Kraft schöpfen – um mitzuhelfen, dass Leben möglich bleibt auf dieser Erde. Leben aus Gottes Kraft.
Musik: Der Sommer, Nr. 5 (ca. 2 Minuten)
Pantomime Teil II: Kurz nach Einsetzen der Musik kommt eine dritte Frau mit einem Strauß Narzissen und überreicht sie den beiden sitzenden – verwunderten – Frauen; sie hilft ihnen auf die Beine, umarmt sie. Dann verteilen die drei Frauen die Blumen an die Anwesenden…
Gebet: Gott, du bist die helle Frühlingsblume, die aufblüht, wo es scheinbar kein Leben mehr gibt. Gib uns solche hoffnungsvollen Bilder für deine Nähe, damit wir unseren Alltag bewältigen können. Lass uns darauf vertrauen, dass nicht Waffen und Gewalt helfen, sondern dass deine Zuwendung uns aufrichten kann. Gerade dann, wenn es kalt und grau um uns ist, lass uns dieses Bild einer Wüste, die erblüht von leuchtend gelben Frühlingsblumen, weitertragen, damit auch andere Menschen Hoffnung schöpfen. So sei es! Amen.
Musik: Der Sommer, Nr. 6 (ca. 3 Minuten)
Segen:
Gott segne uns die Erde,
auf der wir jetzt stehen;
Gott segne uns den Weg,
den wir jetzt gehen;
Gott segne uns die Bilder der Hoffnung,
die wir jetzt weitertragen;
Gott segne uns das Ziel,
für das wir jetzt leben.
Amen.
Musik: Der Sommer, Nr. 4 (ca. 5 Minuten) und/oder Der Herbst, Nr. 7 (ca. 5 Minuten)
Caroline Heinrich, 43 Jahre alt und von Beruf Bibliothekarin, ist Mitglied im ÖFCFE Frankreich. Susanne Käser, 63 Jahre alt und Pfarrerin i.R., war Leiterin der Evangelischen Frauenarbeit in der Pfalz und ist Mitglied im Vorstand des ÖFCFE Deutschland.
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