Ausgabe 2 / 2011 Material von Cornelia Elke Schray

Du bist schön!

Von Cornelia Elke Schray


Du bist schön! Dieser Satz zaubert ein Lächeln auf jedes Gesicht. Wir alle möchten schön sein – und viele sind bereit, dafür viel Geld auszugeben, gar in Schönheitsoperationen ihre Gesundheit zu riskieren. Andere denken, dass wahre Schönheit von innen kommt, dass wir schön werden, wenn wir uns mit Mut und Hoffnung der Berg- und Talfahrt des Lebens stellen.

Stolz und mit einem Lächeln betrachtet die Frau im Spiegel ihr Gesicht. Um ihre Augen und auf ihrer Stirn haben sich zarte Falten gebildet. Wie Wege und Straßen einer Landkarte, auf der sie die Geschichte ihres Lebens zärtlich mit dem Finger erkunden kann. Sie hat gelacht und geweint, war glücklich und verzweifelt. Das hat Spuren hinterlassen. Spuren, die so einzigartig wie ihr Gesicht sind. Beim Blick in den Spiegel kann sie sich erinnern. Da gab es schwere und dunkle Zeiten und schlaflose Nächte, die Sorgenfalten gezeichnet haben. Und gleich daneben erzählen Lachfältchen davon, dass das Leben nach großen Mühen oft überraschend schnell wieder leicht und heiter war. Auch in Würde ergraute Haare haben etwas zu berichten. In traditionellen Kulturen gelten sie als Zeichen von Weisheit und Reife, genießen grauhaarige Menschen ein hohes Ansehen und sind ihre Lebenserfahrungen gefragt.

Im Schöpfungsbericht im ersten Buch Mose heißt es: Gott schuf den Menschen nach seinem Bild. Wer in den Spiegel blickt, sieht immer auch ein Abbild Gottes und begegnet dem Schöpfer alles Lebens. Wir sind schön. Wir sind schon deshalb schön, weil wir ein Spiegelbild Gottes sind, weil Gott uns geschaffen hat und liebt. Wer dazu noch lernt, die eigenen Fehler und Schwächen, die Falten und die grauen Haare dankbar und mit Ehrfurcht vor dem Leben aus Gottes Hand anzunehmen, hat jeden Morgen neu viel Grund zu der tiefen Freude, am Leben zu sein. Von dieser Freude „täglich zu singen“, rät Matthias Claudius in seinem wunderschönen Lied: „Ich danke Gott und freue mich, wie`s Kind zur Weihnachtsgabe, dass ich bin, bin! Und dass ich dich, schön menschlich Antlitz habe.“
Es tut gut, das täglich vor dem Spiegel singen. Mit einem Lächeln im Gesicht.


© bei der Autorin

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