Alle Ausgaben / 2011 Andacht von Simone Kluge

Du, Gott, stärkst mich

Andacht mit der Jahreslosungskarte „Klatschmohn“

Von Simone Kluge


Vorbereitung:
Auf jedem Platz liegt ein Umschlag, in dem die Jahreslosungskarte steckt. Die Frauen werden gebeten, den Umschlag noch nicht zu öffnen. Außerdem liegen Stifte bereit.

Votum:
In der Mitte (Am Ende …) dieses Tages wollen wir Andacht halten
im Namen des Gottes von Sarah und Hagar, von Ruth, Naomi und Orpa, von Maria und Martha,
im Namen Jesu Christi, der sich den Schwachen zugewendet hat,
und im Namen der Geistkraft, die belebt und stärkt und uns immer wieder mit neuer Hoffnung erfüllt. Amen

Lied:
Komm, Heiliger Geist, mit deiner Kraft

Zu Beginn dieses neuen Jahres (dieser Andacht) möchte ich Sie zu einem -kleinen Spaziergang einladen. Wer mag, kann sich bequem zurücksetzen und die Augen schließen. Es ist Sommer. Das Wetter lockt hinaus ins freie Feld. Wir biegen auf einen Feldweg ein, neben uns wiegen die Ähren sich sanft im Wind …

Beim Weitergehen entdecken wir im Feldrain hier und da ein wenig Klee, ein wenig Raps, eine Kornblume vielleicht. Von weitem leuchtet uns das Rot einer Mohnblume entgegen. Selten sind sie geworden, seitdem Unkrautvernichter sie aus unseren Feldern verbannten. Und doch: Da, wo der Einflussbereich der Menschen endet, dort blühen sie hervor und erfreuen Mensch und Tier. Stolz reckt die Mohnblume ihr Haupt und verbreitet ihr Rot, das sich deutlich vom Grün oder Ocker ihrer Umgebung abhebt …

Betrachten Sie Ihre Mohnblume einmal ganz genau. Was sehen Sie?

Nehmen Sie sie von allen Seiten her wahr – ihre Blüte, ihren Duft, ihre Blätter, ihren Pollenstand, ihren Wuchs.

Und dann kehren Sie langsam wieder in diesen Raum zurück und nehmen Ihr Bild mit, das Bild von Ihrer Mohnblume am Wegesrand.

Austausch zu zweit:
Wie ging es mir beim Betrachten meiner Mohnblume? Was habe ich dabei vor meinem inneren Auge gesehen? Welche Gedanken gingen mir dazu durch den Kopf?

Kaum eine andere Blüte weckt so viele Assoziationen und Gefühle wie die Mohnblüte, dieses leuchtende Wunderwerk der Natur. Wie ein Gruß von fern berührt uns der Anblick dieser fragilen Feuerblume, die auf unvergleichliche Weise Zartheit und Kraft in sich vereint. Leuchtend rot und stolz steht sie da und trotzt ihrer Umgebung. Unendlich zart und verletzlich erscheint ihre Blüte. Nehme ich sie mit, so vergeht ihre Schönheit rasch. Einmal abgeschnitten, fällt sie in sich zusammen, als sei ihr Dasein damit verwirkt.

Das Bild einer Mohnblume. Das ist das Motiv, das die Evangelischen Frauen in Deutschland für die Jahreslosungskarte 2012 ausgewählt haben. Auf Ihrem Platz finden Sie einen Umschlag vor. Entnehmen Sie jetzt bitte die Karte, und äußern Sie spontan alles, was Ihnen dazu durch den Kopf geht – Faszination, Verwunderung, vielleicht Ablehnung, was auch immer.

Je nach Gruppengröße können die ersten Eindrücke von der Jahreslosungskarte in Kleingruppen oder im Plenum zusammengetragen werden; alternativ kann auch eine Zeit stiller Betrachtung gehalten werden.

Mohnblumen werden oft und gern fotografiert – dieses Bild ist aber ungewöhnlich. Wo wurde es überhaupt gemacht? Der helle Hintergrund verwirrt. Die Blume erscheint isoliert. Im Vordergrund schlängelt sich ein behaarter Stängel durch das Bild. Warum ist er nicht gerade nach oben gerichtet, zielstrebig der Sonne entgegen gestreckt? Liegt das an der Perspektive des Fotografen oder der Fotografin?

Warum hat er sein, hat sie ihr Augenmerk besonders auf den unscheinbaren Mohnblumenstiel gelegt, nicht auf die Blüte, die nur verschwommen im Hintergrund zu sehen ist? Viel deutlicher als deren Blätter treten die Härchen hervor, die wie kleine wehrhafte Stacheln in alle Richtungen vom Blumenstiel abstehen. Hat die Mohnblume diese Abwehr nötig? Wozu dienen diese Haare? Verhindern sie, dass Ungeziefer sich seinen Weg hinauf bahnt, dass Hasen und Rehe sich an ihr gütlich tun?

Ein Blick ins Internet hilft mir an dieser Stelle weiter. Die meist abstehenden Borstenhaare des Stängels dienen als Klettorgane. Berühren Tiere die Stängel, an denen die geöffneten Früchte, die Mohnkapseln sitzen, bewegen sie sich. Wie aus einer Streubüchse wird der Samen ausgestreut und weiter getragen. Es handelt sich um einen so genannten „Fliehkraft-Windstreuer“. Die Flugweite beträgt bis zu vier Meter und ist bei starkem Wind noch wesentlich größer.

Die vier roten Blütenkronblätter sind sehr dünn und fragil. Sie ähneln etwas knittrigem Papier und umgeben die etwa 164 Staubblätter, die je Blüte etwa zweieinhalb Millionen Pollenkörner liefern. Diese ungewöhnlich hohe Anzahl wird nur noch von der Pfingstrose übertroffen. Was schützt die hauchzarten Blätter dieser Pflanze und ihren kostbaren Inhalt?

Und was gibt ihr die Kraft, in rauer Umgebung zu bestehen? Was weckt ihren Stolz, ihr selbstbewusstes Auftreten, ihre Widerstandskraft? Ihre große Kraft, die sofort vergeht, sobald jemand versucht, die Nabelschnur zu kappen und sie ins heimische Wohnzimmer zu verpflanzen?

Austausch zu zweit:
„Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ (2 Korinther 12,9) – diese Zusage steht über dem Jahr 2012. Lassen Sie uns einen Moment verweilen und den Fragen nachsinnen:
– Wo sind wir schwach?
– Wo erscheint unser Leben hauchzart und zerbrechlich wie die Blüten dieser Blume?
– Wo leuchtet unsere Farbe hell auf?
– Was lässt uns erblühen?
– Was bietet uns Widerstand?
– Was gibt uns Stärke und Halt?

Vieles bewegt uns, wenn wir uns auf den Weg in ein neues Jahr begeben. Manches liegt im Dunkeln. Befürchtungen begleiten uns ebenso wie Hoffnungen.

Worum möchten Sie bitten, wenn Sie nun in das neue Jahr gehen? Notieren Sie Ihren Wunsch auf der Innenseite der Doppelkarte.
Alternativ können auch ausgeschnittene Mohnblätter beschriftet und später in der Mitte abgelegt werden.

Fürbittengebet:
Wer mag, kann seine Bitte vorlesen.

Wir antworten auf jede Bitte mit dem Liedruf: „Du Gott stützt mich, du Gott stärkst mich, du Gott machst mir Mut.“

Alle Bitten, die ausgesprochenen und die in Stille vorgetragenen, fassen wir zusammen in dem Gebet, das Jesus uns gelehrt hat.

Vaterunser

Segen:
Zum Segen hören wir Worte aus Psalm 121 in der Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache:

Ich hebe meine Augen auf zu den
Bergen.
Woher kommt meine Hilfe?
Meine Hilfe kommt von der Ewigen,
die Himmel und Erde gemacht hat.
Sie lasse nicht zu, dass dein Fuß wanke.
Sie schlummere nicht, die dich behütet.
Schau, sie schlummert nicht, sie schläft
nicht, die Hüterin Israels.
Die Ewige ist es, die dich behütet.
Die Ewige ist dein Schatten, ist dir zur
rechten Hand.
Am Tag wird dir die Sonne nicht
schaden, noch der Mond in der Nacht.
Die Ewige behüte dich vor allem Bösen,
sie behüte dein Leben.
Die Ewige behüte dein Gehen und dein
Kommen –
Von nun an für immer.

Lied:
Ausgang und Eingang, Anfang
und Ende

Simone Kluge, geb. 1972, ist Pädagogisch-theologische Mitarbeiterin der Ev. Frauenhilfe LV Braun-schweig. Sie ist Mitglied im Redaktionsbeirat ahzw.

Bezug der Jahreslosungskarten „Klatschmohn“ und „Hoffnungsschimmer“ (siehe S. 42) bei den Ev. Frauen in Deutschland e.V., Kontakt: siehe Impressum S. 83

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