Liebe Leser*innen
Als ich dieses Editorial anfing, da stürmte es gerade in Göttingen. Ich hatte mir extra Zeit geblockt, um Zeit und Ruhe für’s Schreiben zu haben. Was ist geschehen? Tja, ich musste das Terrassenmobiliar aus dem Garten der Nachbarin fischen und irgendwie sichern. Dann ist das Editorial über anderen Aufgaben liegen geblieben und als ich es das nächste Mal öffne, da bin ich mit meinen Gedanken und meinem Herzen in der Ukraine. Wie schreibt man von Wandel und Transformation? Die Autor*innen dieser Ausgabe haben sich mit Transformationsprozessen, Wandlungen, Aufbrüchen, deren Potentialen und Schattenseiten für Frauen, für Bewegungen, Familien, für Gemeinden und Strukturen auseinandergesetzt. Dabei geht es oft darum, die tiefen Ambivalenzen einer Transformation auszuhalten. Ich kann meinen Aufgaben, meinem Leben bequem weiter nachgehen, kann das hier schreiben und gleichzeitig ist alles – bin ich – gewandelt.
Am 28. Februar schrieb Tupoka Ogette auf Instagram „Die Gleichzeitigkeit von Krieg und Frieden, neu beginnen zu müssen und weiter machen zu können, ist schwer auszuhalten.“
Viele von uns waren oder sind überfordert, können es kaum ertragen, den Geschehnissen in der Ukraine nur mit Fassungslosigkeit zu begegnen. Deswegen hier meine Bitte an Sie alle, liebe Lesende, verfallen Sie nicht in Aktionismus. Es gibt ganz viele Vereine und Organisation, auch vor Ort in der Ukraine wie die Ukrainian Women’s Guard oder Vostock SOS, die genau wissen, was sie jetzt brauchen und auch darum bitten. Geldspenden, Sachspenden, Transportangebote, … Alles richtig und wichtig – aber fragen Sie nach, horchen Sie, sprechen Sie mit Betroffenen über das, was gebraucht und gewünscht wird.
Tupoka Ogette schreibt weiter: „Uns bleibt zu sagen, dass es neben den politischen Akteur*innen in unser aller Verantwortung liegt, solidarisch zu sein und alle vulnerablen Gruppen mitzudenken.“ Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
Ihre
Frauke Petersen
