Ausgabe 2 / 2010 Editorial von Margot Papenheim

Ein heikles Thema für Frauen

Von Margot Papenheim


Als Todesmaid, Blaubeer-Mariechen oder Engel, der allerdings mit Eisaugen, gehen sie ein in die Schlagzeilen: Frauen, die getötet haben. Den Ehemann, den Liebhaber, das eigene Kind, den Nachbarn, die Nebenbuhlerin. Mit dem Revolver, mit dem Messer, mit Gift. Maria Horn, sechsfache Mutter aus dem beschaulichen Kempen am Niederrhein, tötet in den 1970-er Jahren sechs Mal mit E 605. Die Bremer Bürgerin Gesche Gottfried zwischen 1813 und 1827 fünfzehn Mal mit Mäusebutter, einer tödlichen Mischung aus Arsen und Fett.

Todesmaid, Blaubeer-Mariechen, Engel – es ist wohl der Versuch, das Grauen zu bändigen, das Mann wie Frau da anspringt, wo Frauen gewalttätig werden. Normal, der Erwartung gemäß ist, dass Frauen Leben schenken und behüten. Normal, die Erfahrung bestätigend ist auch, dass Frauen Opfer von Gewalt werden. Aber Täterinnen? Das finden wir, allen voran wir Frauen, doch eher nicht normal. Sehen sie lieber als den Ausnahmefall, kaum der Erwähnung wert.

Aber warum ist das so? Wissen wir doch durchaus, dass wir als Frauen weder nur das andere noch gar das naturhaft bessere Geschlecht sind. Den Abschluss der DEKADE ZUR ÜBERWINDUNG VON GEWALT des Ökumenischen Rates der Kirchen in diesem Jahr haben die Ev. Frauen in Deutschland (EFiD) darum als Herausforderung genommen, sich mit der Täterinnenschaft von Frauen auseinanderzusetzen. Mit den großen, schier unglaublichen Gewalttaten von Frauen ebenso wie mit den kleinen alltäglichen, leicht zu übersehenden, schnell zu verdrängenden.

Täterinnen dicht an uns heranzulassen, ja, die eigene tatsächliche oder immerhin mögliche Täterinnenschaft wahrzunehmen, dazu fordert diese ahzw heraus.
Der Redaktionsbeirat, der diese Ausgabe geplant hat, wüsste gerne, wie es den Gruppen bei der Auseinandersetzung mit dem Thema gegangen ist. Über Rückmeldungen würden wir uns, wie immer, freuen!

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