Alle Ausgaben / 2007

Ein Schatz im Hause Württemberg


Antonia Visconti (+ 1405) ist eine der legendären Frauengestalten in der württembergischen Geschichte. Ihr Todestag jährte sich 2005 zum 600. Mal. Antonia, aus dem mächtigen Haus der Visconti in Mailand, heiratete im Jahr 1380 Graf Eberhard III. von Württemberg. Sie steht in der württembergischen Geschichte für die frühe Verbindung nach Italien und die Vermittlung italienischer Hochkultur über die Alpen.

Das Aussteuerverzeichnis der Antonia Visconti besitzt als Quelle für die Kulturgeschichte des späten Mittelalters weit über die württembergische Geschichte hinaus besondere Bedeutung. Unter dem Titel „Liber iocalium“ („Buch der Kostbarkeiten“) verzeichnet es auf 94 Blättern die persönlichen Kleinodien, die Antonia Visconti aus Mailand in ihre Ehe mit Eberhard III. von Württemberg im Oktober 1380 mitbrachte.

Kostbare Schmuckstücke, darunter zahlreiche Ringe, Edelsteine, Perlen, Gold- und Silbersachen, Leuchter, Kelche, Paternoster, sowie überreich gearbeitete und verzierte Kleidungsstücke, Mäntel, Über-, Ober- und Unterkleider, Tücher, Taschen und Beutel, daneben auch Bücher, Geschirr und Handarbeitszeug – der „Liber iocalium“ eröffnet einen überwältigenden Blick in die Kleiderschränke, Truhen und Schmuckkästchen der Antonia Visconti; er bietet Einblick in ihren Zeitvertreib und damit in ihr ganz persönliches Umfeld.

Am Beginn des Aussteuerverzeichnisses wird über mehrere Seiten hin eine große Menge von wertvollen Edelsteinen und Ringen aufgeführt, die Antonia im Oktober 1380 als Teil ihres Brautschatzes mit nach Württemberg nahm.

Neben Schmuck für die Brust und die Schultern, Armbändern, Halsketten und Anstecknadeln beinhaltete Antonias Mitgift auch sieben wertvolle zoyelli, Broschen. Sechs davon wurden Antonia eigens zur Hochzeit geschenkt. Die Broschen waren mit Perlen und Saphiren besetzt, mit Smaragden, Granaten und Topasen. Ein besonders schöner Stein zierte jeweils die Mitte. An der Spitze dieser Liste steht eine besonders große und prächtige Brosche, in deren Zentrum ein glänzender Saphir eingelassen war. Acht große Perlen, 16 große und 24 kleine Smaragde und 71 Granaten schmückten dieses wertvolle Hochzeitsgeschenk.

gekürzt aus:
Antonia Visconti
Ausstellung im Hauptstaatsarchiv Stuttgart 2005–2006, © Hauptstaatsarchiv Stuttgart, www.landesarchiv-bw.de

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