Alle Ausgaben / 2008 Material von Marie Ward

Ein Schauspiel für Gott

Von Marie Ward

Ihr seid ein Schauspiel für Gott, Engel und Menschen. Es ist sicher, dass Gott auf euch geschaut hat, wie er niemals auf jemanden geschaut hat. Ich sage nicht besser oder in einer größeren oder ausgezeichneteren Weise oder mit mehr Liebe, weil ich nicht beabsichtigte, irgendwelche Vergleiche anzustellen. Aber ich sage: Wie er niemals auf jemanden geschaut hat, und das ist sicher.

Die Engel, das dürfen wir glauben, blicken in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes auf uns und alle anderen Geschöpfe. Die Menschen, das wisst ihr, schauen unterschiedlich auf euch, alle blicken auf euch als Neuanfänger einer Lebensweise, die man sich vorher niemals vorgestellt hat, und fragen sich, was ihr vorhabt und welches Ende ihr nehmen werdet. Einige denken, dass wir Frauen sind und auf größere Dinge abzielen, als man für Frauen jemals für möglich gehalten hat. Sie erwarten vielleicht, uns versagen zu sehen oder dass wir in vielen Dingen dahinter zurückbleiben. Andere meinen, wir sind nur Frauen, und mit einer Art Missgunst, dass wir Dinge erreichen und zur Verwirklichung bringen könnten, die jenseits der Möglichkeit von solch schwachen Geschöpfen sind, für die sie Frauen immer gehalten haben, erwarten sie, unser Feuer erlöschen und alles zunichte werden, uns selbst aber in Scham und Verwirrung zu sehen. Andere, da bin ich sicher, blicken auf uns mit einer anderen Vorstellung und erwarten, dass die ganze Welt durch uns gebessert wird.

Nun, Schwestern, weil Gott in besonderer Weise auf euch geschaut hat, indem er euch zu diesem Lebensstand berufen hat, zweifle ich nicht, dass einige von euch sehr danach dürsten, seinen Willen zu erfüllen, und kaum Geduld haben, sich selbst so wenig fortgeschritten zu sehen.


Marie Ward

zu den Mitgliedern der von ihr gegründeten Gemeindschaft, der „Englischen Fräulein“- ein Frauenorden, der sich fast 400 Jahre lang der  Mädchenbildung widmete.

aus:
Ursula Dirmeier
In der Gegenwart Gottes – Marie Wards Spiritualität
(c) Schwabenverlag Ostfildern 2000, S. 148

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