Verständnis für Menschen anderer Religion und Kultur, das lernt sich am besten im Kindesalter. Im Kindergarten Mirjam in der Mannheimer Innenstadt beweisen christliche, griechisch-orthodoxe und moslemische Kinder jeden Tag, dass friedliches Miteinander möglich ist.
Über 40 Kindergarten-Kinder sprechen zusammen ihr Tischgebet: „Alle guten Gaben, alles, was wir haben, kommt, oh Gott, von Dir, wir danken Dir dafür.“ Erst dann geht's zur Sache, nämlich zum Frühstück. Alles ganz normal? Nicht ganz. Es ist ein katholischer Kindergarten der Caritas Mannheim, doch nur wenige Kinder sind hier katholisch. Einige sind griechisch-orthodox, andere haben gar keinen Glauben, und die meisten glauben an den Koran. Um diese bunte Mischung unter einen (religiösen) Hut zu bringen, geht die Caritas in dem Kindergarten Mirjam neue Wege. „Wir haben einen interkonfessionelles Konzept“, erklärt Leiterin Petra Lambio das Konzept des Kindergartens in Nachbarschaft der Jüdischen Synagoge.
Der Kindergarten liegt zentral in der Mannheimer Innenstadt, wo viele Einwanderer und wenige Deutsche leben. Fast alle Kinder sprechen kein Deutsch, wenn sie in den Kindergarten aufgenommen werden. Ihre Eltern häufig auch nicht. Die Leiterin und die anderen Erzieherinnen sind geübt darin, sich mit Händen und Füßen zu verständigen. Die Kinder lernen schnell. Als ein dreijähriger, deutscher Junge hinfiel und erschrocken weinte, tröstete ihn seine türkische Freundin auf deutsch: „Net weine, Mama kommt gleich.“
Der interkonfessionelle Ansatz beruht auf einem gegenseitigen Austausch. Der Kindergarten richtet sich grundsätzlich nach dem katholischen Kirchenjahr. Das bedeutet, Feste wie Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Erntedank werden den Kindern erklärt und mit ihnen gefeiert. Umgekehrt ist der Kindergarten bereit, andere Religionen und Gebräuche zu berücksichtigen: Während des moslemischen Fastenmonats müssen die Erwachsenen von Morgengrauen bis Sonnenuntergang auf jeden leiblichen Genuss verzichten. „Wir sprechen mit den Kindern über diesen Brauch“, sagt Petra Lambio. Am Ende des Ramadans wird dann im Kindergarten das „Zuckerfest“ gefeiert. Wenn die Erzieherinnen mit den Kindern über die verschiedenen Religionen sprechen, betonen sie die Gemeinsamkeiten. Das Gebot „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ kann man in allen Religionen wiederfinden.
Ein Stück Frieden jeden Tag (gekürzt), aus: Die Rheinpfalz vom 24.12.2003
© Rheinpfalz, Ludwigshafen 2003
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