Ausgabe 1 / 2013 Bibelarbeit von Steffen Leibold

Einander zum Segen werden

Bibelarbeit zum interreligiösen Impuls aus Genesis 14 und 15

Von Steffen Leibold

Abraham ist der erste Träger göttlicher Verheißungen – das ist soweit bekannt. Weniger beachtet wurde bisher, wie eng die Einlösung der göttlichen Verheißungen mit Abrahams Verhalten gegenüber anderen Menschen verbunden ist.

Dieser Zusammenhang erschließt sich, wenn wir die Kapitel 14 und 15 des Buches Genesis näher anschauen. Zunächst lese ich Gen 15 und verbinde diese Eindrücke in einem zweiten Schritt mit den Begebenheiten aus Gen 14.

Der göttliche Lohn: ein Sohn
Die Rede des HERRN an Abram beginnt mit einer göttlichen Selbstbeschreibung: Ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn (Gen 15,1b).(1) Der Schluss dieser göttlichen Rede deutet darauf hin, dass Abram etwas von Gott erhalten wird – so nimmt das auch Abrams Reaktion auf: Was willst du mir geben? (Gen 15,2a)

Abram erfragt nun aber nicht neugierig den göttlichen Lohn, sondern bringt sofort seinen größten Wunsch vor, indem er direkt anschließt, dass er immer noch kinderlos sei. Sein größter göttlicher Lohn wäre – ein Sohn. Denn sonst träte einst sein Knecht Eliëser sein Erbe an. Abrams Wunsch bleibt nicht unbeantwortet: Er wird nicht kinderlos bleiben. Ihm wird sogar eine Nachkommenschaft verheißen, die so zahlreich, ja unzählbar ist, wie es die Sterne am Himmel sind.

Dieser Vergleich erinnert an die Verheißung aus Gen 13,16, Abrams Nachkommen so zahlreich und so unzählbar wie die Staubkörner der Erde werden zu lassen. Abrams größter Wunsch, nicht kinderlos zu bleiben, ist deshalb Teil einer Erinnerung Gottes, und zwar im doppelten Sinne: Abram erinnert Gott, und Gott erinnert sich und Abram, indem er die Verheißung wiederholt.

Der Lohn und das Land
Mit dieser erneuten und erneuerten Verheißung ist die göttliche Rede aber noch nicht abgeschlossen: Der HERR zeichnet den göttlich geführten Weg Abrams von Ur in Chaldäa, einer Stadt im Zweistromland, ins Land Kanaan nach. Dieses Land soll Abram besitzen. Damit Abram erkennt, dass er nun der Besitzer dieses Landes ist, wird eine Bundeszeremonie vorbereitet.

Doch bevor der Bund geschlossen wird, überfällt Abram ein tiefer Schlaf, und er sieht das Schicksal seiner Nachkommen, die einst in einem fremden Land Sklavenarbeit werden leisten müssen. Abram erfährt noch einmal eine Bestätigung der göttlichen Nachkommenverheißung – und erhält zugleich einen Ausblick
auf das Leben seiner Nachkommen in Ägypten, wie es zu Beginn des Buches Exodus geschildert werden wird.

Im Anschluss an diese Traumrede schließt Gott einen bemerkenswerten Bund mit Abram, in den nun auch die noch ungeborenen Nachkommen mit hineingenommen werden: Deinen Nachkommen will ich dies Land geben … (Gen 15,18b).

Die hebräische Form von geben macht in diesem Vers deutlich, was in den meisten deutschen Übersetzungen verdeckt wird: Die göttliche Landgabe an die Nachkommen Abrams gilt als bereits vollzogen, obgleich diese zur Zeit der Bundesverpflichtung noch gar nicht geboren sind: Bereits jetzt habe
ich auch deinen Nachkommen dieses Land gegeben … – Dieser vorzeitige Vollzug der Landgabe kann als eine Antwort auf die zukünftige Sklavenschaft der Nachkommen Abrams in einem fremden Land gelesen werden: Auch wenn noch eine Zeit der Not in der Fremde bevorsteht, ist eine bessere Zukunft im eigenen Land bereits in Vorzeit unwiderruflich eingerichtet worden.

Der Grund für den Bund?
Die in Gen 12,7a allein an Abrams Nach-kommen ergangene und in Gen 13,15 auf Abram selbst erweiterte -Verheißung der Landgabe hat sich in Gen 15,18 bereits erfüllt. Warum aber an eben dieser Stelle der Erzelternerzählungen? Diese Frage führt uns zurück an den Anfang von Kapitel 15, wo es heißt: Nach diesen Geschichten begab sich's, dass zu Abram das Wort des HERRN kam in einer Offenbarung (Gen 15,1a). In den „Geschichten“ von Gen 14 liegt also der Schlüssel zu verstehen, warum Gott Abram und seine noch ungeborenen Nachkommen belohnt. Dieser besonderen Leseanweisung gehe ich nun nach.

Abram im Krieg
Ein erster Blick auf das Kapitel 14 macht zunächst ratlos. In diesem Text soll
der Grund für die göttliche Landgabe verborgen sein?

Zunächst fällt ins Auge, dass sich Abram an einem Krieg beteiligt, der das Ausmaß eines Weltkrieges erkennen lässt. Als Abram hört, dass sein Neffe Lot nach der Plünderung von Sodom und Gomorra entführt worden ist, jagt er den Eroberern dieser Städte hinterher und besiegt sie schließlich in einem gewaltvollen Kampf. Lot und die anderen BewohnerInnen dieser Städte werden befreit und das geplünderte Gut wird gesichert. Dass dieser Einsatz Abrams als göttlich legitimiert zu betrachten ist, deutet die Selbstbeschreibung Gottes als „Schild“ für Abram in Gen 15,1b an. Der HERR selbst hat also dafür gesorgt, dass Abram unversehrt geblieben ist.

Ereignisse und Worte
Mit dieser Erzählung ist der Bund aus Gen 15 allerdings noch nicht hinreichend begründet. Dass Gen 14 noch mehr zu bieten hat, macht besonders das hebräische Wort deutlich, das hinter den Geschichten aus Gen 15,1a steht. Der an dieser Stelle verwendete Begriff devarim kann nämlich zum einen auf Ereignisse wie Abrams Einmischung in den Weltkrieg anspielen, zum anderen aber auch Worte meinen. In dieser Bedeutung verweist die Einleitung in Gen 15,1a nun besonders auf die wörtlichen Reden in Gen 14,18–24.

Aber Melchisedek, der König von Salem, trug Brot und Wein heraus. Und er war ein Priester Gottes des Höchsten und segnete ihn und sprach: Gesegnet seist du, Abram, vom höchsten Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat; und gelobt
sei Gott der Höchste, der deine Feinde in deine Hand gegeben hat. Und Abram gab ihm den Zehnten von allem.

Da sprach der König von Sodom zu Abram: Gib mir die Leute, die Güter behalte für dich! Aber Abram sprach zu dem König von Sodom: ich hebe meine Augen auf
zu dem HERRN, dem höchsten Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, dass ich von allem, was dein ist, nicht einen Faden noch einen Schuhriemen nehmen will, damit du nicht sagest, du habest Abram reich gemacht, ausgenommen, was die Knechte verzehrt haben; doch lass die Männer Aner, Eschkol und Mamre, die
mit mir gezogen sind, ihr Teil nehmen.

Bei diesem Abschnitt lassen sich zwei Teile unterscheiden: In Gen 14,18–20 spricht Melchisedek mit Abram, Gen 14,21–24 schildert einen Dialog zwischen Abram und dem König von Sodom. Werfen wir zunächst einen Blick auf den ersten Teil: Melchisedek wird in knapper Form als König einer Stadt namens Salem beschrieben und zugleich als Priester Gottes des Höchsten vorgestellt. Er kommt aus einer bisher unbekannten Stadt, und seine Gottheit ist nicht mit der Gottheit Abrams identisch, deren Eigenname JHWH in vielen deutschen Übersetzungen und auch in dieser Bibelarbeit oft mit HERR wiedergegeben wird.(2) Von dieser Gottheit nun spricht Melchisedek Abram Segen zu: Gesegnet seist du, Abram, vom höchsten Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat (Gen 14,19b).
Gen 14,18–20 ist also eine Erzählung einer besonderen interreligiösen Begegnung.

Fremder göttlicher Segen
Indem der Fremde, Melchisedek, Abram von einer Gottheit segnet, die Abram ebenso fremd ist, wird auf die Rede des HERRN an Abram in Gen 12,2f. angespielt: Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.

Abram wird gesegnet, sodass er ein Segen des HERRN ist (Gen 12,2). Dies kann als Ausdruck einer besonderen Stellung Abrams verstanden werden – Abram verkörpert sozusagen den Segen Gottes.

Anschließend wird die Perspektive auf die gesamte Menschheit erweitert: Der Herr unterscheidet zwischen den Menschen, die Abram segnen und deshalb ihrerseits vom HERRN gesegnet werden, und den Menschen, die Abram verfluchen (im Sinne von erniedrigen) und deshalb ihrerseits vom HERRN verflucht werden – allerdings mit dem Ziel, dass alle Geschlechter der Erde gesegnet werden (Gen 12,3). Wenn nun letztlich alle Menschen gesegnet werden, bedeutet das, dass sie Abram -zuvor ebenfalls gesegnet haben. Weil aber Segen in der Genesis immer in -Verbindung zu einer Gottheit steht, schließt der Segen durch andere Menschen der Erde ein, dass Abram auch von anderen Gottheiten gesegnet wird. Die Wendung, dass alle anderen Menschen letztlich in Abram gesegnet werden, bedeutet innerhalb dieses Segensmodells, dass sich der vom HERRN gesegnete Abram (Gen 12,2) den anderen Menschen der Erde gegenüber öffnen, ihnen entgegengehen muss.

Zwar wird in Gen 14,18 kein Entgegenkommen Abrams beschrieben, doch zeigt Gen 14,19 ganz deutlich, dass sich das Segensmodell aus Gen 12,2f. erfüllt: Melchisedek segnet Abram von seiner Gottheit, vom höchsten Gott.

Der Segen und das Land
Mit der Feststellung, dass in der Begegnung von Melchisedek und Abram das Segensmodell aus Gen 12,3 in beispielhafter Weise umgesetzt wird, kann der Bogen zur Erfüllung der Landverheißung an Abram und seine Nachkommen in Gen 15,18 geschlagen werden. Werfen wir aber zunächst noch einen Blick auf den Kontext des Segensmodells aus Gen 12,2f.

In Gen 12,1 beauftragt der HERR Abram, in ein ihm noch unbenanntes und unbekanntes Land zu ziehen. Direkt nach der Ankunft in Kanaan (Gen 12,5f.) ergeht die göttliche Verheißung der Gabe dieses Landes – zuerst adressiert an Abrams Nachkommen (Gen 12,7a), in Gen 13,15 auch auf Abram selbst ausgeweitet. Zwischen dem göttlichen Auftrag an Abram, ins Land zu ziehen, und der ersten Landverheißung aber ist das oben vorgestellte Segensmodell eingebettet. Das wiederum bedeutet, dass der Vollzug der göttlich verheißenen Landgabe an Abram und seine Nachkommen untrennbar an die Umsetzung des Segensmodells aus Gen 12,2f. gebunden ist: Nur wenn Abram gesegnet wird, kann die göttliche Landverheißung erfüllt werden.

Und genau dieser Fall ist nun in Gen 14,18–20 eingetreten. Weil Melchisedek Abram segnet – und damit das Segensmodell aus Gen 12,2f. an dieser Stelle umgesetzt wird – kann die göttliche Landverheißung eingelöst werden, wie es sich im Bund des HERRN in Gen 15,18 manifestiert.

Das gemeinsame Leben
Die Begegnung Abrams mit Melchisedek ist aber nicht allein als unbedingte Voraussetzung für die göttliche Landgabe aus Gen 15,18 zu verstehen. Zugleich kann sie auch als eine beispielhafte Erzählung gelesen werden für das besondere Konzept der Genesis zum Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft.

Alle Geschichten der Genesis, die eine friedliche Begegnung oder ein andauerndes friedliches Zusammenleben zwischen den jeweiligen Generationen der Erzeltern und den verschiedenen Vertretern fremder Völker beschreiben, haben eine auffallende Gemeinsamkeit: Auch wenn keine Segenshandlungen wie in Gen 14,18-20 berichtet werden, lassen die jeweils anderen Menschen stets eine Zugehörigkeit zu einer Gottheit erkennen.

Dieser Zusammenhang wird besonders anschaulich in Gen 20,11 abgebildet. Als Abraham erkennt, dass auch bei Abimelech in der Stadt Gerar Gottesfurcht vorherrscht, weichen seine Vorbehalte(3) und die daraus entstehenden Schwierigkeiten für Abimelech (Gen 20,3–7) einer Situation gegenseitigen Entgegenkommens – bis hin zur Fürbitte Abrahams für Abimelech und die Frauen in seinem Haus (Gen 20,17f.).

Verbindung und Grenzziehung
Auch das besprochene Kapitel Gen 14 enthält noch zwei diesbezüglich interessante Beispiele. In Gen 14,13 wird erzählt, dass Abram zusammen mit den Amoritern in Mamre lebt und sogar einen Bund mit ihnen geschlossen hat. Dieser Vers hält nun nicht allein den Bericht über eine sozial und auch räumlich sehr enge Beziehung zwischen Abram und den BewohnerInnen des Landes bereit, sondern lässt sich auch aus der interreligiösen Perspektive der Genesis erschließen. Der genannte Hain Mamre besteht aus Terebinthen; damit sind Bäume gemeint, die in der Genesis auf bestimmte Gottheiten verweisen, aber nicht auf den HERRN, die Gottheit Abrams. Das heißt aber auch: Abram und die Amoriter können an einem Ort leben, obgleich sie unterschiedliche Gotteszugehörigkeiten aufweisen.

Als ein Gegenbeispiel zu den genannten Episoden der Erzelternerzählungen kann der Dialog zwischen Abram und dem König von Sodom in Gen 14,21–24 gelten. Abram weist nicht nur das Angebot des Königs zurück, den über den Kriegseinsatz erbeuteten Besitz zu behalten, damit er nicht nachträglich von ihm verleumdet werden kann. Er grenzt sich darüber hinaus auch theologisch von seinem Dialogpartner ab. Denn während der König von Sodom in seinem Angebot keine Gotteszugehörigkeit erkennen lässt, bezieht sich Abram in seiner Antwort ausdrücklich auf den HERRN, seine Gottheit.

Bemerkenswert ist überdies, dass Abram dem Namen seiner Gottheit die zuvor erfahrene Bezeichnung von Melchisedeks Gottheit anschließt – der HERR,
der höchste Gott, der Himmel und Erde gemacht hat. Das heißt: Noch im Vorgang der Abgrenzung vom König von Sodom verbindet er sich enger mit Melchisedek, der ihn zuvor gesegnet hat.

Genesis und Mission
Der Durchgang durch die beiden Kapitel Gen 14 und Gen 15 sowie die weiterführenden Überlegungen zum Konzept der Genesis zeigen deutlich: „Mission“ ist kein Thema der Erzelternerzählungen. Vielmehr soll hier eine interreligiöse Begegnung, die sich im Segnen mani-festieren kann, als Fundament für gelingenden Kontakt und dauerhaftes Zusammenleben gelten.

Für Christinnen und Christen, die sich aus neutestamentlicher Sicht in die Nachfolge Sarahs und Abrahams stellen (vgl. Röm 11,17), hält das theologische Konzept der Genesis eine für das Miteinander bedeutsame Möglichkeit bereit. Sie dürfen, ja, sie sollen offen auf Menschen anderer Religionen zugehen
und sich sogar von ihnen segnen lassen.

Für die Arbeit in der Gruppe

Ziel:
Die Frauen erfassen am Beispiel von Abram und Melchisedek, dass „Mission“ kein Thema der Erzelternerzählung ist, sondern dass die göttlichen Verheißungen und friedliches Leben auf dem Fundament interreligiöser Verständigung beruhen. Dadurch werden sie angeregt, über eigene segensreiche Begegnungen zu sprechen, und dazu motiviert, Segen in der Begegnung mit Andersgläubigen zu empfangen und auch selbst weiterzugeben.

Zeit:
1–1 ½ Stunden

Material:
– Die Segensworte aus Gen 12,2f. liegen aus, eine brennende Kerze, ggf. zwei einander segnende Figuren
– Textblätter zu Gen 14,18–24 für alle Kopiervorlagen für AbonnentInnen unter www.ahzw-online.de / Service zum Herunterladen vorbereitet

Ablauf:
– Die Verheißung Gottes an Abram aus Gen 12,2 f. wird den Frauen direkt zugesprochen. Sie werden dazu eingeladen, sich einzelne Worte und Phrasen gegenseitig zuzusprechen und ihren Klang zu vernehmen.

Aussprache: Wie geht es Ihnen mit dieser Verheißung? Melden sich Widersprüche? Welche Fragen bewegen Sie?

– Die Worte, die Sie gerade gehört haben, stammen aus dem 1. Buch Mose, auch Genesis genannt, und richten sich an Abram. Und sie werfen Fragen auf, genau wie bei uns heute: Ich soll ein Segen sein? In mir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden? Wie ist das möglich?

Steffen Leibold, wissenschaftlicher Mitarbeiter für Neues Testament und Judentumskunde, ist diesen Fragen nachgegangen.

Vortrag des oben stehenden Beitrages bis „In dieser Bedeutung verweist die Einleitung in Gen 15,1a nun besonders auf die wörtlichen Reden in Gen 14,18–24.“ Diese wollen wir nun gemeinsam betrachten.

Gemeinsame Lektüre des Bibeltextes – Zeit zur stillen Betrachtung – Sammeln von Beobachtungen, Fragen

Vortrag der Bibelauslegung (s.o.)

Austausch in Murmelgruppen
Wo habe ich in meinem Leben schon erlebt, dass Segen geflossen ist von Mensch zu Mensch, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Hautfarbe und Religion? Erzählen Sie einander von diesen Begegnungen.

Gibt es auch Situationen, in denen wir uns diesem Segen verschlossen haben? Habe ich mich in meinem Leben immer so verhalten, dass der „Melchisedek“ von nebenan mich segnen würde? Was sind die Dinge, an denen auch Menschen mit anderem Glauben mich als Segen für sich und andere wahrnehmen könnten?

Zeit der Stille – dann Austausch in Kleingruppen

weiterführende Überlegungen: Wie können wir als christliche Frauengruppe offen auf Menschen anderer Religionen zugehen? Wie können wir Gemeinschaft pflegen mit unseren jüdischen, muslimischen oder andersgläubigen Mitbürgerinnen? Seien wir neugierig: Was sie wohl, die sich ebenfalls auf den Stammvater Abraham berufen, zu diesem Bibelarbeit sagen würden? Wie verstehen sie den Text?
Kommen wir doch darüber miteinander ins Gespräch.

Gebet
Ob wir in einem Land leben,
in dem Milch und Honig fließen,
es liegt an uns.
Du hast uns zuerst gesegnet,
und du hast uns dazu bestimmt,
ein Segen zu sein.
Lass uns so leben, dass alle Völker -Segen empfangen.
Lass uns so leben, dass Segen fließt von Mensch zu Mensch, heute und allezeit.
Amen

Steffen Leibold, geb. 1980, hat eine noch unveröffentlichte Studie über die Begegnungen zwischen den Erzeltern und den anderen Menschen verfasst, die dieser Bibelarbeit zugrunde liegt. Er arbeitet zurzeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neues Testament und Judentumskunde an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum.

Vorschlag für die Gruppe in Zusammenarbeit mit Simone Kluge, Mitglied im Redaktionsbeirat ahzw.

Anmerkungen:
1 Diese Bibelarbeit ist an der vielen vertrauten Lutherübersetzung von 1984 ausgerichtet – in der eigenen Textlektüre wie in der Gruppenarbeit können aber auch andere Übersetzungen verwendet werden.
2 Diese Übersetzung rührt daher, dass die jüdische Tradition mit dem hebräischen Wort „adonaj“ eine mögliche Wiedergabe des göttlichen Eigennamens JHWH bereithält, in der das Wort für „Herr“ – adon – steckt. Da das Wort adonaj allein zur Benennung Gottes gebraucht wird und nie menschliche „Herren“ bezeichnen kann, wird die Schreibweise HERR (in Kapitälchen) gewählt. Allerdings verschwindet dieser Unterschied in der Lesung eines Bibeltextes, weshalb die Bibel in gerechter Sprache bei der Übersetzung des Alten Testaments ganz auf diese Variante verzichtet und stattdessen viele verschiedene Leseformen des Gottesnamens anbietet.
3 Vgl. die Lüge Abrahams in Gen 20,2; zur Erklärung dieser Lüge vgl. die Begründung in Gen 12,11–13.

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