Ausgabe 2 / 2023 Bibelarbeit von Sara Kipfer

Erregt hast du mich mit einem Blick deiner Augen.

Dimensionen von Liebe in der Hebräischen Bibel

Von Sara Kipfer

Ist Liebe eine Emotion? Und was sind überhaupt Emotionen? Der US-amerikanische Psychologe Paul Ekman identifizierte im vorigen Jahrhundert sechs primäre Emotionen: Wut, Ekel, Angst, Glück, Traurigkeit und Überraschung. Seitdem sind weitere Modelle mit vier, acht oder mehr Basisemotionen vertreten worden, die durch direkte, in allen Kulturen erkennbare Gesichtsausdrücke und bestimmte psychische Reaktionen und Verhaltensweisen identifiziert werden. So überraschend es auf den ersten Blick sein mag – Liebe wird nicht zu den Basisemotionen, den primären Emotionen gerechnet.

Natürlich kann Liebe auch als Emotion verstanden werden, aber diese Emotion besteht aus unterschiedlichen Komponenten. Liebe umfasst biologisch wichtige Basisverhaltenssysteme wie Bindung, Fürsorge, und Sexualität. Umgekehrt ist das, was als Liebe empfunden wird und was nicht, stark abhängig vom religiösen, sozialen, kulturellen und historischen Kontext. Am deutlichsten wird dies etwa daran, wie unterschiedlich Sexualität gesellschaftlich normiert und kontrolliert wird.

Die historische Emotionsforschung betont nicht die universellen Konstanten, sondern die kulturellen Unterschiede. Grundsätzlich müssen wir davon ausgehen, dass das, was in der Hebräischen Bibel als Liebe verstanden wurde, etwas ganz anderes meint als das, was wir heute im deutschsprachigen Raum gemeinhin unter Liebe verstehen. Das Wort, das im Hebräischen mit Abstand am häufigsten für Liebe verwendet wird, ist ’hb. Obwohl dies immer wieder hinterfragt wurde, umfasst das Wort vermutlich alle Aspekte von Liebe, von freundschaftlicher und elterlicher über göttliche bis hin zu erotisch-körperlicher Liebe. Entscheidend ist dabei: Emotionen wurden im Alten Orient grundsätzlich als transpersonale Prozesse gesehen. Gefühle haben eine eigene Wirksamkeit, sie kommen von außen in den Menschen. Ihnen haftet eine Aktivität an, und sie können Menschen „überfallen“. Erst sehr viel später kam die Vorstellung auf, dass Emotionen im Inneren eines Subjektes entstehen und dadurch reguliert werden können.

Die relational-erotische Dimension

Bei der sexuellen Liebe spielt dieser Aspekt vermutlich eine besonders wichtige Rolle. Liebe, so die damals gängige Vorstellung, meint nicht das Gefühl, das ein Mensch für einen anderen empfindet, sondern umgekehrt: Die Liebe wird durch die Wahrnehmung des anderen Menschen, etwa durch seine Augen, ausgelöst. Liebe wird also nicht im Inneren der liebenden Person verortet. Vielmehr handelt es sich um eine „Strahlkraft“, die von außen kommt.1 Im Hohelied wird daher mehrfach explizit beschrieben, dass Liebe von einer anderen Person, von deren Augen, Brüsten und so weiter ausgeht. Liebe ist entsprechend etwas, das man empfängt und geschenkt bekommt, nicht etwas, das ein Mensch aus sich heraus „fühlt“. So heißt es etwa im Hohelied:
Erregt [wörtl. vielleicht „das Herz weggenommen“] / hast du mich, meine Schwester, Braut, / erregt hast du mich mit einem Blick deiner Augen, / mit einer Perle deiner Halskette. Hld 4,9
Wende deine Augen von mir ab, / denn sie erregen mich! Hld 6,5b

Ein zentrales Charakteristikum der Emotion Liebe ist ihre Beziehungshaftigkeit. Liebe ist nicht einfach so. Sie braucht ein Gegenüber, durch das sie erst entstehen und gelingen kann, eine Ursache oder einen Anlass. Im Hebräischen gibt es eine ganze Reihe von Begriffen, die die Relationalität zwischen zwei Menschen zum Ausdruck bringen. Grammatikalisch handelt es sich um transitive Verben, die sich auf ein Gegenüber beziehen: jemandem anhangen (dbq), jemanden begehren (h.md), jemanden gern haben / Gefallen haben an (h.ps.) oder jemandem zugetan sein (h.šq). Erstaunlich oft spielt dabei das Sehen beziehungsweise Erkennen eine Rolle. Wenn im Hohelied von den Augen die Rede ist, dann geht es genau um diese Dynamik des Blickes. Einander anschauen hat also eine tiefere Bedeutung, insofern es der Beginn von „jemanden erkennen“ im sexuellen Sinn ist.

Möglicherweise waren – dies lässt sich zumindest aus Darstellungen auf Siegeln vermuten – die Genderrollen anders als in der heutigen westlichen Welt. Auffällig ist, dass in diesen Szenen die Frau die Initiative ergreift, indem sie das Handgelenk des Mannes umfasst und ihm den anderen Arm um die Schulter legt. Anders als in der westlichen Gesellschaft, wo vielfach weiterhin das Bild zementiert wird, dass sexuelle Attraktivität und erotische Anziehungskraft von der Frau ausgehen, die Initiative aber letztlich dem Mann überlassen wird, scheint es hier, wenn vermutlich auch eher punktuell, gerade andersherum zu sein: Die sexuelle Annährung geht von der Frau aus. Sie ist nicht die passiv Wartende, sondern die aktiv Handelnde.

Die ethisch-normative Dimension

Emotion und Handlung sind untrennbar miteinander verknüpft und fließen ineinander über. Es ist insbesondere das Verdienst von Martha Nussbaum, dass die Notwendigkeit, Emotionen in eine Theorie der Ethik einzubeziehen, immer häufiger Beachtung findet. Liebe wird in der Hebräischen Bibel auch explizit befohlen – und damit umfasst der Begriff wesentlich mehr als ein Gefühl. Sie hat eine ethisch-normative und letztlich auch eine politische Dimension, da sie den Umgang mit Herrschaft und Macht bestimmt. Dass Liebe in Gesetzestexten der Tora „geboten“ wird, hat zentrale Auswirkungen auf gesellschaftliche Strukturen. Am deutlichsten wird dies etwa im sogenannten „Nächsten- und Fremdenliebegebot“2:
Du sollst deinen Nächsten lieben (’āhab) wie dich selbst. Ich bin Jhwh. Lev 19,18b
Und wenn ein Fremder bei dir in eurem Land wohnt, / dann sollt ihr ihn nicht ausnutzen. / Wie ein Einheimischer soll der Fremde euch gelten, der bei euch wohnt. / Und du sollst ihn lieben (’āhab) wie dich selbst, / denn Fremde seid ihr im Land Ägypten gewesen. Ich bin Jhwh, euer Gott. Lev 19,33f.

Die Übersetzung von kāmôkā? mit „wie dich selbst“ wurde in der Forschung immer wieder angezweifelt.3 Vermutlich bedeutet das Liebesgebot nicht, dass man die oder den Nächste*n oder Fremde*n „wie sich selbst“ lieben soll; vielmehr wird eine Aussage über die oder den Nächste*n beziehungsweise die, den Fremde*n gemacht: Du sollst deine*n Nächste*n lieben – denn sie, er ist wie du. Der emotionalen Selbstliebe wurde wohl eine wesentlich geringere Bedeutung zugemessen, als dies heute der Fall ist; vielleicht war sie den Menschen der damaligen Zeit auch eher fremd. Hier wird also nicht gesagt, dass man sich und die Mitmenschen gleich lieben soll, vielmehr wird die Gleichheit aller Menschen betont. Dieses Gebot fordert, die oder den Nächste*n – egal wie sie oder er sich verhält – und die oder den Fremde*n zu lieben, weil sie gleichwertige Menschen sind.

„Nächste*r“ (rea‘) bezeichnet in erster Linie Freundinnen, Nachbarn und „Mit-Israelit*innen“. Da in Lev 19,17 auch von Hass und Rache gegenüber Mitmenschen gesprochen wird, wurde gelegentlich vermutet, es handle sich hier um ein „Feindesliebegebot“. Von Feinden ist aber nicht direkt die Rede, und so bleibt das Postulat der Feindesliebe unsicher. In einem zweiten Schritt wird in Lev 19 das Nächstenliebegebot jedoch auf Fremde (ger) ausgeweitet. In der Hebräischen Bibel spielt der Schutz der Migrant*innen sowie ihre rechtliche Anerkennung eine zentrale Rolle.4 Dabei stehen insbesondere das Verbot der Ausbeutung und die Verpflichtung, die Fremden mit dem Wesentlichen zu versorgen, im Mittelpunkt.

Die beiden Liebesgebote stehen im Kontext sozialer und kultischer Einzelbestimmungen, darunter finden sich auch Bestimmungen zu Gerichtsverfahren. Die hier geforderte Liebe ist zentral für die Gerechtigkeit zwischen den Menschen und den Zusammenhalt der Gesellschaft. Grundbedingung hierfür ist, dass alle Menschen als gleich angesehen werden.

Die kollektiv-religiöse Dimension

Liebe ist jedoch nicht nur die Emotion einer einzelnen Person, die sich in sozialem Engagement und Mitgefühl für andere beziehungsweise der Anerkennung ihrer Gleichheit äußert, sie kann auch ein Kollektiv umfassen. Dies wird insbesondere mit Blick auf die Gottesliebe deutlich: Die Liebe Gottes umfasst zwei Aspekte – die Verpflichtung der Menschen Gott zu lieben und die Liebe Jhwhs zu seinem Volk.

Diese Liebe zu Gott wird in der älteren Vorstellung an das Halten der Gebote geknüpft.5 Gott zu lieben und Gottes Gebote zu halten gehörte zu den Grundvoraussetzungen eines guten und gesegneten Lebens:
Er hat dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was Jhwh von dir fordert: / nichts anderes, als Recht üben / und Liebe (h.esed) lieben / und einsichtig mitgehen mit deinem Gott. Micha 6,8

Das Wort h.esed ist schwer zu übersetzen. Vermutlich bezeichnet es so etwas wie Liebe, Gnade und Güte. In der Bundesvorstellung besteht die Liebe des Volkes in politischer Loyalität, Gehorsam und Treue gegenüber Gott. Gott erwidert diese Liebe mit göttlicher Gunst, mit Schutz und Fürsorge. Diese Vorstellung beruht sehr stark auf Wechselseitigkeit und gegenseitiger Abhängigkeit und ist auch aus assyrischen Vasallenverträgen bekannt. So fordert etwa der assyrische König Assarhaddon im 7. Jh. v.Chr. in einem Vertrag mit den medischen Fürsten seine Vasallen dazu auf, seinen Nachfolger „zu lieben“, wie sie ihr eigenes Leben lieben; für den Fall, dass die Vasallen sich daran nicht halten, werden ihnen schlimme Konsequenzen angedroht. In der Bundesvorstellung tritt Gott an die Stelle des assyrischen Königs: Gott hat sein Volk auserwählt, weil er es liebt. Gott schließt einen Bund mit ihm. Dieser Bund ist in dieser Vorstellung jedoch nicht bedingungslos, sondern das Volk wird damit zu Treue gegenüber Gott verpflichtet:
Nicht weil ihr zahlreicher wäret als die anderen Völker, / hat sich Jhwh an euch gehängt und euch erwählt – denn ihr seid das kleinste von allen Völkern –, / sondern weil Jhwh euch liebt und weil er seinen Schwur beachtet, den er euren Vätern geschworen hat, hat Jhwh euch mit starker Hand aus dem Sklavenhaus, aus der Hand des Pharao des Königs von Ägypten, herausgeführt. Dtn 7,7f.

Zur Beschreibung dieses Liebesverhältnisses zwischen Volk und Gott verwendet der Prophet Hosea Vater-Sohn- beziehungsweise Ehe-Metaphorik. Gott liebt sein Volk wie ein Vater seinen Sohn beziehungsweise wie ein Ehemann seine Frau liebt:
Als Israel jung war, habe ich es geliebt. / Und ich rief meinen Sohn aus Ägypten. Hos 11,1
Und Jhwh sprach zu mir: / „Geh noch einmal, liebe eine Frau, die von einem anderen geliebt wird und die eine Ehebrecherin ist – wie Jhwh die Israeliten liebt, während sie sich anderen Göttern zuwenden und Traubenkuchen lieben.“ Hos 3,1

Hier liegen Rollenmuster und Genderstereotypen zugrunde, die nicht unbedingt unseren heutigen entsprechen. Wichtig ist jedoch zu verstehen, dass in dieser Liebesgeschichte Gottes mit Israel immer auch Liebesverrat mitspielt.6 Wird die Liebe vom Volk nicht erwidert und das Volk Gott „untreu“, reagiert Gott mit Zorn und Gericht. Insbesondere die Prophetenbücher dokumentieren dieses Ringen Gottes um die Liebe zu Israel angesichts des religiösen und ethisch-sozialen Fehlverhaltens des Volkes. Mit Blick auf diesen Treuebruch stellt sich theologisch die Frage, wie das Liebesverhältnis zu Gott wieder hergestellt werden kann. Beschrieben wird immer wieder, wie der in seiner Liebe verratene Gott auf Gegenliebe und Erkenntnis wartet. Angesichts der Zerstörung Israels und Judas durch die Assyrer und später der Eroberung Jerusalems durch die Babylonier, angesichts von extremen Klimaereignissen und Erdbeben wird in vielschichtiger Reflexion um Antworten gerungen. Eine der Antworten, die sich zunehmend durchsetzen kann, und die in der Hebräischen Bibel gleich mehrfach überliefert ist, findet sich in der sogenannten „Gnadenformel“:
Jhwh, Jhwh, ein barmherziger und gnädiger Gott, / langmütig und von großer Gnade (h.esed) und Treue, / der Liebe (h.esed) bewahrt den Tausenden, / der Schuld, Vergehen und Sünde vergibt, / der aber nicht ungestraft lässt, / sondern die Schuld der Väter heimsucht an Söhnen und Enkeln bis zur dritten und vierten Generation. Ex 34,6*-77

Gott antwortet auf den Liebesverlust mit der Bekräftigung seiner Liebe und Treue. Gott verstößt Israel auf Grund der Untreue nicht für immer, sondern reagiert mit Erbarmen. Zorn und Strafe sind für die Verbindlichkeit essenziell, aber sie sind nicht die einzige Reaktion und bleiben nicht für immer. Letztlich dominiert nicht der richtende, sondern der liebende Gott.8 Gott schließt sogar einen neuen Bund mit seinem Volk und betont seine unendliche Liebe:
Ich habe dich mit unendlicher Liebe (’ahbat) geliebt. / Deshalb habe ich dir Liebe (h.esed) bewahrt. Jer 31,3b

Gott handelt, ohne auf Vorleistung zu warten. Damit gewinnt auch die göttliche Liebe eine neue Dimension.

Fazit: Das Phänomen Liebe in der Hebräischen Bibel ist komplex und vielfältig. Dies zeigt sich allein schon an den unterschiedlichen Vokabeln und den unterschiedlichen „Liebesverhältnissen“. Sicherlich wird es nicht möglich sein, die Liebe auf einen einzigen Aspekt – sei es relational-erotisch, ethisch-normativ oder kollektiv-religiös – zu reduzieren oder den einen dem anderen vorzuziehen. Liebe in der Hebräischen Bibel ist genauso erotische Anziehung und leidenschaftliches Begehren wie Commitment und eine politische Haltung der Gleichheit aller. Sie umfasst die sorgende und erziehende Liebe von Eltern zu ihren Kindern ebenso wie die Grundlage der Beziehung zu Gott, deren Vorstellung sich im Laufe der Zeit auch klar gewandelt hat. Sicherlich aber ist diese Liebe von relationaler Qualität: Immer besteht Liebe in Interaktion und Beziehung.

Anmerkungen
1)
Assmann, 108.
2) Lev 19,17f.33f.; Dtn 10,18f.n.
3) Vg. dazu Janowski, 164f.
4) Vgl. u.a. Ex 20,10 par. Dtn 5,14; Ex 22,20; 23,9.12; Lev 19,9f.
5) Vgl. u.a. Ex 20,6; Dtn 7,9; 10,12f.; 11,12; Jos 22,5.
6) Vgl. Feldmeier / Spiekermann, 133.
7) Vgl. u.a. auch Ps 86,15; 103,8; 145,8; Joel 2,13; Jona 4,2; Neh 9,17.
8) Vgl. Feldmeier / Spiekermann 134.

Zum Weiterlesen:
Jan Assmann: Ma’at. Gerechtigkeit und Unsterblichkeit im Alten Ägypten, München 21995.
Paul Ekman: Emotions Revealed. Recognizing Faces and Feelings to Improve Communication and Emotional Life, New York 22007.
Reinhard Feldmeier, Hermann Spieckermann: Der Gott der Lebendigen. Eine biblische
Gotteslehre, Topoi Biblischer Theologie / Topics of Biblical Theology 1, Tübingen 2011.
Bernd Janowski: Anthropologie des Alten Testaments. Grundfragen, Kontexte,
Themenfelder, Tübingen 2019.
Sara Kipfer: „Erregt hast du mich mit einem Blick deiner Augen…“ (Hld 4,9ba.): Liebe und Sexualität in der altorientalischen Ikonographie, in: Bindrim, David / Grunert, Volker / Kloß, Carolin (Hrsg.): Erotik und Ethik in der Bibel. Festschrift für Manfred Oeming (ABG 68), Leipzig 2021, 95–125.
Martha Craven Nussbaum: Upheavals of Thought. The Intelligence of Emotions, Cambridge, London, New York u.a. 82008.

Prof.in Dr. Sara Kipfer hat in Bern promoviert und sich an der Universität Heidelberg mit einer Arbeit zu extremen Klimaereignissen in den Prophetenbüchern habilitiert. 2013-15 arbeitete sie in einem Projekt des Schweizerischen Nationalfonds zu Emotionen, seit 2022 ist sie Professorin für Evangelische Theologie mit dem Schwerpunkt Altes Testament an der TU Dortmund.

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Für die Arbeit in der Gruppe

Zeit / circa 120 Minuten

Begrüßen Sie die Teilnehmer*innen und laden sie zum Thema „Liebe und lieben in der Hebräischen Bibel“ ein.

1 Drei Dimensionen von Liebe

Bitten Sie die TN, in Murmelgruppen (3-5 TN) aus dem Gedächtnis atl. Sätze zu sammeln, in denen „Liebe“ oder „lieben“ enthalten ist, und auf Kärtchen zu notieren.
[circa 20 Minuten]

Erläutern Sie anhand der Bibelarbeit oben die drei Dimensionen von Liebe/lieben in der Hebräischen Bibel: (1) relational-erotisch, (2) ethisch-normativ, (3) kollektiv-religiös. Notieren Sie je ein Begriffspaar groß in der Mittel von je einem Flippchartbogen und legen die Bögen in die Mitte.
[circa 15 Minuten]

Bitten Sie die Murmelgruppen, ihre Kärtchen auf die (am ehesten) passenden Bögen zu kleben.
[circa 10 Minuten]

Tauschen Sie Ihre Gedanken zu den gefüllten Bögen aus [circa 10 Minuten] und entfernen diese dann aus der Mitte; sie sollen aber weiter für alle sichtbar sein.

2 Schema Jisrael!

Verteilen Sie Kopien von Dtn 6,4-9, einem der Zentraltexte im jüdischen Glauben, und lesen Sie gemeinsam versweise reihum, bis jede*r gelesen hat.

Besprechen Sie in drei Gruppen aus je einer Perspektive: Was bedeutet das Gebot der Gottesliebe (1) aus relational-erotischer, (2) aus ethisch-normativer, (3) aus kollektiv-religiöser Perspektive?

Gruppe 1: Die gebotene Liebe zu Gott wird durch Gottes Liebe bewirkt. Sie kann nur entstehen, weil Gott die Initiative ergreift und meine Liebe entzündet.
Wo und wie erlebe ich, dass Gott mir Liebe schickt? Was brauche ich, um Gott „mit Herz und Verstand, mit jedem Atemzug und mit aller Kraft“ zu lieben?

Gruppe 2: Die Liebe „mit Herz und Verstand, mit jedem Atemzug und mit aller Kraft“, die Gott fordert, ist weit mehr als ein Gefühl. Das wird unter anderem im sogenannten „Nächsten- und Fremdenliebegebot“ deutlich. Was bedeutet dieses Gebot für mich heute? Was hilft mir oder macht es mir schwer, dieses Gebot zu erfüllen?

Gruppe 3: Gottes Liebe gilt nicht nur einzelnen Menschen, sondern auch der Gemeinschaft, Gottes auserwähltem Volk. Diese Liebesbeziehung beschreibt der Prophet Hosea unter anderem mit dem Vater-Sohn-Bild: „Als Israel jung war, habe ich es geliebt. Und ich rief meinen Sohn aus Ägypten.“ (Hos 11,1) Gott bleibt dieser Liebe treu, auch wenn sie von Gottes Volk verraten wird, und ruft wieder und wieder zur Umkehr auf.
Gott „mit Herz und Verstand, mit jedem Atemzug und mit aller Kraft“ zu lieben, daran scheitern wir auch heute als Kirche immer wieder. In welchen Situationen? Warum? Was würde sich ändern, wenn wir als Kirche Gottes Ruf zur Umkehr folgen?

Die Gruppen halten ihre Gedanken stichwortartig auf Karten fest, indem sie den Satz „Gott lieben heißt…“ vervollständigen.
[circa 30 Minuten]

Sammeln Sie die Ergebnisse im Plenum und schließen mit einer Reflexionsrunde: Was nehme ich aus dieser Gottes-Liebe konkret für meinen Alltag mit?
[circa 10 Minuten]

Sie können den TN zur Vertiefung die Bibelarbeit in Kopie mitgeben.

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