Ausgabe 2 / 2003 Material von Riepe, Regina und Gerd

„Es ist doch ganz normal , Neger zu sagen“

Von Riepe, Regina und Gerd

 

„Neger“, erklären manche Gebildeten, „kommt aus dem Lateinischen, von niger, schwarz.“ Menschen solcher Hautfarbe als „Neger“ zu bezeichnen, sei doch ganz normal.

Die Betroffenen, wie zum Beispiel Bärbel Kampmann, sehen das anders: „Das ist ein Wort, das die Unterdrücker für uns geprägt haben, ein rassistisches Wort. Deswegen wollen wir nicht mehr Neger genannt werden, akzeptiert das doch endlich! Und außerdem bin ich es leid, dass mir irgendwer erzählt, ich sollte doch nicht so auf der Thematik Rassismus herumreiten, so schlimm wäre es doch heute gar nicht mehr, und so einseitig dürfe man das doch nicht darstellen, und Neger sei doch ein ganz neutrales Wort der deutschen Sprache, und am Ende dürfe man als Weißer gar nichts mehr sagen, so ginge es doch auch nicht, das wäre doch geradezu schon der umgekehrte Rassismus!

Ich kann's nicht mehr hören, wenn irgendeine wohlmeinende blonde oder rothaarige Frau meint, mir erklären zu müssen, dass ich so schwarz doch gar nicht wäre, und ihr wäre gar nichts Besonderes an mir aufgefallen, ich sollte doch nicht so überempfindlich sein, manches, was die Leute sagen, sei doch gar nicht so gemeint, man könnte auch aus einer Mücke einen Elefanten machen, und andere hätten schließlich auch Schwierigkeiten im Leben. Am besten war eine, die allen Ernstes meinte, sie könne gut verstehen, wie ich mich manchmal fühlen würde, sie selbst sei schließlich adliger Abstammung und deswegen auch oft diskriminiert worden.

Es ist mir immer wieder im Leben passiert. Manche Leute lehnten mich entschieden ab, einfach so, ohne dass ich irgendetwas getan hatte, aber es gab auch immer wieder diese anderen, die anscheinend genauso grundlos ein besonderes Faible für mich hatten … Erst ganz langsam habe ich begriffen, und richtig klar geworden ist es mir erst, als ich mich mit Rassismus theoretisch beschäftigt habe. Sowohl in der Abneigung drückt sich der Rassismus aus … wie auch in der Zuneigung: man will etwas wiedergutmachen, besonders gut, man will Schuld abarbeiten.“ (Bärbel Kampmann, schwarze Deutsche)

aus: Regina und Gerd Riepe, Fremd ist der Fremde nur in der Fremde. Argumente gegen Rassismus © Lamuv Verlag GmbH, Göttingen 2001

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