Alle Ausgaben / 2009 Material von Hartmut Fiebig

Fairtrade-Rosen stärken Frauenrechte

Von Hartmut Fiebig


Viele Menschen lieben und verschenken Rosen ohne zu wissen, wo und unter welchen Bedingungen sie produziert werden. Seit Jahren kritisieren Nichtregierungsorganisationen die schlechten Arbeitsbedingungen auf den großen Blumenfarmen in Afrika und Lateinamerika. Ein Ausweg aus der Misere sind fair gehandelte Rosen, zum Beispiel aus Kenia. Touristen kommen zum Lake Naivasha, um eine Bootstour zu unternehmen oder den benachbarten Hell's Gate Nationalpark zu besuchen. Grace Mumbi kam, um Arbeit zu suchen auf den Blumenfarmen am See.

Der 38-Jährigen ging es damals erbärmlich. Zukunftssorgen erdrückten die allein erziehende Mutter: „Nie hätte ich zu hoffen gewagt, dass meine beiden Kinder je zur Schule gehen und ich ein eigenes Häuschen besitzen würde.“ Ihre Falten und die grauen Haarsträhnen sind alte Weggefährtinnen aus jener Zeit. Umso stärker wirken ihre nächsten Sätze: „Ich bin dankbar und glücklich. Heute ist beides tatsächlich Wirklichkeit! Kevin Chegge, mein Sohn, möchte Fernsehjournalist werden und meine Tochter Esther Njoki Krankenschwester. Es ist mein größter Wunsch, dass sich ihre Träume erfüllen.“

Geschenkt wurde Grace Mumbi nichts. Das Geld für die Rückzahlung des Hauskredits wird sie sich auch in den nächsten Jahren vom Gehalt absparen müssen. Aber hätte der Joint Body – das Arbeitergremium der Panda Flowers Blumenfarm – nicht mit dem Prämiengeld des Fairen Handels Beihilfen gegeben und die Sicherheiten gestellt, wären Grace und die anderen überhaupt nicht kreditwürdig gewesen. Für europäische Verhältnisse geht es um lächerliche Summen von jeweils etwa 2.500 Euro. Für die Angestellten mit rund 70 Euro Einkommen im Monat ist dies aber ein Vermögen. Und wenn die Schulleistungen ihrer Kinder weiterhin so gut bleiben, wird auch die anschließende Ausbildung durch das Stipendien-Programm des Joint Body unterstützt werden. „Inzwischen besucht das erste Arbeiterkind sogar schon die Universität“, verrät Grace mit einem Blitzen in den Augen.
Die Blumenfarmen um den Lake Naivasha bieten Zehntausenden Lohn und Brot, knapp 2000 Menschen finden allein auf Panda Flowers ihr Auskommen, denn nur wachsen tun die Blumen von alleine. 1200 Frauen stellen die Mehrheit der Arbeitskräfte. Vermehrung, Pflanzung, Pflege, Düngen, Pflücken und Verpacken – all dies erfordert ein Heer von umsichtigen Händen. Die Männer übernehmen Bewässerung und Pflanzenschutz, sie stellen die Fahrer und den Großteil der Führungskräfte. Auch im 16-köpfigen Joint Body sind die Frauen mit zwölf Mitgliedern in der Mehrheit.

Nicht nur in Kenia konnte dank Fairtrade die Situation der Blumenpflückerinnen und Arbeiter verbessert werden. Fair gehandelte Rosen stammen aus Kolumbien, Ecuador, Indien, Kenia, Sri Lanka, Tansania und Zimbabwe, in Deutschland verkaufte Rosen kommen vor allem aus Ostafrika und Lateinamerika. Auf allen Blumenfarmen, die Fairtrade-zertifiziert sind, werden den Arbeiterinnen und Arbeitern ein Mindestlohn und faire Arbeitsbedingungen garantiert. Das bedeutet sowohl strenge Umwelt- und Sicherheitsstandards als auch eine Gemeinschaftsprämie, die für soziale und ökonomische Projekte verwandt wird. Die Farmen unterliegen den regelmäßigen Kontrollen durch unabhängige Inspekteure.

Fairtrade-Rosen sind also eine gute Alternative und der Faire Handel setzt damit ein Zeichen für soziale Produktionsbedingungen und Umweltschutz. Rosen mit Fairtrade-Siegel gibt es in vielen Lebensmittelgeschäften (REWE, Tegut, Penny, Kaiser's Tengelmann und Edeka Bayern, Toom) und im Blumenfachhandel (Blumen Risse, Blume2000, einzelne Fachgeschäfte). Wo Sie Fairtrade-Blumen in Ihrer Nähe kaufen können, erfahren Sie im „Blumen-Finder“ auf der Website www.transfair.org.


© Text und Bilder:

Hartmut Fiebig
TransFair

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