Ausgabe 1 / 2007 Material von Brigitte Enzner-Probst

Flutgeschichten

Von Brigitte Enzner-Probst

Seit der Tsunami-Welle Ende 2004 ist uns die überwältigende, ja gewaltsame Kraft des Wassers unauslöschlich ins Bewusstsein gegraben. Die Menschen, die davon überrascht wurden, hatten in den meisten Fällen keine Chance. Häuser, Masten, Autos wurden geknickt, entwurzelt, weggespült …
Das Gefühl, hilflos und ohnmächtig zu sein, hatte alle ergriffen. Aber auch in Deutschland, in der Schweiz oder in Österreich haben wir die zerstörerische Macht des  Wassers erlebt.

In den heiligen Schriften vieler Kulturen ist von Flutgeschichten die Rede, von einer „Sintflut“, von einer alles unter sich begrabenden Überschwemmung. Die Rettung der Einzelnen wird als Wunder des göttlichen Neuanfangs erlebt. Erstaunlich ist dabei, wie parallel die Erzählungen davon berichten.
In der babylonischen Geschichte von Ea, Ziusdra und der großen Flut wird diese als Strafe der Götter interpretiert. Die Menschheit wird durch eine Flut vernichtet. Nur ein Gottesfürchtiger überlebt.
Diese Erzählung findet sich wieder in der Bibel und in jüdisch-christlicher Überlieferung. Hier ist es Noach, der sich und die Seinen auf den Befehl Gottes in die Arche rettet und so dem Untergang entgeht (1. Buch Mose/Gen 1).
Auch im Koran wird die Geschichte von Noach (Nuh) erzählt, und zwar in der Sure 11,25-48. Für Muslime ist Noach ein Prophet.
Auch im hinduistischen Glauben ergeben sich erstaunliche Parallelen zur jüdisch-christlich-islamischen Version. Manu ist der indische Noach, der der Flut entgeht.
In der peruanischen Hochkultur wird ebenfalls von einer großen Flut erzählt. Wieder entrinnt nur ein Mensch dem Unheil.

Brigitte Enzner-Probst
aus:
FrauenKirchenKalender 2007
Lebendiges Wasser
© Claudius Verlag
München 2006

Didaktischer Impuls
Eine 1. Teilgruppe bereitet aus Zeitungsausschnitten und Bildern, Büchern, Daten und Fakten eine Ausstellungswand zum Thema „Das freundliche Gesicht des Wassers“ vor.
Eine 2. Teilgruppe erarbeitet aus ähnlichen Material eine Ausstellungswand zum Thema „Das unheilbringende Gesicht des Wassers“.
Mögliche Fragen für den Austausch:
Was lehren uns die Flutgeschichten? Wie können wir in Respekt vor diesem Lebenselement leben, es sorgsam gebrauchen? Wie verhält sich der schöpferische zum zerstörerischen Aspekt des Wassers? Und vor allem: Wo bleiben die geretteten Frauen?

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