Ausgabe 1 / 2011 Material von Dorothea Stöcker

Frauengesundheit fördern

Von Dorothea Stöcker


Mutter sein ist eine herausfordernde Aufgabe: Kinder, Familie, PartnerIn, Haushalt, Beruf – oft kommen finanzielle Sorgen und zunehmend auch die Pflege von Angehörigen hinzu.

Seit über hundert Jahren unterstützen die evangelischen Frauenverbände Mütter in besonderen Notlagen durch Erholungs- und Gesundheitsangebote. Seit 40 Jahren vernetzt und professionalisiert der Evangelische Fachverband für Frauengesundheit e. V. – früher Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Müttergenesung e.V. – die Arbeit der evangelischen Frauenverbände für die Gesundheit von Frauen und Müttern. Qualifizierungen, Projekte, Öffentlichkeitsarbeit und Lobbyarbeit haben das Angebot zum einzigen frauenspezifischen Gesundheitsangebot in der Regelversorgung der gesetzlichen Krankenkassen weiter entwickelt. Im Verbund mit dem Müttergenesungswerk wurden stationäre Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen für Mütter im Gesetz der Krankenversicherungen
(§§ 24 und 41 SGB V) verankert. Seit 2007 sind diese Leistungen Pflichtleistungen, die bewilligt werden müssen, wenn die medizinischen Voraussetzungen vorliegen.

Durch die lange Erfahrung und den ganzheitlichen und frauenspezifischen Ansatz gehen die Angebote der 14 evangelischen Kliniken für Frauen / Mütter weit über konventionelle Reha-Maßnahmen hinaus. Das erfolgreiche Therapiekonzept geht von der Verbindung zwischen den gesundheitlichen Problemen mit den familiären Belastungen aus und eröffnet Wege zur Selbstheilung und inneren Stärkung, auch für die Zeit nach der stationären Maßnahme. In evangelischen Kliniken gehören zum therapeutischen Konzept seelsorgerische und meditative Impulse und Angebote, die Gottes Wort in den Alltag hinein holen.

Die Therapieangebote umfassen unter anderem medizinische Untersuchungen und Behandlungen, psychosoziale und psychologische Beratung, Bewegungs- und Sporttherapie, Entspannungsverfahren, Verhaltenstraining, heilpädagogische Förderung, Ernährungsberatung, Kreativtherapie. Mutter-Kind-Interaktionsangebote unterstützen die Verbesserung der Beziehung, Schulkinder erhalten während der Schulzeiten wissenserhaltenden Unterricht und weitere Lernprojekte.
Der Bedarf ist groß. Eine Studie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums ergab 2008, dass 2,1 Mio. Mütter (20 Prozent) gesundheitlich so stark belastet sind, dass sie Anspruch auf eine stationäre Maßnahme haben. Aber nur rund 5 Prozent gelangen zu einer solchen Maßnahme. Obwohl es also eine deutliche Unterversorgung gibt, lehnen die gesetzlichen Krankenkassen seit Herbst 2009 vermehrt Anträge auf Vorsorge- oder Rehabilitationsmaßnahmen für Mütter / Mutter-Kind ab. Das ist eindeutig gesetzeswidrig. Allerdings zeigt die hohe Rate der erfolgreichen Widersprüche, dass sich lohnt nachzuhaken!

Frauen in Familienverantwortung haben Anspruch auf eine stationäre Vorsorge oder Rehabilitation (Mütter oder Mutter-Kind-Kur), wenn ein ärztliches Attest die medizinische Notwendigkeit bestätigt. Die Kosten übernimmt bei Bewilligung die Krankenkasse; für die Frauen/ Mütter entsteht ein Eigenanteil von 10 Euro pro Tag. Kinder bis zu 12 Jahren, in besonderen Fällen bis zu 14 Jahren, können aus sozialen oder gesundheitlichen Gründen an der Maßnahme teilnehmen, die Kosten werden ebenfalls von der Krankenkasse übernommen. Für Kinder mit Behinderung gelten keine Altersgrenzen. Auch Mütter mit älteren Kindern haben einen Anspruch auf eine stationäre Vorsorge- oder Rehabilitationsmaßnahme, solange sie in der aktiven Erziehungsphase sind, und – zunehmend wichtig – auch Frauen in Pflegesituationen.

Über 450 Beratungsstellen bei den Diakonischen Werken oder Frauenverbänden unterstützen Frauen bei der Antragstellung. Sie helfen bei der Auswahl der geeigneten Klinik und können bei finanziellen Engpässen Zuschüsse aus Spendenmitteln beantragen. Verschiedene Nachsorgeangebote der Beratungsstellen und Kliniken tragen dazu bei, dass der Erfolg der Gesundheitsmaßnahme langfristig ist und die erlernten Strategien in den Alltag integriert werden.


Dorothea Stöcker


Weitere Informationen: Evangelischer Fachverband für Frauengesundheit e.V. (EVA) 
Reichensteiner Weg 24  14195 Berlin
Tel: (030) 844 186 41
Fax: (030) 844 186 54
info@eva-frauengesundheit.de
www.eva-frauengesundheit.de

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