Ausgabe 1 / 2008 Editorial von Margot Papenheim

Frauenraum Küche

Von Margot Papenheim

Gar lieblich dringen aus der Küche
bis an das Herz die Wohlgerüche.
Hier kann die Zunge, fein und scharf,
sich nützlich machen – und sie darf!
Hier bereitet man die Zaubermittel
in Töpfen, Pfannen oder Kesseln,
um ewig den Gemahl zu fesseln,
von hier aus herrscht mit schlauem Sinn
die Haus- und Herzenskönigin.

Als Wilhelm Busch vor 150 Jahren diese Verse reimt, ist die bürgerliche Geschlechterwelt noch in Ordnung. Die Küche, keine Frage, ist der Frauenraum schlechthin. Hier, und nirgends sonst, waltet die züchtige Hausfrau – nichts weiter im Sinn, als IHM, dem Herrn des Hauses, allzeit zu Diensten zu sein. Wirklich nicht? Busch verneigt sich, wie immer unwiderstehlich, vor der Dienerin des Herdes. Aber schwingt nicht auch leises Unbehagen mit? Die böse Ahnung, dass die Gattin-Hexe-Königin im zugewiesenen Arbeitsbereich unversehens gefährliche Macht gewonnen hat? Rundum wohl, scheint mir, fühlt er sich nicht.

Im Zuge der zweiten Frauenbewegung sind die Frauen in Scharen aus dem „Frauenraum“ Küche ausgebrochen, haben die Hälfte der ganzen Welt für sich beansprucht und, in weiten Teilen jedenfalls, auch erobert. „Wer sich nicht wehrt, endet am Herd.“ Das war das Lebensgefühl ganzer Frauengenerationen und Schlachtruf im Kampf der Geschlechter. Noch sitzt die Furcht tief, bei erster Gelegenheit zurück an den Herd, den verhassten Ort der Verbannung ins Private geschickt zu werden. Die politische Debatte um das Betreuungsgeld für Kleinkinder spricht Bände: Die „Herdprämie“ könnte gute Chancen als Wort des Jahres 2007 haben. Denn alle verstehen sofort, worum es geht. Auch wenn sie durchaus geteilter Meinung darüber sind, wie es gehen sollte.

Zugleich ist unübersehbar: Küche hat Konjunktur. In den Auslagen der Buchhandlungen stapeln sich Kochbücher aller Art, im Fernsehen geben die Berufs- und Hobbyköche (und vereinzelt auch Köchinnen) einander den Kochlöffel in die Hand. Immer mehr Frauen (und vereinzelt auch Männer) haben nicht schlecht Lust, sich ihre Küche zurück zu holen.

Die Küche als Raum für Frauen unserer Zeit neu zu entdecken und zu gestalten – dazu will diese Arbeitshilfe anregen. Unsere Autorinnen haben ein abwechslungsreiches Menü mit vielen Gängen für Sie zusammengestellt. Manche der gewählten Zutaten werden Ihnen vertraut, manche aufregend fremd vorkommen. Herzhafte und milde Beilagen, Süßes und Saures runden die Komposition ab. Es ist angerichtet – und Sie sind eingeladen. Bedienen Sie sich, und lassen Sie es sich schmecken!

Zum abschließenden Espresso noch einige Neuigkeiten.

Statt des gewohnten Frauenhilfe-Logos finden Sie auf dem Deckblatt dieser Ausgabe als Herausgeberin Evangelische Frauen in Deutschland e.V. – der Name des neuen Dachverbandes evangelischer Frauen, zu dem sich EFHiD und die EFD gerade zusammenschließen. Ab Januar 2008 wird die neue Geschäftsstelle in Hannover arbeiten.

Mit dem Wechsel sind – auch für die ahzw – naturgemäß personelle Veränderungen verbunden. Die Kolleginnen Christel Thurow im Redaktionssekretariat und Heike Hatenkerl in Aboverwaltung und Versand werden nicht mit nach Hannover gehen, da sie mit ihren Familien in Duisburg zuhause sind. Über viele Jahre waren sie für AutorInnen, AbonnentInnen und EinzelbezieherInnen und nicht zuletzt für mich als Redakteurin der ahzw zuverlässige „Anlaufstellen“ bei Fragen und Wünschen aller Art. Dafür sei ihnen auch an dieser Stelle herzlich gedankt.

Verabschieden muss sich auch Dagmar Althausen, seit September 2002 Leitende Pfarrerin der Ev. Frauenhilfe in Deutschland und somit Herausgeberin der ahzw. Als ich Ihnen Dagmar Althausen in der Ausgabe 1-2003 vorgestellt habe, hatte ich die stille Hoffnung, dass sie die Arbeitshilfe nicht nur neben ihren vielen anderen Aufgaben her „mitmacht“. Diese Hoffnung hat sich erfüllt. In den fünf Jahren der Zusammenarbeit hat sie sich mit viel Herz und Verstand dafür eingesetzt, dass die ahzw weiter entwickelt und in ihrer Auflage stabilisiert werden konnte. Ihre überzeugte Begeisterung für das „Produkt ahzw“ war ansteckend und hat andere für die Publikation Verantwortliche so manches Mal wieder aufgebaut, wenn die vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sahen.

Vom weinenden zum lachenden Auge: Ab dieser Ausgabe wird die ahzw von
Dr. Beate Blatz als Herausgeberin verantwortet – ebenfalls qua Amt, da sie die Leiterin des neuen Verbandes EFiD sein wird. Es ist schön zu wissen, dass Beate Blatz nicht erst noch für die ahzw „erwärmt“ werden muss; sie hat sich in der Übergangszeit der letzten Monate bereits intensiv in die Arbeit eingebracht. Ihnen als LeserInnen stellt Beate Blatz sich mit einem eigenen Beitrag in dieser Ausgabe vor.

Ich selbst werde mit nach Hannover gehen und wie bisher mit der Hälfte meiner Arbeitszeit die ahzw als Redakteurin betreuen; daneben werde ich als Referentin für den Aufbau des neuen Verbandes arbeiten. Neues anpacken und Vertrautes fortführen – ich freue mich auf beides.

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