„Die Kirche hält es mit der Würde der Frau (für) unvereinbar, dass ihr Körper zur käuflichen Ware gemacht wird“, urteilte Prof. Dr. Wolfgang Huber, Bischof der Berlin-Brandenburgischen Kirche. Prostituierte hatten angefragt, während des Huren-Festivals im Sommer 2000 in einer Berliner Kirche die Auftaktveranstaltung feiern zu dürfen. Wichtigstes Anliegen der beteiligten Gruppen war die Gleichstellung von Prostitution mit anderen Berufen. Der oben zitierte Satz begründet die Ablehnung ihres Antrags.
Wenn „die Würde der Frau“ für Bischof Huber ein zu schützendes Gut ist, wäre es logisch, sie in der Kirche herzlich willkommen zu heißen. Schließlich ist es ein roter Faden innerhalb der biblischen Tradition, dass die Stigmatisierten, deren Würde der dominierende Teil der Gesellschaft beschädigt, in der Gemeinde Gottes ihren Ort finden. Die Logik geht jedoch den Umweg über eine Konstruktion von Wirklichkeit, nach der die Huren es sind, die für die Existenz des Phänomens Prostitution verantwortlich sind. Dieses ist aus Hubers Begründung zu schlussfolgern, obwohl die Frauen in der Formulierung passive Objekte einer ungenannt bleibenden handelnden Größe sind. Denn die Ablehnung trifft faktisch die Huren und nicht die ungenannt bleibenden Aktiven. Die Huren beschädigten mithin ihre eigene Würde als Frauen. Das könne Kirche nicht akzeptieren und verwehre deshalb diesen den Aufenthalt im Gotteshaus.
Bekanntermaßen bestimmt in einer sogenannten freien Marktwirtschaft die Nachfrage das Angebot, so dass Bischof Huber konsequenterweise … auch verhindern müsste, dass Freier in den Bänken sitzen, am Altar und auf den Kanzeln stehen. Das freilich ist überzogen, denn selbstverständlich ist nicht Hubers Intention, einzelnen Huren und Freiern den Zugang zu Kirchen zu verweigern, zumindest solange sie ihre Berufstätigkeit beziehungsweise Konsumgewohnheiten verschweigen. Bischof Huber fällt ein öffentlichkeitswirksames Urteil: Kirche ist gegen Prostitution und deshalb gegen Prostituierte in der Kirche. Dieses Urteil ist zwar populär, aber es gibt innerkirchlich auch Männer und vor allem Frauen, die Partei für die Prostituierten ergreifen und die gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen die Frauen leben, kritisieren.
gekürzt aus: Junge Kirche 3/07
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