Ausgabe 2 / 2007 Material von Claudine Legardinier

Für eine Welt ohne Prostitution

Von Claudine Legardinier

Für uns ist eine gleichberechtigte Gesellschaft, eine wahre Demokratie, nicht möglich ohne eine Politik, die das System Prostitution bekämpft. Ein System, das untrennbar mit dem Frauenhandel verbunden ist. Weil der Kapitalismus auch hier nur ein Ziel kennt: Den Körper der Frauen, und der Menschen überhaupt, zur Ware zu degradieren, um den maximalen Profit zu erzielen. Es ist das System, das die Prostitution wieder als „Job“ definiert, der aus einer „persönlichen Wahl“ resultiert und bestrebt ist, jeden Zusammenhang mit Ausbeutung und Gewalt zu kaschieren. Und sich so einen Markt mit Milliarden-Umsätzen öffnet.

Eine konsequente abolitionistische Politik muss aus verschiedenen Elementen bestehen: Sie müsste die Freier in die Verantwortung nehmen und gleichzeitig jede Diskriminierung der Prostituierten abbauen. Sie müsste Projekte fördern, die den Prostituierten den Ausstieg ermöglichen (laut einer kanadischen Studie würden 92 Prozent der Prostituierten aussteigen, wenn sie könnten). Sie müsste die Opfer von Frauenhandel unterstützen und Zuhälterei bestrafen. Und sie müsste im Bereich Bildung und Erziehung die Gleichheit zwischen Mädchen und Jungen offensiv fördern. Denn ohne eine grundlegende Veränderung der gesellschaftlichen Haltung zu Frauen und Männern wird die Bekämpfung der Prostitution nicht möglich sein.

Eine solche Politik muss Polizei, Justiz, Mediziner, Sozialarbeiter und Medien ins Boot holen. Der Kampf gegen das System Prostitution ist auch ein Kampf gegen Armut und gegen jede Form von Gewalt und Missbrauch, und für ein neues Konzept der Entwicklungshilfe und der Solidarität der reichen mit den armen Ländern. Unsere Forderung ist, das uralte Recht der Männer auf einen sich prostituierenden Körper zu verwandeln: in das Recht eines jeden Menschen, sich nicht prostituieren zu müssen. Ziel dieses abolitionistischen Projektes ist eine Welt ohne Prostitution. Das wäre eine wahre Kulturrevolution. Männer, alle Männer, müssten Frauen als gleichwertig betrachten – und als Subjekt der Begierde. Der Weg dahin ist noch weit.

gekürzt aus: Die Kolonialisierung des Körpers in: EMMA Januar/Februar 2007 

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