Ausgabe 2 / 2007 Material von Yvonne Jennerjahn

Für zwei Reichsmark

Von Yvonne Jennerjahn

Erinnerungen an den Sommer 1943 im KZ Buchenwald: „Wir mussten nun jeden Abend acht Männer über uns rübersteigen lassen, innerhalb von zwei Stunden.“ Im Video-Interview erzählt eine der Überlebenden der KZ-Bordelle in der Sonderausstellung „Sex-Zwangsarbeit in NS-Konzentrationslagern“ von den perversen Methoden der Nazis. „Ich habe gedacht, lieber heute tot als morgen“, erinnert sich die Frau. … Pro Besuch mussten die Häftlinge zwei Reichsmark entrichten, Geld, das sie durch ein „Prämiensystem“ der SS erhielten. Eine Karteikarte aus Buchenwald zu den „Bordelleinnahmen“ lässt das Ausmaß erahnen. 86 Besuche von Häftlingen bei zwölf Frauen sind dort am 7. August 1943 registriert, mit „Einnahmen“ von 172 Reichsmark, davon 129 Reichsmark für die Amtskasse. Quittiert ist der Zettel von drei SS-Männern.

Eine Überlebende erinnert sich, wie sie im KZ Ravensbrück zum Kommandanten gerufen wurde. SS-Leute hätten sie begutachtet, berichtet sie. Dann wurde sie mit weiteren Frauen weggebracht, die Fahrt endete im KZ Buchenwald im Häftlingsbordell. Gute Verpflegung werde sie dort bekommen, hätten ihr die Aufseherinnern noch gesagt. Nach mehreren Monaten wurden die Frauen in der Regel von der SS ausgewechselt und wieder nach Ravensbrück gebracht. „Zurückgekommen sind sie als Wracks“, erinnert sich Irma Trksak, einst Häftling des Konzentrationslagers im Norden Brandenburgs. „Sie waren ruiniert, krank, einige sind nachher gestorben.“

gekürzt aus: epd 004517 / 12.1.2007

Die Dokumentation in der Gedenkstätte Ravensbrück, Straße der Nationen, Fürstenberg/Havel, ist bis 30. September 2007 dienstags bis sonntags von 9 bis 17 Uhr zu besichtigen. Weitere Informationen unter: www.ravensbrueck.de.

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