Alle Ausgaben / 2009 Editorial von Margot Papenheim

Furcht loswerden

Von Margot Papenheim


Hanns Dieter Hüsch, der menschenfreundliche Kabarettist vom Niederrhein, hat eine ganz wunderbare Geschichte erzählt. Ein junger Mann, Paul, flüchtet aus einer Anstalt und verbringt den Heiligen Abend in einem leeren Güterwaggon.
Allein im Dunkeln und mit seiner Angst schreibt er mit Kreideresten die Wände des Waggons voll mit allem, was ihn bewegt. Im Licht des neuen Morgens aber hat sich alles verwandelt. Überall, an den Wänden und unter der Decke und sogar auf dem Boden des Waggons, steht deutlich zu lesen: Fürchte dich nicht! Und es wäre nicht wegzuwischen gewesen, sagt Paul.

Das „Fürchte dich nicht!“ ist nicht mehr wegzuwischen – was für eine starke Übersetzung der Weihnachtsbotschaft! Fürchtet euch nicht! Wieder und wieder ermutigt das zum Mann gereifte Kind aus der Krippe die Menschen seiner Umgebung mit Worten und Taten, diesem himmlischen Zuspruch zu trauen. Ihm mehr zu glauben, als den Menetekeln an den Wänden von Hütten wie Palästen aller Zeiten.

„Euer Herz erschrecke nicht. Glaubt an Gott und glaubt an mich.“ In der Nacht, in der Jesus sich von seinen Jüngerinnen und Jüngern verabschiedet, legt er ihnen diesen Kern seiner Botschaft von der nicht mehr wegzuwischenden Zusage der Menschenfreundlichkeit Gottes für alle Zeiten gültig ans Herz.

„Euer Herz erschrecke nicht. Glaubt an Gott und glaubt an mich.“ (Joh 14,2) Diesen Zuspruch spannt die Jahreslosung wie ein schützendes Dach über das Jahr 2010. Über ein Jahr – es braucht wenig Phantasie, sich das auszumalen – das für zahllose Menschen von Zukunftsängsten geprägt sein wird. Über ein Jahr, in dem die Furcht vor den Folgen von Wirtschaftskrisen und Umweltkatastrophen vernünftiger scheint als Zuversicht.

„Euer Herz erschrecke nicht. Glaubt an Gott und glaubt an mich.“ Das meint nicht, dass es so schlimm schon nicht kommen, dass es schon irgendwie gutgehen wird. Der Trost der Jahreslosung liegt nicht im Versprechen, dass „alles gut“ wird. Er liegt in der Zusage Jesu, dass Gott mitgeht. Komme, was wolle. Und sei es noch so schrecklich.

Diese Zusage der Jahreslosung buchstabieren die AutorInnen dieser ahzw durch. Möge es dazu beitragen, dass Sie Ihre Furcht loswerden. Dass etwas von der nicht wegzuwischenden Zusage der Jahreslosung 2010 ankommt: bei Ihnen, bei den Menschen, die Sie lieben, und in Ihren Gruppen!

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