Es ist wohl allgemein bekannt, von welch hinreißend dynamischer Bewegung die Gottesdienste der Schwarzen in Amerika und Afrika sind. Schon die rhythmischen Negrospirituals bringen die Sänger in Bewegung. Ich habe einmal in der Coventry Cathedral das Konzert eines Chores aus Nigeria erlebt. Erst sang er unsere europäische Kirchenmusik bis hin zu Händel und Bach. Im zweiten Teil bot er seine afrikanischen Gesänge dar – und schon geriet der Chor in rhythmische Schwingungen, und nacheinander lösten sich einzelne Sängerinnen und Sänger aus dem Ensemble und tanzten, weitersingend, vor dem Chor daher, um sich am anderen Ende wieder in die Gruppe einzugliedern. Sie hatten also mit unserer abendländischen Musik auch unsere Bewegungsarmut übernommen.
Sie gerieten in Bewegung, sobald sie ihre eigenen Lieder sangen. Das ist eben in ihren Gottesdiensten normal.
„So berichten unsere Missionare aus Botswana, man würde dort Gesänge im Gottesdienst nicht singen, sondern tanzen … Dabei ist das Singen durch rhythmische Bewegung, Händeklatschen und Tanzschritte begleitet … Man pflegt im südlichen Afrika auch den sogenannten Altarumgang, bei dem die Kollekte zum Altar gebracht wird. Dabei wird gesungen und das Schreiten ist tänzerisch … – Wie ganz anders bringen wir unsere Kirchensteuer zum Finanzamt.“ Am Ende des Gottesdienstes tanzen die Gemeindemitglieder dann aus der Kirche hinaus.
Ähnliches berichtet W.J. Hollenweger aus südamerikanischen und afroamerikanischen Pfingstkirchen: „Vor mir wogt ein Menschenmeer von Gläubigen, zweitausend oder dreitausend … Langsam beginnen sie zu tanzen.
Sie tanzen die Tänze ihrer indianischen Vorfahren im Kreis herum. Die Nichttanzenden stehen ergriffen da und klatschen langsam. Eine Frau prophezeit mit beinahe unheimlich tiefer, durch Mark und Bein gehender Stimme. Plötzlich Stille: Alle sinken auf die Knie und danken Gott für den Tanz, den er ihnen geschenkt hat.“
aus: Tanz vor Gott. Die Heimkehr des Tanzes in der Kirche
© beim Autor
