Alle Ausgaben / 2010 Editorial von Margot Papenheim

gut überwindet böse

Von Margot Papenheim


„Das eben ist der Fluch der bösen Tat, dass sie, fortzeugend, immer Böses muss gebären.“ Fast jede/r kennt den Satz – auch wenn die meisten ihn eher in der Bibel als bei Friedrich Schiller vermuten.

Mit der leidvollen Lebenserfahrung, die Oktavio Piccolomini hier seinem Sohn Max, dem glühenden Verehrer Wallensteins, zu vermitteln sucht, haben sich die Literatur Schaffenden aller Zeiten auseinandergesetzt. Die Trauer des Alten, dass es im wirklichen Leben – um des erstrebten Guten willen – nicht möglich ist, „überall dem Herzen zu folgen“, spricht auch aus Bertolt Brechts Versen „An die Nachgeborenen“. Denn „ohne Gewalt auskommen // Böses mit Gutem vergelten“, das bräuchte andere Umstände. Und so wirbt er, wie Piccolomini, um Verständnis: „Ach, wir // Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit // Konnten selber nicht freundlich sein.“

Ist das so? Ist das erstrebte Gute nur mit Gewalt zu erzwingen? Die Jahreslosung 2011 hält dagegen: Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. (Röm 12,21) Zeitgemäß – und keineswegs nur tauglich für die intellektuelle Auseinandersetzung mit toten Dichtern – ist diese Jahreslosung allemal. Ein Blick auf die aktuelle Debatte um Sinn oder Unsinn des militärischen Einsatzes der Internationalen Schutztruppe in Afghanistan – und schon ist man/frau mitten in der uralten Diskussion.
Naivität wird denjenigen bescheinigt, die darauf hinweisen, dass Gewalt nicht durch noch mehr Gewalt bezwungen werden könne. Aber ist es nicht weit naiver anzunehmen, dass der Teufelskreis des Bösen sich durch noch mehr Böses je in eine Spirale des Guten verwandeln ließe? Damit setzt diese Ausgabe der ahzw sich auseinander. Und setzt auf die andere Sicht. Setzt darauf, dass die Jahreslosung gar nicht naiv ist, dass ihr Rat klug und weise den Weg weist, wie der Boden für das Gute bereitet werden kann. Im Privaten wie im Politischen.

Möge diese Ausgabe der ahzw hilfreich dabei sein, dem klugen Rat der Jahreslosung zu folgen.

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