Ich halte die Karte1 in den Händen und betrachte sie. Ich nehme mir eine Minute Zeit in Stille und frage mich:
Was gefällt mir an diesem Bild?
Ich halte die Karte in den Händen und betrachte sie. Ich nehme mir wieder eine Minute Zeit in Stille und frage mich:
Was gefällt mir nicht?
Ich halte die Karte in den Händen und betrachte sie. Eine Minute in Stille nehme ?ich mir und frage:
Mir gefällt auch, dass ich nicht erkennen kann, wie genau diese Hände sind. Von harter Arbeit gezeichnet oder ganz zart? Auch das Alter kann ich nicht erkennen. Es ist gut, dass ich die Frau nicht ganz sehe. So kann ich sie nicht einordnen und nicht festlegen.
Mir gefällt der Hintergrund. „Rustikaler Steineffekthintergrund“. Er wirkt wie bunter Marmor. Marmor steht für Beständigkeit und Verlässlichkeit. Der Marmor durchzieht auch den Körper der Frau. Dadurch werden Grenzen fließend. So sehe ich Differenz und Einheit zugleich. Durch die Farben entstehen Lebendigkeit und Buntheit. Wenn ich genau hinschaue, entdecke ich viele Formen und Muster.
– Mir gefällt das weiße Kleid nicht. Ist es ein Unterkleid oder Nachthemd? Ich habe das Gefühl, als dringe ich beim Betrachten in die Intimsphäre der Frau ein. Das Kleid macht die Frau so verletzlich. Mit den Händen schützt sie sich vor noch mehr Nähe, vor den Blicken anderer, verdeckt nackte Haut. Wie gut, dass ich ihr Gesicht nicht sehe. Wäre es voller Schrecken?
Mit dem weißen Kleid assoziiere ich auch Begriffe wie Reinheit und Unschuld. In Verbindung mit einem Frauenkörper läuten da meine Alarmglocken: Geht es dann nicht auch um männlich dominierte Machtstrukturen?
-Meine Aufmerksamkeit geht zu den Falten im Kleid. Sie machen das Bild lebendig. Es entsteht Mehrdimensionalität. Dann geht meine Aufmerksamkeit – und dort verweilt mein Blick – zu den Händen. Sie nehmen Kontakt zum Herzen auf. Fühlen sie das Pochen des Herzens, den Herzschlag? Zugleich schützen sie das Herz, umhüllen es. Ich stelle mir vor, wie das Pochen des Herzens den Händen Energie gibt und sie aus der Überkreuzung in die Öffnung bringt. Frau öffnet sich. Doch zuvor braucht es den Moment der Innigkeit.
Barmherzigkeit hat nichts mit Zwang zu tun und unterliegt keinen Machtstrukturen. „Barmherzigkeit bedeutet Gegenwart Gottes und Nachahmung Gottes … Barmherzigkeit unter Menschen ist ein Wunder.“2 Barmherzige Menschen sind wundervolle Menschen, oft mit sich im Reinen. Sie entsprechen nicht immer dem Klischee. So, wie sie Machtstrukturen durchbrechen können, können sie aber auch gebrochen oder ausgenutzt werden. Das Risiko gehen sie ein. So, wie Gott auch.
Hinweis für Leiter*innen:
Bei einer Bildbetrachtung sind persönliche Gedanken, Assoziationen und Gefühle sehr wichtig. Sie lenken die Aufmerksamkeit auf die unbewussten Prozesse, die beim Betrachten ausgelöst werden und die die Interpretation der Jahreslosung stark beeinflussen. Die Meditation macht durch drei Fragen zu Beginn die Gedanken, Assoziationen und Gefühle bewusst.
Verteilen Sie die Jahreslosungskarten „Hand aufs Herz“ und lesen Sie die drei Fragen vor. Geben Sie den Teilnehmer*innen jeweils eine Minute in der Stille Zeit, um die Fragen für sich zu beantworten. Sie können auch anregen, dass die Teilnehmer*innen sich ihre Antworten notieren; halten Sie dazu ggf. Zettel und Stifte bereit.
Laden Sie dazu ein, einander in Murmelgruppen die Antworten zu den Eingangsfragen mitzuteilen.
Lesen Sie dann die Bildmeditation vor. Als Gesprächsimpuls fragen Sie, was die Antworten für das Verständnis der Jahreslosung bedeuten. Sie werden staunen, was alles an Interpretationen zur Jahreslosung da sein wird!
Lesen Sie abschließend den letzten Abschnitt „Seid barmherzig“ vor.
Die letzte Ausgabe der leicht&SINN zum
Thema „Bauen“ ist Mitte April 2024
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