(Auszug)
Der neue Raum riecht fremd. An der Wand hängen Bilder vom Kindergottesdienst. Die Tische stehen anders. Und wo sind die Toiletten? Die Stimmung ist etwas verwirrt. Wer sitzt nun wo? Nicht einmal den Namen der Küsterin konnte man sich so schnell merken…
Die meisten haben sich schon hingesetzt. Auf ihren Platz, dorthin, wo sie sich immer hinsetzen. Ein kleines Grüppchen steht noch da. Sie kennen sich, haben sich seit Jahren im eigenen Gemeindehaus getroffen. Aber das ist geschlossen worden. Nur wenige Frauen konnten an dem neuen Termin. Viele aus der alten Gruppe sagten: „Das ist mir zu anstrengend, in das andere Gemeindehaus zu fahren, neue Frauen kennen zu lernen. Muss ja nicht sein. Dann bleibe ich eben zuhause.“ Den wenigen Tapferen sinkt der Mut. Trotz der freundlichen Einladung des Pfarrers fühlen sie sich fremd. Neue Alte…
Zwei Situationen, die in der evangelischen Kirche und ihren Gruppen und Verbänden in den letzten Jahren immer wieder vorkamen. Sicher, es gibt auch positive Beispiele. Doch viele berichten, wie schwer es ist, wenn Frauengruppen zusammengelegt werden und / oder sich an neuen Orten treffen müssen. Aus finanziellen Gründen werden Gemeindehäuser verkauft oder alte Räume wegen hoher Heizkosten nur noch im Sommer benutzt. Gemeinden und Bezirke werden zusammengelegt und damit auch die Frauengruppen. Was auf dem Papier und dem Taschenrechner gut und sinnvoll erscheint, ist für die Gruppen und ihre Frauen schwer. Und so manche Gruppe übersteht die Veränderung nicht.
Frauen fühlen sich in eine Richtung geschoben, in die sie nicht unbedingt wollen. Frauen fühlen sich abgeschoben – in Situationen, die sie nicht selbst bestimmen können. Auch die Pfarrerinnen und Pfarrer tun sich schwer mit den Veränderungen.
Hingeschoben – abgeschoben – aufgeschoben. Fast jede Gemeinde kennt die Beispiele aus eigenem Erleben.
Um es nicht allen noch schwerer zu machen, als es sowieso schon ist, ist es nach meiner Erfahrung hilfreich und wichtig, einige Regeln zu beachten. Entscheidungen treffen. Klarheit schaffen. Den Weg begleiten. Verständnis entwickeln. Christliche Gemeinschaft leben. Wenn sich langfristig etwas in unserer Kirche (auch finanziell) positiv verändern soll, müssen wir alle lernen Veränderungen zu akzeptieren. Eine Frauengruppe oder auch Einzelne, die ihre Machtposition ausspielt, wirkt nicht einladend und baut Gemeinde ab statt auf. Ein Presbyterium oder ein Pfarrer, die vor klaren und manchmal einschneidenden Veränderungen zurückschrecken, nehmen der Gemeinde die Möglichkeit, ihren neuen Weg zu gehen. Eine Gemeinde, die gegeneinander steht, verliert das Ziel vor Augen und auch ihren Sinn.
Eine letzte Ausgabe der leicht&SINN zum Thema „Bauen“ wird Mitte April 2024 erscheinen.
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