Alle Ausgaben / 2011 Material von Annette Rösel

Hoffnungsschimmer

Von Annette Rösel

„Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her …“ Diesen Spruch als Kind aufgeschnappt. Nachgeplappert. Später angefangen zu begreifen. Sich daran festgehalten. Bis es besser wird. Solang braucht es allerdings Geduld. Manchmal sehr viel davon. Kaum auszuhalten, wenn anderen das Glück winkt. Nicht selten dann die Frage: Warum ich? Wozu soll das gut sein?

Wie mag es den beiden Kindern auf der Jahreslosungskarte gehen? Ein Mädchen und ein Junge stehen im Mittelpunkt des Bildes. Bröselnder Putz hier, leere Strombuchse dort, Flecken und Streifen vermitteln den Eindruck besserer Zeiten des Hauses. Auch den Kindern sieht man das Wohlbefinden nicht an, das gern mit Kindheit verbunden wird. Schlicht gekleidet, stehen sie vor einer Stufe, den Blick in die Kamera gerichtet. Er spricht von Zweifeln, von Fragen nach Vertrauen und Sicherheit. Als hätten sie vieles gesehen, wofür sie zu jung sind. Was ihre Ängste und Hoffnungen sind oder wovon sie träumen, wissen wir nicht. Auch nicht, woher das Licht kommt, das hinter ihnen aufscheint und insbesondere das Gesicht des Mädchens weich zeichnet. Aber es ist da. Es leuchtet. Und erhellt eine unwirklich scheinende Umgebung.

Das Licht macht Hoffnung. Hoffnung, dass es etwas gibt, das unerträgliche Situationen erträglich macht, vielleicht sogar mit Sinn erfüllt. Was kann dieses sinnbringende „Etwas“ sein? „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Die Verheißung der Jahreslosung ist, dass oft gerade die vom Schicksal geprüften, die benachteiligten Menschen Gottes Kraft in sich spüren. Manchmal auch erst im Rückblick erkennen: „Ja, das war eine lange, harte Zeit. Aber ich habe so viel erfahren an Zuwendung, an Unterstützung, so viel gewonnen an Mut und Ausdauer, bin so sehr ich an der Herausforderung gewachsen! Jetzt bin ich ein anderer Mensch.“ So wird Gottes Kraft in den Schwachen mächtig. Schwäche und Schwächen werden ertragbar. Schwäche verwandelt sich in Stärke, schwache Menschen werden stark. So heben sich Gegensätze auf. Licht erleuchtet das Dunkel, Hoffnung ist da. Die Frage, wozu das denn gut sein soll, bekommt eine Antwort. Sie fällt für jede/n anders aus. Beinhaltet aber immer Licht und Stärke.

Anregungen für die Gruppe

Teilen Sie die Jahreslosungskarte „Hoffnungsschimmer“ aus und geben Gelegenheit zu einem ersten Austausch von Eindrücken und lesen dann den Text oben
vor. Überleitung: Der Philosoph Adorno hat gesagt: „Geliebt wirst du einzig, wo schwach du dich zeigen kannst, ohne Stärke zu provozieren.“ Der Satz ist nicht leicht zugänglich. Widersprüche und Unerklärliches scheinen darin zu stecken – Stoff für viele Ideen und Gespräch …

Bereiten Sie einen Parcours mit drei Stationen vor. An jeder Station hängt oder liegt ein großer Bogen Papier mit dem Zitat von Adorno. Jeweils ein anderer
Satzteil ist farbig markiert und mit Fragen als Denkanregungen versehen.

Zum Beispiel so:
Geliebt wirst du einzig: Von wem werden / wurden Sie wann wofür geliebt,
wie zeigt/e sich das und wie empfinden Sie das? Welche Arten der Liebe haben
Sie erlebt? Welche vermisst? Was ist Ihnen daraus erwachsen an Kraft?

… wo schwach du dich zeigen kannst: Wann haben Sie „Schwäche“ wie und vor wem gezeigt? Wie waren Ihre Gefühle dabei? Was ist daraus entstanden? Wo haben Sie jemand anderen in Schwäche erlebt, wie war das für Sie? Konnten Sie das mittragen, trösten?

… ohne Stärke zu provozieren: Haben Sie schon einmal das Gegenteil von dem provoziert, was Sie eigentlich wollten? Wurden Sie schon einmal enttäuscht, als Sie Schwäche zeigten? Haben Sie es vielleicht auch selbst erlebt, dass Sie sich abgewandt haben von anderen, die Ihnen Ihre Schwäche gezeigt haben? Wie war das für Sie?

Die Teilnehmerinnen notieren Ihre Antworten auf den Bögen „kreuz und quer“ mit bunten Stiften. Die benötigte Zeit an den einzelnen Stationen nimmt im Laufe des Parcours zu, da auch die hinzugekommenen Kommentare gelesen und mit einbezogen werden sollen.

Gehen Sie abschließend die die Stationen mit der ganzen Gruppe durch, lesen gemeinsam die entstandenen Sätze. Fragen Sie auch, wie die Teilnehmerinnen die Übung erlebt haben und wie sich ihnen das Zitat von Adorno jetzt erschließt.

Möglicher Abschluss:
Herr, wir bitten, komm und segne uns.

Bezug der Jahreslosungskarten:
Ev. Frauen in Deutschland e.V.;
Kontakt: siehe Impressum S. 83 oder www.evangelischefrauen-deutschland.de

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