Ausgabe 2 / 2008 Material von Robert Habeck

„Ich brauche kein Vaterverdienstkreuz“

Von Robert Habeck


Robert Habeck, 37, hat sich mit seiner Frau gegen eine Unikarriere und für Kinder entschieden. Heute ist er Autor, Hausmann, vierfacher Vater und Grünen-Chef in Schleswig-Holstein. Er glaubt, sein Modell sei auch für andere attraktiv – ohne Vaterzeit, ohne Elterngeld, aber mit Grundeinkommen …


taz: Herr Habeck, Sie sind Schriftsteller und Vorsitzender der Grünen in Schleswig-Holstein. Weshalb bezeichnen Sie sich selbst als Hausmann?

Robert Habeck: Ironischerweise bin ich als Grüner Landesvorsitzender öfter außer Haus als früher, das stimmt. Aber ansonsten gibt es eine klare Abmachung zwischen meiner Frau und mir: Wir teilen uns die Arbeit: sowohl die literarische – als auch die Hausarbeit. Daher ist Hausmann zwar provokativ – aber nicht ehrenrührig. …

Ließe sich Ihr Lebensmodell denn übertragen auf Männer, die in einem Unternehmen angestellt sind oder Karriere machen wollen?

Sicher habe ich da Vorteile. Aber es sind erstrittene und errungene. Jetzt würde ich dieses Erstreiten gerne verallgemeinern. Ich habe vielleicht andere Termine als ein Staubsaugervertreter, aber ich teile mir die Zeit trotzdem mit Prioritäten ein. Ich schreibe zurzeit ein bisschen weniger, habe Termine als Vorsitzender, komme dann nach Hause und übe die Vaterrolle aus. Es klappt auch deshalb, weil meine Frau und ich mittlerweile sehr eingespielt sind. Das lässt sich auch in anderen Berufen regeln.

Werden Sie von Männern schief angeguckt, weil Sie Hausmann sind?

Mir ist es nicht negativ begegnet, nein. Aber sicher ist diese Weichei-Haltung noch sehr präsent. Das bleibt ein Widerspruch in einer Gesellschaft, die einerseits verantwortungsvolle Väter will, ihnen aber, wenn es hart auf hart kommt, nicht mit sehr großer Achtung begegnet. Die  Einseitigkeit ist das Problem. Ausschließlich am Herd zu stehen oder ein Leben lang zu putzen, ist für Männer so ätzend wie für Frauen. Bei mir sind Kinder auch kein Ersatz fürs Schreiben – es ergänzt sich.


Interview:
Susanne Lang und Peter Unfried

aus:
taz
vom 06.07.2007
(c) taz Berlin

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