Alle Ausgaben / 2005 Bibelarbeit von Anke Kreutz

Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht

Bibelarbeit zu Josua 1,5b

Von Anke Kreutz


Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht.“ Der Satz für die Jahres losung 2006 fehlt auf keiner Auswahlliste für Tauf- und Konfirmations sprüche. Gleichermaßen beliebt ist er für Ordinationen und Beauftragungen. Die Zusage Gottes an Josua scheint gut zu tun, wenn für das eigene Leben oder das lieber Menschen Entscheidungen und Veränderungen anstehen. Da wünschen sich viele, dass in allem Wandel doch jemand da ist, die oder der zuverlässig die eigenen Wege begleitet. Egal, was geschieht. Egal, welche Wege du gehst.


Erst wenn jemand, die oder der stark und wichtig ist, Verantwortung übernimmt und Schutz gewährt, wagen  viele Menschen ungewohnte Wege zu beginnen, Neues auszuprobieren. Es hilft ihnen, ihre Angst und Unsicherheit soweit zu bezwingen, dass sie nicht gelähmt werden von den Zweifeln, Fragen und Nöten einer offenen Situation. Menschliche Grunderfahrung ist: Die Freiheit, etwas zu tun oder zu lassen, entsteht aus einer verlässlichen Bindung. Wer nicht um Liebe ringen muss, sondern ihrer gewiss ist, kann freier agieren als eine, die begründet Angst haben muss, bei einer Fehlentscheidung nicht nur eine persönliche Niederlage, sondern auch noch eine Beziehungs störung oder einen Beziehungsabbruch zu riskieren.

Heimat in blühenden Gärten

In der hebräischen Bibel beginnt mit dem Buch Josua ein neuer Zeitabschnitt im Leben des Volkes Israel. Mose, der große Führer und Vertraute Jahwes, ist gestorben. Alles, was Israel von Gott wissen muss, hat es, vermittelt durch Mose, in der Tora erfahren. Sie ist das Gesetz, das Leben und Freiheit für Israel schafft, ist die Grundlage des Bundes mit Jahwe. Dieser Bund ist geschlossen und gilt. Jüdischer Glaube ist ein Glaube, dessen Qualität sich in geschichtlichen Veränderungen und Ereignissen erweist. Deshalb kommt es jetzt darauf an, den Glauben der Väter und Mütter zu bewahren und für die Gegenwart fruchtbar zu machen. Die Zeit der Propheten beginnt. Denn noch sind Gottes Verheißungen nicht erfüllt. Das Land, wo Milch und Honig fließen, ist noch nicht erreicht, die versprochene Heimat noch nicht gefunden. Häuser, die „voller Güter“ mit Brunnen inmitten von Weinbergen und Ölbäumen stehen, sind noch nicht gebaut.

Als der Text des Josuabuches nach 587 v. Chr. geschrieben wird, ist das von Jahwe ererbte Land durch Kriege bereits wieder verloren, und Israel hat die nationale Katastrophe des Land- und Einheitsverlustes noch nicht verwunden. Mithilfe der zurückliegenden „Landnahme“, die ca. 1200 v. Chr. stattgefunden haben soll, wird in Form eines Kriegs berichtes erzählt, wie unter Josua das Land erobert und die bisherige Bevölkerung vernichtet bzw. vertrieben wurde. Historisch ist diese Geschichtserzählung nicht nachzuweisen, vielmehr wird aufgrund archäologischer Funde vermutet, dass die israelitischen Stämme im 12. Jahrhundert v. Chr. allmählich vom Nomadentum zur Sesshaftigkeit übergingen.

Aus Sicht derjenigen, die das Buch Josua zusammengestellt haben, ging es aber auch nicht um die Darstellung historischer Fakten, sondern um eine theologische Deutung der Geschichte für die Gestaltung der eigenen Gegenwart und Zukunft: Gott selbst gibt Israel das Land als Erbteil – durch einen Krieg, den er selber führt (oft unmilitärisch, etwa beim Fall Jerichos durch Lärm), und durch das Los, das jedem Stamm seinen unverlierbaren Anteil als gute Gabe Gottes daran zumisst. Das Land ist also nicht einfach erobertes Gebiet, in dem Israel Siegerrecht hätte. Es ist vielmehr „Erbe Jahwes“, „Land Jahwes“. Daher wäre eigentlich korrekter davon zu sprechen, dass das Buch Josua die Landgabe schildert. „So gab Jahwe den Israeliten das ganze Land, das er ihren Vätern zu geben geschworen hatte. Sie nahmen es in Besitz und ließen sich darin nieder. Jahwe verschaffte ihnen Ruhe an allen ihren Grenzen, ganz so, wie er es ihren Vätern geschworen und vor allen ihren Feinden; keiner hatte vor ihnen standgehalten, Jahwe hatte sie in ihre Hand gegeben. Von allen Verheißungen, die Jahwe dem Hause Israel gemacht hatte, wurde nicht eine hinfällig, alles ging in Erfüllung.“ (Jos 21,43-45)

Das Buch Josua beantwortet also aus einer Situation der nationalen Nieder lage die Frage, was notwendig ist, damit Israel wieder in Freiheit leben kann. Dazu wird in einer literarischen Fiktion deutlich gemacht, dass es zwischen dem Halt und Schutz Gottes und der Treue des Volkes zu den Geboten als gute Lebensordnung eine enge Verbindung gibt. Mose selbst hat seinen Nachfolger eingesetzt (Dtn 31,1-8). Gott hat Josua mit einer Rede zu Beginn des Josuabuches als Führer bestätigt (Jos 1,1-9). Das Volk lebte unter Josuas Leitung unbedingtes Vertrauen zu Gott durch das Befolgen der Gebote, die in der Tora vermittelt wurden. Gott erfüllte alle Verheißungen. So kann es, das will das Josua-Buch vermitteln, auch heute wieder werden. Wenn das Volk sich auf Gott besinnt und entsprechend handelt, wird Gott dem Volk auch das Erbteil der Väter und Mütter wieder anvertrauen.

Josuas Person wird für die Späteren der Garant dafür, dass sich die Treue zu Gottes Geboten lohnt. Mit seiner Hilfe wollen sie in der schwierigen Gegenwart erneut an Gottes Gebote erinnern und ihre Einhaltung anmahnen. Nur so besteht Hoffnung auf eine Zukunft, in der Gott das Volk durch die Zeiten begleitet und die damit im Lichte von Verheißung steht. Die neue Generation nach Mose bekommt ebenso wie die Generation nach Josua die Gebote Gottes, und damit die gemeinsamen Werte mit ins Gepäck für die Reise in die Zukunft. Das Gesetz des Mose wird nun das Gesetz des Josua. Es überdauert im Wechsel. Es soll Maßstab sein für das Handeln: mit der festen Beziehung zu Gott, der Heiligung des Sabbats, mit der Orientierung des Lebens der Einzelnen an verlässlichen Beziehungen zwischen den Generationen, mit tragenden und verlässlichen Absprachen für das menschliche Miteinander in einer Gesellschaft. Gott hat diese Gebote als Ausdruck seiner Fürsorge und Verlässlichkeit gegeben, es ist nun Sache des Volkes, seinen Teil dazu beizutragen. Orientierung an der Tradition bedeutet also die Freiheit, das Ungenügende der Gegenwart zu sehen, zu benennen und an seiner Veränderung mitzuwirken, damit die ausstehenden Verheißungen sich erfüllen, wahr werden können.
 Verheißung für heute?
Der Weg, den das Josuabuch wählt, um Gottes Begleitung durch die Zeit deutlich zu machen, scheint uns heute fragwürdig. Wir können nicht mehr unbefangen von Landgabe oder Landnahme sprechen. Zu oft haben wir die fatalen Folgen der Völkervertreibungen in aller Welt zu spüren bekommen. Wenn Menschen ihr Land genommen wird, wenn sie flüchten müssen oder vertrieben werden, gilt uns das heute als Verbrechen gegen das Völkerrecht und als Sünde gegen Gott.

Freiheit kann, in einer globalisierten Welt zumal, nur bewahrt werden in der Bindung an Werte, die andere einschließen: meine Freiheit endet da, wo deine anfängt. Gegen kriegerische Phantasien und Allmachtswünsche, die allen Religionen – auch der christlichen – in ihrer Geschichte immer wieder anhaften, gibt es schon in der hebräischen Bibel wie auch im Neuen Testament eindeu tige Positionen. Die jüdisch-christliche Tradition bewahrt als Erbe auch die kritische Sicht auf militärisch erzwungene Siege. Statt militärischer Aufrüstung  fordern insbesondere die Propheten immer wieder den Gehorsam gegen über Gottes Geboten und Vertrauen auf Gottes Verheißungen ein. Der Name Jesus (griechische Form) ist identisch mit dem Namen Josua (hebräische Form). Er bedeutet „Jahwe hilft“. Wie Jahwe Israel in Josua geholfen hat, will er auch in Jesus helfen. Er führt das Gesetz des Mose weiter und konkretisiert in der Bergpredigt, was z.B. schon bei Jesaja angelegt ist (Jes 2,3-4; Jes 9,1-6): „Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen“ (Mt 5,9). Jesus spricht aber nicht nur vom „Friedenstiften“, sondern er nimmt auch für sich eher Leiden in Kauf als Machtmittel zu gebrauchen und untersagt diese auch seinen Freunden. Statt dessen setzt Jesus auf Kommunikation, auf Verständigung, auf Beispiele besseren Lebens, auf Gemeinschaft, die auch Leiden miteinander erträgt und ver wandelt.

Die „Wiederentdeckung des Sozialen“ in den westlichen Gesellschaften gründet in der Erfahrung, dass letztlich auch in unserer nachmodernen Kultur niemand für sich alleine leben kann. Wir bleiben angewiesen auf andere Menschen, Generationen und Lebensräume. Dazu gehört, bisherige Grenzen immer wieder zu überschreiten, ohne andere zu verletzen oder um ihre Freiheitsräume zu bringen. Dies kann nur gelingen, wenn wir gemeinschaftlich nach Orientierung, nach gemeinsamen Maßstäben suchen. In unserer Tradition wird das gute Leben für alle oft „Gottes Reich“ genannt. Es geht über nationale, geographische, zeitliche und religiöse  Grenzen hinaus. Damit wir die damit verbundene Fülle von Freiheit erreichen können, lädt unser Glaube ein, uns an den Werten zu orientieren, die uns in der Bibel überliefert sind. Wir sind eingeladen, den Glauben unserer Mütter und Väter kennen zu lernen und im  Vertrauen auf Gottes Beistand eigene Erfahrungen zu machen. Für uns als Frauen gehört dazu auch, dass wir uns das religiöse Erbe unserer Ahninnen in den biblischen Glaubensgeschichten zurückerobern. So können wir etwa in den Frauengeschichten des Josuabuches die lebensschaffenden Alternativen zu kriegerischer Besetzungsvorstellung entdecken und benennen. Leben ist den jenigen möglich, die vom Bekenntnis zu Jahwe her handeln. (Vgl. Rahab, Josua 2, oder die fünf Töchter Zelofads, Josua 17,3-5.)

In diesem Sinne kann die Verheißung an Josua auch für uns Verheißung sein. Wenn wir uns an Gott binden, sind wir frei, unter allen Lebensumständen das zu tun, was dem Leben dient. Das kann bedeuten, dass wir uns für unsere Rechte stark machen, aber auch, dass wir auf unser Recht zugunsten einer größeren Gerechtigkeit verzichten. Gottes Gebot hilft uns zu entscheiden, was aktuell nötig ist. Gottes Beistandsver heißung stärkt uns darauf zu vertrauen, dass es möglich ist, mit allen Menschen in Frieden und Sicherheit zu leben. So können wir Hoffnung und Kraft einsetzen, um der aus den täglichen  Erfahrungen erwachsenden Resignation zu widersprechen und das Ziel der „Heimat in blühenden Gärten“ nicht aus dem Auge zu verlieren.

 

Für die Arbeit in der Gruppe

 

1 Jahreslosung mit Übersetzungen erschließen

Ziel: Die Frauen sollen die Absicht des Verses im Josuabuch nachvollziehen und für das eigene Leben aktualisieren. Dazu werden Töne und Zwischentöne der Jahreslosung gehört und spielerisch aufgenommen.

Zeit: ca. 60 -90 Minuten

Material: 6 Din-A3-Blätter, Eddings, ein großer Raum

Ablauf: Schreiben Sie die folgenden Übersetzungen groß auf je ein DIN-A3-Blatt und verteilen Sie die Blätter an sechs Teilnehmerinnen:

Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht. (Einheitsübersetzung 1980)
Ich lasse nicht von dir ab und verlasse dich nicht. (Bibel in gerechter Sprache, Praxiserprobung)

Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen. (Luther übersetzung 1984)
Ich will dich nicht verlassen noch preisgeben (Zürcher Bibel 1980)
Ich werde dich nicht aufgeben und dich nicht verlassen. (Gütersloher Erzählbibel 2004)
Niemals werde ich dir meine Hilfe entziehen, nie dich im Stich lassen. (Gute Nachricht Bibel 1997)

Bitten Sie die Frauen, „ihre“ Übersetzung von unterschiedlichen Stellen im Raum laut zu lesen.
Fordern Sie die übrigen Gruppenmitglieder auf, sich der Sprecherin zuzuordnen, deren Text sie besonders angesprochen hat – egal, ob er Zustimmung, Ablehnung oder auch Fragen bewirkte.

Die Frauen in den so gebildeten Kleingruppen tauschen miteinander aus: Worauf habe ich in diesem Satz reagiert? Wer sagt in meiner Vorstellung solch einen Satz? Wie klingt er für die, die diesen Satz hören? Was bedeutet er für sie?
Gibt es Unterschiede der Wahrnehmung in Gruppe (z.B. bedrohlich, ermutigend, tröstend)?
Anschließend entwickeln die Gruppen kleine Spielszenen zu ihrem Satz, in denen die gehörten Bedeutungsvarianten für andere nachvollziehbar werden. (z.B: Vater zu Sohn, Mutter zu Tochter, Liebespaar – am Anfang / am Ende der Beziehung…)

In der Gesamtgruppe werden die kleinen Szenen vorgespielt. Besprechen Sie miteinander:
Welche Zusammenhänge klingen an? In welchen Situationen erwarten wir von wem solche Worte?

Anschließend klären Sie, was Ihre Eindrücke wohl für den Ursprungszusammenhang (Gott spricht den Satz zu Josua, dem neuen Führer des Volkes Israel) bedeuten.
Bitten Sie danach einige Frauen, ihren Satz so zu sagen, als ob Gott
ihn spräche. Welche Resonanzen gibt es dazu in der Gruppe?

Abschließend fasst die Leiterin die Bibelarbeit der Gruppe mithilfe der Auslegung zusammen.

Segen:

Du Gott unseres Lebens
auf dieser Erde:
segne uns mit dem Vertrauen,
dass du uns begleitest
auf unserem Weg
im Durst zur Quelle
im Dunkel zum Licht
im Tod zum Leben. Amen.

Katja Süß, Quelle unbekannt



2 Meditation mit Erzählmöglichkeit

Ziel: Die TeilnehmerInnen entdecken die Zusage der Jahreslosung als bedeutsam für das eigene Leben. Dazu gehen sie dem eigenen Leben nach und erleben darin eine Mischung von Kontinuitäten, Vorgezeichnetem, Freiheit, Neuanfängen und Bewahrung.

Zeit: 45 Minuten; mit Erzählmöglichkeiten mind. 90 Min.

Material: großes blaues Tuch, selbstgebastelte Papierbojen mit Jahreszahlen, Stifte für jede TN, ein separater Stuhlkreis, evtl. CD-Player und klassische CD (für Tanz mit Pilgerschritt), ein großer Papierbogen mit dem Text der Jahreslosung

Einführung und Gespräch in der Gruppe:

Die Leiterin schreibt den Text der Losung auf ein großes Blatt Papier und spricht ihn. Sie fragt die Teilnehmerinnen, ob sie diesen Satz kennen bzw. wann sie ihn schon einmal in einer besonderen Situation gehört haben. Ggf. ergänzt sie und erzählt dann, in welchem ursprünglichen Zusammenhang die Jahreslosung steht. Danach lädt sie die Gruppe zu einer Meditation zur Jahreslosung in den extra gestellten Stuhlkreis ein.

Vorbereitung:
Legen Sie in die Mitte des Kreises ein großes blaues Tuch als Fluss. Auf das Tuch können Sie an verschiedenen Stellen geschnittene Bojen aus Papier legen, auf denen Jahreszahlen (1915 -1925 – 1935 – 1945 – 1955…) stehen. Legen Sie unter den Stuhl jeder Frau drei Papierbojen und einen Stift. Wenn möglich, legen Sie eine klassische Musik bereit, auf die Sie im Pilgerschritt tanzen können.

Meditation:
Bitten Sie die Frauen, sich bequem und aufrecht zu setzen und ruhig zu atmen; wer mag, kann eine kleine Entspannungsübung anbieten. Sprechen Sie dann in ruhigen Worten:

Wir wollen heute einen Moment auf unser Leben zurückblicken. Einiges ist uns im Laufe der Jahre widerfahren, vieles haben wir mitgemacht, manches konnten wir mitgestalten. Es gab gute und schwere Lebensabschnitte, Zeiten, an die wir uns gerne erinnern und Jahre, die wir fast vergessen haben.
Manchmal ist uns zumute gewesen, als stünden wir an einem Flussufer. Wir wussten nicht, was uns am anderen Ufer erwartet. Wir hatten Sorge, ob wir da überhaupt jemals ankommen, wie viel Kräfte wir auf dem Weg lassen würden, ob es sich überhaupt lohnt, diesen Weg hinüber zu gehen.

Wenn Sie mögen, können Sie jetzt bis zu 3 Bojen in den Fluss legen. Schreiben Sie Ihre persönlichen Jahreszahlen auf die eine Seite, auf die Rückseite das dazu gehörende Ereignis. Wählen Sie Jahre, die für Sie besonders wichtig waren, z.B. die Geburt des 1. Kindes, der Eintritt ins Rentenalter, der Beginn eines Ehrenamtes…

Ausreichend Zeit lassen, auch wenn  niemand schreibt! Notfalls gucken Sie
auf Ihre Uhr: mindestens 2-3 Minuten schweigen, wenn geschrieben wird,
eher 5 Minuten.

All das, was im Fluss liegt, ist gewesen. Schönes und Trauriges, Gelungenes und Missratenes. Es liegt hinter uns. Wir sind hindurch gegangen. Allein. Mit anderen. Mit Gott. Manchmal wussten wir nicht, wie es gehen sollte, aber irgendwie kamen wir wieder an neue Ufer.

Auch unser Glaube ist mit uns durch die Jahre gewandert. Manches ist gleich geblieben, manches hat sich mit der Zeit gewandelt. Vielleicht können wir heute sagen: Ich habe Gottes Zusage an Josua in meinem Leben erfahren: „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht“?

kurze Pause, ca. 1-2 Minuten

Manchmal stehen auch wir da wie Josua. Wir haben den Staub der Vergangenheit an den Füßen, mit allem, was wir schon erlebt haben, mit allem, was wir an Erfahrung gewonnen haben. Persönliche Lebenseinschnitte liegen hinter uns und geschichtliche Veränderungen.
Und doch sind wir unserer Sache nicht immer sicher. Fragen nach der Zukunft beunruhigen, die Ungewissheit wird übermächtig, die Angst ist allgegenwärtig, die Verantwortung für die nächsten Angehörigen und die nächsten Generationen drückend. Der Weg in die Zukunft bleibt ein Wagnis. Das war damals so. Das ist auch heute so.

Das Entscheidende ist: Wir sind nicht allein. Das soll über diesem Jahr stehen: Gott sagt uns zu, uns zu begleiten, gerade auch dann, wenn wir Sorge haben zu fallen, nicht mehr weiter wissen. Was in der Vergangenheit galt, gilt auch heute: Was kommt, steht unter der Verheißung Gottes. Deshalb können wir getrost ans andere Ufer blicken und zu neuen Ufern aufbrechen.

Bitten Sie die Frauen nun aufzustehen und mit Ihnen im Pilgerschritt durch den Fluss zu tanzen. Öffnen Sie dazu den Stuhlkreis dort, wo ein Ende des Flusses liegt, sodass Sie dort gemeinsam hinaus tanzen können, z.B. zum anderen Raum(teil), in dem Sie begonnen haben.

alternativ: Bitten Sie die Frauen aufzustehen und sprechen Ihnen einen Segen für das neue Jahr (siehe oben S. 10) zu.


Erzählmöglichkeiten:
Nutzen Sie die Pausenstellen, um über die persönlichen Lebensereignisse ins Gespräch zu kommen. Erklären Sie (vorher!), dass Sie meditativ ins Thema einführen wollen und es dann zweimal Gelegenheit gibt, von sich zu erzählen. Ab 12-15 Personen sollten dann Untergruppen von höchstens 6 Personen gebildet werden. Jede kann zu ihren Jahreszahlen bzw. Glaubenserfahrungen erzählen. Je nach Vertrautheit der Gruppe kann dies sehr intensiv werden. Deshalb sollte ausreichend Zeit (pro Phase mindestens 20 Min.) zur Verfügung stehen und der Zeitrahmen vorher benannt werden.

Anke Kreutz, Jg. 1962, ist Leitende Pfarrerin der Evangelischen Frauenhilfe im Rheinland und Mitglied im Vorstand der EFHiD.


Literatur
Walter Dietrich, Christian Link: Die dunklen Seiten Gottes. Willkür und Gewalt, Neukirchen-Vluyn 1995
Volkmar Fritz, Das Buch Josua (HAT I/7), Tübingen 1994
D. Richard Nelson, Joshua (OTL), Louisville 1997
Kerstin Ulrich, Das Buch Josua. Tradition und Gerechtigkeit. Vom Erbteil der Frauen, in: Kompendium Feministische Bibelauslegung, Gütersloh 1998

Ausgabenarchiv
Sie suchen eine Ausgabe?
Hier entlang
Suche
Sie suchen einen Artikel?
hier entlang